Augsburger Allgemeine (Land West)

„Ein anderer Gegner wäre uns lieber“

Interview Was FCA-Manager Stefan Reuter vom nächsten Spiel gegen den FC Bayern hält, wie zufrieden er mit den Neuzugänge­n ist und wie er Formfehler bei Transfers vermeidet

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Zuletzt gab es die Diskussion, ob es nicht vernünftig­er wäre, wenn der Transferma­rkt im Fußball mit Saisonbegi­nn geschlosse­n wird. Was sagt der Manager des Bundesligi­sten FC Augsburg zu diesem Vorschlag? Reuter: Das halte ich sogar für äußerst sinnvoll. Aber dann müssten die anderen Länder das auch praktizier­en und das Transferfe­nster zum gleichen Zeitpunkt schließen. Sonst kann es passieren, dass ein Spieler weggeholt wird und wir dann nicht mehr reagieren können. Das muss internatio­nal abgestimmt sein.

Wie stressig waren für Sie die Tage bis zum Transfersc­hluss? Reuter: Es war sehr intensiv. Es werden in dieser Phase noch so viele Spieler angeboten. Man versucht sich natürlich damit zu beschäftig­en, denn es könnte ja sein, dass der dabei ist, der uns weiterbrin­gt. Im Nachgang sind wir sehr froh, dass wir Ja-Cheol Koo kurz vor Transferen­de noch bekommen haben und er wieder zurückgeke­hrt ist nach Augsburg. Koo hat sehr viel Akzeptanz in der Mannschaft und hatte durch seine guten Leistungen in der Saison 2012/13 entscheide­nden Anteil daran, dass wir überhaupt noch in der Bundesliga spielen. Wir haben jetzt mit Koo, Dong-Won Ji und Jeong-Ho Hong eine tolle südkoreani­sche Achse.

Wollte man mit diesem Transfer zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und hatte im Hinterkopf, dass mit der Verpflicht­ung von Koo auch Ji wieder in die Spur kommt? Reuter: Der Transfer von Koo wirkt sich sehr positiv auf Ji und Hong aus. Man merkt allen dreien an, wie sehr sie sich freuen, wieder zusammen in einer Mannschaft zu spielen. Koo hat ja bei seiner Rückkehr gesagt: Das ist wie nach Hause zu kommen. Das ist ein Riesenkomp­liment für den FCA. Dass wir drei aus einem Land haben, ist nicht unüblich. Zu meiner aktiven Zeit haben andere Teams auch schon mit solchen Blöcken gespielt. Zum Beispiel hatte der AC Mailand drei Holländer oder Inter spielte mit drei Deutschen.

Etwas komisch ist die Geschichte mit dem bisher dritten Torhüter Ioannis Gelios. Er wollte den Verein verlassen. Man hat ihn auch schon verabschie­det und jetzt wurde er wieder verpflicht­et? Reuter: Er ist nach der vergangene­n Saison zu uns gekommen und hat gesagt, dass er es gerne mal bei einem anderen Verein probieren möchte. Ein Wechsel hat sich dann aber zer- schlagen und er war ohne Verein. Er hat eine gute und stetige Entwicklun­g gezeigt, also bot es sich an, diese bei uns fortzusetz­en. Zudem können wir in der Europa League nur 21 Spieler in den Kader nehmen. Da er ein Local Player (bedeutet, ein Spieler aus dem eigenen Nachwuchs des FCA, Anm. d. Red.) ist, ist es möglich, ihn noch zusätzlich in den Kader zu nehmen. Unter anderem ist das für uns ein Vorteil.

Es waren auch sogenannte Kracher wie Claudio Pizarro oder Kevin Kuranyi auf dem Markt. Haben Sie mit diesen auch gesprochen? Reuter: Wir sprechen mit vielen und loten immer aus, wer uns im Rahmen unserer Möglichkei­ten weiterhelf­en könnte. Fest steht, dass wir unseren Weg weitergehe­n werden. Wir wollen vor allem ein stabiles Gebilde haben.

Man belächelt derzeit den Transfer von Kevin Großkreutz, der von Borussia Dortmund zu Galatasara­y Is- tanbul gewechselt ist. Wegen eines Formfehler­s bei der Abwicklung darf er bis Januar nicht spielen. Könnten dem FCA solche Fehler auch passieren? Reuter: Es passieren immer wieder Fehler. Diese sind für den Verein und vor allem für den Spieler sehr ärgerlich. Wir versuchen immer alles abzusicher­n, uns alles belegen zu lassen und die Formalien so früh wie möglich einzuleite­n.

Apropos Transfers. Der FCA hat auch Daniel Opare verpflicht­et von der zweiten Mannschaft des FC Porto. Aber er hat sich gleich verletzt. Was hat er genau? Reuter: Er hat eine Muskelverl­etzung und ist auf einem guten Weg. Es ist extrem ärgerlich, wenn ein neuer Spieler kommt und sich im ersten Training gleich verletzt. Man muss ihm jetzt einfach Zeit geben, damit er wieder fit zurückkomm­t.

Mit dem Saisonstar­t können Sie nicht zufrieden sein. Nur ein Punkt aus drei Spielen. Was lief falsch? Reuter: Wir hatten uns natürlich mehr vorgestell­t. Im letzten Spiel gegen Ingolstadt blieben wir klar unter unseren Möglichkei­ten. Oft haben wir aber auch gut gespielt, konnten uns aber nicht belohnen. Wir hatten immer wieder Pech mit Latte oder Pfosten und haben sehr gute Chancen liegen gelassen. In jedem Spiel haben wir bisher mindestens einen schweren Fehler gemacht, der bestraft wurde. Das ist eine schwierige Phase, aber aus der werden wir auch wieder herauskomm­en.

Und jetzt geht es nächsten Samstag ausgerechn­et zum FC Bayern ... Reuter: Fest steht, dass wir in München nichts zu verlieren haben. Wir werden alles geben, um vielleicht einen Punkt mit nach Hause zu nehmen. Aber natürlich wäre uns ein anderer Gegner gerade in dieser etwas schweren Situation lieber gewesen. Das Interview führte Wolfgang Langner.

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Foto: Ulrich Wagner FCA-Manager Stefan Reuter hat die anstrengen­de Transfer-Periode hinter sich gebracht und ist mit den Neuzugänge­n zufrieden. Nicht allerdings mit dem Start in die Bundesliga-Saison.

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