Augsburger Allgemeine (Land West)
Bürger reden übers Theater
Jeder kann ab Herbst Anregungen und Kritik einbringen
Das Theater Augsburg wird zum Bürgerbeteiligungsprojekt: Jeder, der Interesse hat, kann sich an der Diskussion um die Zukunft des Dreispartenhauses beteiligen. Die Stadt lässt sich diesen Prozess 85 000 Euro kosten. Der Startschuss fällt im Oktober oder November.
Vorstellen kann man sich das Projekt ungefähr so: Bei Bürgerbefragungen und in Workshops können Anregungen, Kritik und Vorschläge zur Zukunft des Theaters „abgegeben“werden. Brauchen wir noch alle drei Sparten? Sollte das Theater in den Stadtteilen präsenter sein? Welches Programm ist gewünscht? Diese und andere Fragen könnten Thema sein.
Die Ergebnisse dieses Diskurses werden der Meinung von Experten gegenübergestellt. Zahlreiche Städte haben sich in letzter Zeit mit Kulturentwicklungsprogrammen beschäftigt und in diesem Zusammenhang auch ihre Theater unter die Lupe genommen. Es gibt deshalb viele Erfahrungen und viele Experten, die sich mit der Thematik auskennen. Sie sollen sich, unter anderem im Rahmen einer Tagung, in Augsburg austauschen.
Die Theatersanierung wird sich wohl nicht verzögern
Die Ergebnisse der Debatte sollen in die Neukonzeption des Theaterstandortes einfließen. Für die geplante Sanierung bedeutet dies laut Kulturreferent Thomas Weitzel zunächst keinen Aufschub: Das Ensemble wird 2017 aus dem Großen Haus ausziehen und im Kongress am Park spielen. Im Großen Haus können dann erste Sanierungsarbeiten stattfinden. Laut Weitzel werden dies nur Maßnahmen sein, die ohnehin nötig sind. Man werde keine vollendeten Tatsachen schaffen, bevor der Bürgerbeteiligungsprozess nicht abgeschlossen ist.
Wie lange diese Phase dauert, kann Weitzel nicht einschätzen. Ursprünglich war angepeilt, bereits im Februar 2016 belastbare Ergebnisse zu haben. „Das werden wir aber wohl nicht schaffen“, sagte Weitzel gestern. Ein erster Schritt ist dennoch getan: Die Stadt hat sich auf ein Team von drei Experten geeinigt, das die Zukunftswerkstatt Theater leiten und moderieren wird: Dr. Bastian Lange, der für Augsburg bereits die Zukunftswerkstatt Gaskessel leitete, Dr. Patrick S. Föhl und Tina Gadow. In der Verwaltung des Kulturreferates wird eine zusätzliche halbe Stelle geschaffen, um den Prozess entsprechend begleiten zu können.
Die Zukunftswerkstatt ist übrigens Teil eines größer angelegten Stadtentwicklungskonzeptes, an dem Augsburg derzeit arbeitet. Die Kultur nimmt darin eine besondere Position ein. Dass man sich zunächst intensiv mit dem Theater beschäftigt, hängt mit der anstehenden Sanierung zusammen. Später werden auch andere Bereiche wie die Kunstsammlungen und andere Kultureinrichtungen beleuchtet.