Augsburger Allgemeine (Land West)
Franz Josef Airbus
Titel-Thema Die Liebe des CSU-Politikers galt der Luft- und Raumfahrtindustrie. Die Erfolge dieser Politik sind bis heute sichtbar. Aber auch Skandale bleiben in Erinnerung
Augsburg Seinen letzten großen Auftritt hatte der Oberbayer Franz Josef Strauß in Schwaben. Er sollte zu seinem wirtschaftspolitischen Vermächtnis werden. Dabei trat der CSU-Mann am 30. September 1988 in Augsburg wohlgelaunt (was er nicht immer war) und in bester frotzelnder Redelust auf. Immer wieder applaudierten ihm die Gäste der Veranstaltung, vor allem wenn er die aus seiner Sicht „kleingeistigen und engstirnigen“Technikfeinde – gewohnt polemisch hoch dosiert – attackierte. Politik sei Bewegung in erschwerender Bürokratie, wandelte Strauß die Lehre des preußischen Generalmajors Carl von Clausewitz ab, nach der „Handeln im Kriege eine Bewegung im erschwerenden Mittel“sei. In solchen (bei ihm häufigen) Momenten satten Bildungsbürgertums sonnte sich der Metzgersohn aus der Münchner Schellingstraße in eigener Gelehrigkeit.
In Augsburg traf der 73-jährige Hobbypilot auf Verbündete – wie er Freunde der Luft- und Raumfahrtindustrie. Eben Menschen, die sich freuten, dass die Firma MAN Technologie, die heute MT Aerospace heißt, 135 Millionen D-Mark in eine neue Fertigungshalle investiert hat, in der Gehäuse für Feststoffraketen der Rakete Ariane 5 gebaut werden.
So herzlich aufgenommen, lobte Strauß sich selbst, weil er so früh auf die Luft- und Raumfahrtbranche gesetzt hat. Am Rande des Ereignisses ließ der Ministerpräsident seine Vorfreude auf kommenden Weidmannsspaß durchblicken. Strauß war von Fürst Johannes von Thurn und Taxis für den nächsten Tag nach Regensburg zur Hirschjagd geladen. So war das damals in Bay-
„Manchmal halte ich es mit Goethe: Nur Lumpen sind bescheiden.“