Augsburger Allgemeine (Land West)

Wenn der Sport zur Nebensache wird

Interview Formel-1-Pilot Nico Rosberg spricht über die Geburt seiner Tochter und warum er nicht will, dass sie jemals schnell Auto fährt. Für den Zweikampf mit dem Teamrivale­n Lewis Hamilton hat er ein ganz einfaches Rezept

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Herr Rosberg, erst einmal herzlichen Glückwunsc­h zum neuen Lebensabsc­hnitt mit Ihrer Tochter. Sie wirken gar nicht müde. Waren es nicht anstrengen­de Tage zuletzt? Rosberg: Danke. Wir haben ein Riesenglüc­k, dass wir so viel Unterstütz­ung haben von beiden Omas, aber hauptsächl­ich der Mutter von Vivian, das hilft so viel.

Wie haben Sie die vergangene­n Tage erlebt? Rosberg: Vor der Geburt einfach die Zeit zu zweit genießen, ganz easy. Vivian war total gut drauf, das war schön. Und dann die Geburt, die war sehr intensiv. Jetzt habe ich noch mehr Respekt für alle Mütter dieser Welt. Unglaublic­h, dass wir alle auf diesem Weg in die Welt gekommen sind. Dass alle Mütter da durch mussten, das ist unglaublic­h. Wahnsinn.

Waren Sie bei der Geburt dabei? Rosberg: Ja, es war total schön. Und sehr intensiv natürlich. Und dann die große Belohnung. Das macht einen einfach total glücklich. Das ist unglaublic­h.

Von wem kamen denn die ersten Glückwünsc­he? Rosberg: Erst mal von keinem, weil wir keinem etwas davon gesagt haben, nur den Eltern. Die kamen später noch im Kreißsaal vorbei. Als ich es dann mitgeteilt habe, kamen die Glückwünsc­he von allen Seiten. Die Anteilnahm­e daran ist sehr schön. Da wird ein richtig großes Ereignis daraus gemacht. Für viele Menschen ist so etwas Privates wie Hochzeit und Kind sehr interessan­t. Der Sport wird plötzlich zur völligen Nebensache.

Wie wird sich jetzt Ihr Leben verändern. Können Sie das jetzt schon absehen? Rosberg: Ich kann nur sagen, dass ich sehr glücklich bin. Mehr kann ich noch nicht sagen.

Haben Sie schon reagiert und ein größeres Privatauto gekauft? Rosberg: Das ist schon erledigt. Ich habe zwei Mercedes-Geländewäg­en bestellt Anfang des Jahres. Das ist besser. Da passt das ganze Gepäck problemlos rein.

Wie wichtig ist für Sie das private Glück, um auch im Beruf erfolgreic­h sein zu können? Rosberg: Für mich ist es sehr wichtig. Das tolle Gefühl einfach, bei meiner Familie zu sein, das ist sehr schön.

Sie waren mit Ihrem Vater Keke schon als Kind häufig an der Rennstreck­e. Planen Sie mit Ihrer Tochter Ähnliches? Rosberg: Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich möchte, dass sie irgendwann mal schnell Auto fährt. Aber das kann sich noch entwickeln. Momentan aber sollte es eher in die sichere Richtung gehen. Tennis finde ich super. Dann kann ich auch mitspielen.

Sind Sie talentiert im Tennis? Rosberg: Ich spiele okay. Wenn man gut Auto fahren kann, kann man auch gut Tennis und Golf spielen – das ist alles ähnlich.

Haben Sie an einem Rennwochen­ende spezielle Rituale, die Sie stets gleich machen? Rosberg: Ja, die Aufwärmpha­se zum Beispiel. Ich spiele immer mit Daniel, meinem Physiother­apeuten, Fußball. Wir halten den Ball in der Luft. Und immer von derselben Seite ins Auto steigen. Es gibt viele Rituale.

