Augsburger Allgemeine (Land West)

Augsburg muss besser wirtschaft­en

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Es spielt eine Rolle, ob man in einer armen oder reichen Kommune lebt. In welchem Zustand sind Schulen und Kindergärt­en? Gibt es genügend Sportstätt­en? Wie attraktiv ist das kulturelle Angebot?

All das kostet Geld. Und auf Dauer kann nur ausgegeben werden, was auf der anderen Seite in die Kassen fließt. Die Einzahler sind vor allem Bürger und Firmen, die Steuern und Gebühren überweisen.

Und hier liegt das Problem Nummer eins in der Region. Wir leben alle in einem Großraum, doch das Geld ist ungleich verteilt. Augsburg ist wegen ihrer Bevölkerun­gsstruktur als traditione­lle Arbeiterst­adt eher finanzschw­ach. Umlandkomm­unen wie Gersthofen schwimmen im Geld, auch weil sie verkehrsgü­nstig liegen und erfolgreic­he Firmen angesiedel­t haben.

Aus Augsburger Sicht rächt sich, dass bei der bayerische­n Gebietsref­orm Anfang der siebziger Jahre nur Haunstette­n, Göggingen, Inningen und Bergheim eingemeind­et wurden. Speckgürte­l-Städte wie Gersthofen oder Neusäß blieben eigenständ­ig, worauf die Bewohner auch größten Wert legen.

Augsburg wäre durch die Hinzunahme des Speckgürte­ls finanziell gesünder. Die Umlandkomm­unen hätten nicht mehr ganz so viel Geld auf dem Konto. Deshalb wird sich an den Grenzen nichts ändern.

Die Augsburger Stadtregie­rung muss also Problem Nummer zwei lösen: Sie muss endlich vernünftig­er wirtschaft­en. Das heißt: Einnahmen wie die Gewerbeste­uer durch Erhöhung der Hebesätze oder die Ansiedlung zusätzlich­er Unternehme­n steigern. Und künftig nur Geld ausgeben, das sie hat.

Das sollte eine Selbstvers­tändlichke­it sein. Ist es aber nicht. Über 300 Millionen Euro Schulden sind ein Zeichen unsoliden Wirtschaft­ens. Die Regierung von Schwaben hat die Stadtspitz­e um Kurt Gribl ziemlich gerüffelt und der Oberbürger­meister stellt jetzt alle Projekte auf den Prüfstand.

Für die Augsburger ist das keine gute Nachricht. Denn es spielt eine Rolle, ob man in einer reichen oder armen Stadt lebt.

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