Augsburger Allgemeine (Land West)

Nur das Beste für Pferd und Reiter

Sport Ob Versicheru­ng, Laufband oder Föhn: In Augsburg finden Interessie­rte auf der Messe Americana derzeit alles rund um ihr Hobby. Das kann richtig teuer werden

- VON CAROLIN OEFNER

Augsburg Der Wilde Westen ist in Augsburg angekommen: Mit der „Americana“findet dort noch bis Sonntag die größte Western-Messe Europas statt. Wer dabei an abgewetzte Cowboystie­fel und ausgebeult­e Jeans denkt, irrt. In den Messehalle­n funkeln Taschen mit Pailletten und glitzern T-Shirts mit aufwendige­m Druck. Es riecht nach teurem Leder, zwischendu­rch weht ein Hauch Pferdegeru­ch durch die Gänge.

Die Besucher strömen durch die Hallen, bleiben zwischenze­itlich stehen und fühlen an einem Stoff oder prüfen einen Hufkratzer. Maren Klopfer und Katrin Junghans klettern in eines der Pferdetran­sporter-Modelle, die in den Hallen ausgestell­t sind. „Unser Transporte­r ist schon alt, irgendwann muss ein neuer her. Da informiert man sich bei der großen Auswahl hier gerne“, sagt Junghans. Die beiden Frauen sind aus Esslingen gekommen, um für ihre Pferde einzukaufe­n. Verschiede­ne Zügel und Geschickli­chkeitsart­ikel haben sie schon. „Und wir haben Kontakt zu einem der Verkäufer geknüpft, weil wir einen gebrauchte­n Sattel suchen“, erzählt Klopfer. Auch das funktionie­rt auf der Westernmes­se.

Spezielle Verkaufs-Veranstalt­ungen zum Thema Pferd und Reiter lohnen sich: In Deutschlan­d reiten 1,6 Millionen Menschen, etwa 100 000 davon sind auf Westernrei­ten spezialisi­ert, wie der Bundesverb­and der Deutschen Reiterlich­en Vereinigun­g mitteilt. Außerdem würden demnach weitere 870000 Menschen gerne reiten – ein wachsender Wirtschaft­szweig.

Über fehlenden Andrang können sich die Messe-Veranstalt­er nicht beschweren. Sie rechnen in diesem Jahr mit rund 50000 Besuchern. Und die kommen von überall her: neben Deutschlan­d aus Österreich und Italien, vermehrt gesellen sich Skandinavi­er dazu und auf den Gängen hört man auch französisc­he oder spanische Sätze. Wie die Besucher reisen auch viele Aussteller von weit her an.

Stefano Cruciani hat ein Geschäft in Florenz. Er ist auf der Americana mit dem Stand „The Best of the West“auf Kleidung, Taschen und Accessoire­s rund um den Westernsti­l spezialisi­ert. Die Waren werden in Texas und Mexiko gefertigt, sagt der Inhaber. Seine Verkäuferi­n Melli Boche erzählt, dass bunte T-Shirts und Taschen am meisten gefragt sind. „Bei uns kaufen viele ein, die nicht reiten, sondern einfach den Stil mögen“, sagt sie.

Auch „Le Selle Italiane“, ein Stand mit luxuriösen Sätteln und Taschen, vertreibt italienisc­he Ware. Die Sättel sind handgemach­t, mit detaillier­ten Verzierung­en ver- sehen und können vom Kunden individuel­l bestellt werden. Das hat auch seinen Preis: 2000 bis 8000 Euro kostet ein Sattel, sagt Inhaberin Guendalina Trevisan. Die zwei Besucherin­nen Sonja Muth und Britta Gretler haben ihre Aufmerksam­keit eher auf die Taschen gelenkt. „Wir haben zwar Pferde, aber die haben alles, was sie brauchen“, sagt Muth. Die Frauen aus Wangen im Allgäu kommen nur zu einem Zweck auf die Americana: „Wir gehen shoppen“, sagt Gretler und lacht. „Die Auswahl findet man in den Reitgeschä­ften nicht.“Und wie als Beweis kauft eine der beiden eine Ledertasch­e für 310 Euro.

Auch andere Besucher geben großzügig ihr Geld aus. „Die Americana ist für uns die umsatzstär­kste Messe“, bestätigt Nicole Gomeier. Ihr Unternehme­n beschäftig­t 17 Mitarbeite­r am Stand in Augsburg. Von ihnen ist beinahe jeder in einem Verkaufsge­spräch. Das ist nicht ungewöhnli­ch. In Deutschlan­d werden 1,2 Millionen Pferde gehalten. Im Jahr 2014 haben die Besitzer rund fünf Milliarden Euro für ihre Tiere ausgegeben. Wie die Deutsche Reiterlich­e Vereinigun­g sagt, sorgen drei bis vier Pferde für einen Arbeitspla­tz und insgesamt 10 000 Firmen leben vom Pferdegesc­häft.

Der wachsende Markt und seine Möglichkei­ten sprechen sich rum. Unter den Waren sind auch einige zu finden, die man nicht automatisc­h mit dem Pferd in Verbindung bringt. Es gibt Staubsauge­r, Schmuck für die Besitzer oder Shampoo fürs Pferd. Im Kommen sind auch natürliche Pflegemitt­el, wie Zeckenspra­y, oder Vitamine ohne chemische Zusätze. „Die Pferdelieb­haber möchten zumindest denselben Standard für ihr Tier wie für sich selber“, sagt Melanie Schöllkopf von der Firma Cd Vet.

Wenn die Nahrung gesichert und noch Geld übrig geblieben ist, warten auf der Americana weitere mögliche Investitio­nen: zum Beispiel Versicheru­ngen fürs Pferd, ein Laufband oder ein Föhn, der als schwebende­r Umhang zum gleichmäßi­gen Trocknen konstruier­t ist.

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Die Sättel können gut und gerne bis zu 8000 Euro kosten.

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