Haben Sie auch einen Glücksbrin­ger, den Sie immer bei sich tragen? Rosberg: Nein, weniger. Aber diesmal habe ich einen Plüschelef­anten von meiner Tochter dabei. Hoffentlic­h bringt er Glück.

Zuletzt gab es von Niki Lauda Kritik an Ihnen, Sie würden auf der Stelle treten, während sich Lewis Hamilton weiterentw­ickelt. Rosberg: Das habe ich nicht gehört, hat er mir auch nicht gesagt. Auf jeden Fall ist Lewis stärker gewesen in den letzten Rennen, das ist eindeutig. Aber ich glaube, ich war nie mehr als zwei Sekunden hinter ihm im Ziel, wann immer ich auch hinter ihm war. Von daher sind es Kleinigkei­ten. Und da muss ich versuchen, irgendwie noch ein bisschen zu finden. Aber er fährt super, und das ist nicht einfach für mich.

Wie schätzen Sie Ihre Chancen im Titelkampf ein? Wo müssen Sie ansetzen, um die Wende zu schaffen? Rosberg: Einfach weitermach­en. Das sind Kleinigkei­ten, das kann sich auch schnell drehen im Sport. Letztes Jahr war ich 29 Punkte vor- ne vor dem Rennen in Monza, nachdem ich bis zu dem Zeitpunkt eine starke Saison hatte. Und dann hat Lewis das noch rumgedreht. Und jetzt muss ich 28 Punkte auf Lewis aufholen und versuchen, das andersheru­m zu machen und immer weiter daran glauben.

Mit der Formel 1 haben Sie sich einen Traum erfüllt. Was wären Sie heute, wenn das nicht geklappt hätte? Rosberg: Tennisspie­ler…? ( lacht)

Wie wichtig sind für Sie die sozialen Medien wie Twitter und Facebook? Rosberg: Es ist schön, direkt mit den Menschen, die mich unterstütz­en, Kontakt zu haben. Das ist eine tolle Entwicklun­g, dass es so leicht ist, mit ihnen zu interagier­en.

Sie zeigen auch häufig Bilder aus Ihrem Privatlebe­n. Rosberg: Ich habe für mich den Weg gefunden, dass ich auch gerne mal ein paar private Sachen teile. Ich weiß, wie viel Spaß die Leute haben, auch an meinem Privatlebe­n teilhaben zu können.

Können Sie die perfekte Runde in der Formel 1 beschreibe­n? Rosberg: Die perfekte Runde existiert nicht. Das geht gar nicht. Das sind so viele Kleinigkei­ten, die dazu führen. Das ist unmöglich. Sogar die perfekte Kurve ist unmöglich. Obwohl, die kann vielleicht mal passieren. Sachen, die dein Auge aufnimmt, und Gefühle, die du dann aufnimmst und dann perfekt navigierst…

Können Sie beschreibe­n, was die Faszinatio­n Formel 1 ausmacht? Rosberg: Die Herausford­erung, dieses Limit zu finden. Und dann die Herausford­erung, die perfekte Runde immer wieder zu suchen. Dann der Kampf gegen alle anderen, um besser zu sein als alle anderen und zu gewinnen. Die Emotionen beim Gewinnen. Und das mit dem ganzen Team – wir sind ja so viele im Team, ich bin ja nicht alleine. Das sind viele Beispiele. Dann die Anteilnahm­e von Freunden, Familie, das mit denen zu teilen, das ist echt schön. Ein Riesenspaß einfach.

Was erwarten Sie von dem Wochenende in Monza? Rosberg: Wir haben das beste Auto, daher hoffe ich, dass es wieder einen Zweikampf gegen Lewis geben wird. Der Motor ist natürlich wichtig hier. Ich habe Mercedes-Power, das wird abgehen.

Interview: Marco Scheinhof ORennen

am Sonntag auf RTL

ab 14 Uhr live

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Foto: Andreas Solaro, afp Seit vergangene­r Woche stolzer Vater: Nico Rosberg.

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