Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Plärrer braucht eine große Zugnummer
Diese Woche Eigentlich stimmt alles auf dem Festplatz. Die Mischung ist gut. Doch es fehlt eine Attraktion, die alleine schon dafür sorgt, dass die Besucher kommen. Ein Blick zurück zeigt, wie es gehen könnte
Der Plärrer ist ein Fest zum Wohlfühlen – seit einigen Jahren ist das schon so. Selbstverständlich ist das nicht. Es gab auch Zeiten, da war die Stimmung vor allem abends auf dem Festplatz öfter mal angespannt und aggressiv. Das hat sich gewandelt – dank des Einsatzes von Schaustellern, Festwirten, Stadt und Polizei. Der Plärrer ist wieder ein Familienfest. Und obwohl abends die Zelte oft voll sind, sind Pöbeleien oder gar Schlägereien die Ausnahme. Auch auf diesem Herbstplärrer ist die Stimmung wieder gut. Doch in der ersten Woche schien der Motor des Volksfestes noch zu stottern. Nach einem fulminanten Auftaktabend mit vielen Besuchern ist der Zustrom etwas versiegt. Das Wetter spielte dabei – wie immer – eine entscheidende Rolle. Erst war es viel zu heiß und dann kam eine ziemlich kalte Dusche. Beides ist nicht ideal für ein Volksfest, das – da sind sich die meisten Schausteller einig – eigentlich bei 20 Grad und Sonne am besten läuft. Zudem sind wohl noch einige Augsburger, gerade Familien mit Kindern, in den Sommerferien.
Die Debatte um die Ferien gibt es immer wieder. Sollte man den Plärrer so legen, dass zumindest die zweite Woche nicht in die Som- merferien fällt? Das ist nicht so einfach, wie es klingt. Ein Problem dabei ist: Der Plärrer würde nah an den Oktoberfesttermin rutschen. Teils gäbe es sogar Überschneidungen. Fahrgeschäfte, die auch auf dem Oktoberfest stehen, würden dann um Augsburg wohl einen Bogen machen.
Doch es könnte noch einen anderen Grund geben, warum der Plärrer zwar solide läuft – aber in diesem Herbst noch keinen ganz großen Ansturm erlebt. Die Attraktionen sind gut gemischt. Es gibt für jedes Alter auf dem Volksfest etwas zu erleben. Die meisten Fahrgeschäfte sind altbekannt. Das muss nicht schlecht sein. Doch die große Zugnummer, die allein schon dafür sorgt, dass man sich für einen Besuch entscheidet, gibt es nicht. Eine Achterbahn etwa, einen großen Freifallturm oder auch – wie vor einem Jahr – ein eigener historischer Bereich. Gerade der historische Plärrer war ein echter Besuchermagnet. Er lockte alle Generationen an. Großeltern standen mit ihren Enkelkindern vor der historischen Rutsche und erzählten davon, wie es früher war auf dem Plärrer.
Die Schausteller sagen, ein historischer Plärrer sei nicht jedes Jahr zu stemmen. Der Aufwand – auch der finanzielle – sei zu groß. Dennoch sollte man das Projekt nicht einfach zu den Akten legen. Wenn die Betreiber der ganz großen Attraktionen wie Achterbahnen offenbar einfach nicht nach Augsburg kommen wollen, weil das Fest für sie nicht attraktiv genug ist – ein historischer Plärrer müsste sich doch eher wieder realisieren lassen. Der Erfolg der „Oiden Wiesn“auf dem Münchner Oktoberfest, die ebenfalls zur Dauereinrichtung geworden ist, zeigt das beispielhaft.
Eines wissen die Schausteller mit ihren teils sehr langen Familientraditionen besser als viele andere Branchen: Man muss sich immer wieder verändern, um erfolgreich zu bleiben. Der Plärrer hat das immer geschafft.
Die „Oide Wiesn“in München als Vorbild?