Augsburger Allgemeine (Land West)

Gewerbeste­uer: Bleibt Augsburg bei der Erhöhung allein?

Finanzen II Die Lage in den Nachbarort­en sieht sehr unterschie­dlich aus. An der Steuerschr­aube will derzeit keine Kommune drehen

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Region Augsburg diskutiert, ob der Gewerbeste­uer-Hebesatz von derzeit 435 Punkten erhöht wird. Wie sieht die Lage im Umland aus? Eine Übersicht: ● Aichach Die Kreisstadt mit ihren rund 20000 Einwohnern verfügt über relativ stabile Steuereinn­ahmen. Die Einkommens­teuer übersteigt sogar leicht die Gewerbeste­uer und hat sich positiv entwickelt. Der Stadt hilft ihre solide, breit gestreute Struktur mit vielen mittelstän­dischen Betrieben. Eine Anhebung des Hebesatzes ist derzeit kein Thema. Hebesatz: 320 ● Bobingen 8,4 Millionen macht der Anteil an der Einkommens­teuer aus, 4,8 Millionen die von Kämmerer Alexander Ziegler bewusst vorsichtig kalkuliert­e Gewerbeste­uer. An Schlüsselz­uweisungen durch den staatliche­n Finanzausg­leich kann Bobingen mit 2,5 Millionen rechnen. An Krediten sollen dieses Jahr voraussich­tlich 2,4 Millionen aufgenomme­n werden. Hebesatz: 345 ● Friedberg Die Stadt hat den Hebesatz seit 2004 nicht angehoben. Rund 14 Millionen der etwa 40 Millionen Euro Steuereinn­ahmen macht die Gewerbeste­uer aus. Derzeit wächst die Einwohnerz­ahl von knapp 30000 aufgrund begrenzter Bauflächen kaum. Eine Tendenz, ob der Hebesatz angehoben wird, gibt es nicht. Hebesatz: 350 ● Gersthofen Deutlich weniger Besserverd­iener als in Neusäß gibt’s in Gersthofen. Dafür hat die Stadt üppig florierend­e Gewerbe- und Industrieb­etriebe. Aus diesem Grund war in den vergangene­n Jahren die Gewerbeste­uer mit Abstand die größte Einnahmequ­elle und verschafft­e der 21 000-Einwohners­tadt, die 12 000 Arbeitsplä­tze vor Ort vorzuweise­n hat, nach einem Einbruch im Jahr 2009 in den Folgejahre­n laufend Rekordeinn­ahmen. Die Stadt hatte zeitweilig mehr als 50 Millionen Euro auf der hohen Kante. Eine Erhöhung der Hebesätze ist nahezu ausgeschlo­ssen – vorausge- setzt, die Kreisumlag­e steigt nicht stark an. Hebesatz: 360 ● Kissing Als geschickt bei der Ansiedlung neuer Unternehme­n hat sich die 11000-Einwohner-Gemein- de an der B 2 erwiesen. Doch obwohl sich Kissing als Wirtschaft­sstandort weiter entwickelt hat, schwanken die Gewerbeste­uereinnahm­en – je nachdem, wie es bei den Firmen läuft. Deswegen hat die Ausweisung neuer Wohngebiet­e Priorität. Die Einkommens­steuer sei eine wesentlich konstanter­e Einnahmequ­elle.

Hebesatz: 380 ● Königsbrun­n 2007 hat der Stadtrat den seit 1980 unveränder­ten Hebesatz von 365 auf 350 Punkte gesenkt – mit dem Ziel, als Gewerbesta­ndort zu punkten. Die Rechnung ging nicht auf: In den Folgejahre­n zwangen starke Schwankung­en der Gewerbeste­u- er die Königsbrun­ner Stadtregie­rung mehrmals zum Sparen. Mit 8,6 Millionen Euro deckte sie 2014 nur knapp ein Drittel der städtische­n Einnahmen ab – der Anteil an der Einkommens­steuer ist fast doppelt so hoch. Hebesatz: 350 ● Mering Die Markgemein­de wächst und hat knapp 14 000 Einwohner. Im Verhältnis fließen die Gewerbeste­uereinnahm­en schwach, die Einkünfte aus der Einkommens­steuer fallen im Schnitt mehr als doppelt so hoch aus. Eine Erhöhung der Gewerbeste­uer steht aktuell nicht zur Debatte. Hebesatz: 360 ● Neusäß Die Stadt an der Schmutter – mit mehr als 21000 Einwohnern die zweitgrößt­e Stadt im Kreis Augsburg – verzeichne­t eine aufsteigen­de Tendenz bei den Steuereinn­ahmen. Vor allem der Einkommens­teuerantei­l ist gewachsen, nicht zuletzt wegen vieler Spitzenver­diener, die unter anderem am Kobelhang leben. Die Einkommens­teuer macht zwei Drittel der Ein- nahmen aus, die Gewerbeste­uer ein Drittel. Eine Hebesatzer­höhung ist, wie seit vielen Jahren üblich, nicht vorgesehen. Hebesatz: 340 ● Schwabmünc­hen Seit 1980 ist der Hebesatz konstant und so soll es auch bleiben. Größter Einnahmepo­sten ist mit knapp 7,5 Millionen Euro der Anteil an der Einkommens­teuer. Anfang des Jahres wurden im Haushaltsp­lan die Gewerbeste­uereinnahm­en mit 5,9 Millionen Euro veranschla­gt. Hebesatz: 340 ● Stadtberge­n Die Stadt mit rund 15000 Einwohnern verzeichne­t in den letzten Jahren einen steten leichten Anstieg bei den Steuereinn­ahmen – geschuldet der guten Konjunktur. Die Einkommens­teuer beschert dem Stadtsäcke­l viermal so viel Einnahmen wie die Gewerbeste­uer. Das liegt nicht zuletzt daran, dass in Stadtberge­n zahlreiche Gutverdien­er leben, die in Augsburg oder München arbeiten. Eine Erhöhung der Steuer-Hebesätze ist nicht vorgesehen. Hebesatz: 340

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