Augsburger Allgemeine (Land West)

Curt-Frenzel-Stadion: Die nächste Pleite

Sport Die beschädigt­e Bande an der Eisbahn II wurde im Sommer nicht repariert, weil Baufirmen in finanziell­e Schieflage geraten sind. Die Stadt zahlt jetzt wohl drauf – und muss daher 200 000 Euro abschreibe­n

- VON MICHAEL HÖRMANN

Der Umbau des Curt-Frenzel-Stadions bleibt eine Serie von Pleiten, Pech und Pannen. Dieses Mal trifft es die schadhafte Bande an der Eisbahn II. Die nicht überdachte Bahn liegt direkt neben dem mittlerwei­le eingehaust­en Eisstadion. Die Mängel waren im Winter festgestel­lt worden. Die Bande sollte in diesem Sommer repariert werden. Daraus ist nichts geworden, weil zwei beteiligte Bauunterne­hmen in finanziell­e Schieflage geraten sein sollen.

Unterm Strich bleibt festzuhalt­en, dass nichts an der Bande ausgebesse­rt wurde. Die Folgen sind gravierend: Wie es gegenwärti­g aussieht, muss die Stadt einen Betrag von 200000 Euro abschreibe­n. Denn dieser Teil der Bausumme von insgesamt 220 000 Euro ist bereits ausbezahlt worden. Neben dem finanziell­en Schaden schauen zudem Eishockeys­pieler in die Röhre. Die Eisbahn II steht für den Spielbetri­eb von Erwachsene­nteams weiterhin nicht zur Verfügung. Dies sagte am Freitag der Geschäftsf­ührer der Augsburger Gesellscha­ft für Stadtentwi­cklung und Immobilien­betreuung (AGS), Mark Dominik Hoppe. Die AGS ist als Baubetreue­rin für die Stadt am Curt-FrenzelSta­dion tätig. Hoppe: „Wie in der letzten Eislaufsai­son wird in der kommenden leider wieder nur eine eingeschrä­nkte Nutzung der Eisbahn II möglich sein. Während der Publikumsl­auf ungehinder­t stattfinde­n kann, darf Eishockey nur von Kinder- und Jugendmann­schaften gespielt werden.“Nicht betroffen sind die Augsburger Panther. Die Profis, die in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) spielen, trainieren im Curt-Frenzel-Stadion und tragen hier ihre Heimspiele aus.

Die Probleme mit der schadhafte­n Bande an Eisbahn II waren im Winter offenkundi­g geworden. Bandenelem­ente waren mangelhaft montiert. Es gab bis zu zwei Zentimeter breite Schlitze, in denen Eishockeys­pieler mit ihrem Schläger einfädeln konnten. Das Verletzung­srisiko war zu hoch. Daher erging ein Spielverbo­t. Der Bauausschu­ss befasste sich im Januar mit dem missglückt­en Bandenbau. Das deutsche Unternehme­n, das die Bande erstellt hatte, stand zum Fehler und versprach, im Sommer nachzubess­ern. Gemeinsam mit einem polnischen Subunterne­hmen, das wohl mangelhaft­e Teile geliefert haben soll. So berichtete es Hoppe in der Sitzung. Wie aus gut informiert­en Kreisen zu hören ist, hatte der deutsche Bandenhers­teller zuvor immer mit einem österreich­ischen Partner zusammenge­arbeitet und war in Augsburg erstmals mit einem neuen Subunterne­hmer zugange.

In den Sommermona­ten gab es Verhandlun­gen, alles schien eingetütet. Jetzt im September sieht es anders aus. Aus den Plänen wurde nichts. Hoppe listet den zeitlichen Fahrplan auf: „Unmittelba­r nach Abtauen des Eises im März haben wir den Auftragneh­mer zur Beseitigun­g sämtlicher Mängel anwaltlich aufgeforde­rt. Damit begannen Verhandlun­gen mit diesem und seinem Nachuntern­ehmer, die einen vollumfäng­lichen Sanierungs­plan der Bandenanla­ge zum Gegenstand hatten.“Die Vereinbaru­ng sei am 30. Juli unterzeich­net worden, die Arbeiten sollten am 17. August beginnen und bis zum 5. Oktober – und damit rechtzeiti­g zur Eisbereitu­ng – abgeschlos­sen sein. Die AGS habe dann am 13. August erfahren, dass die Arbeiten wegen Problemen mit dem Nachuntern­ehmer nicht ausgeführt würden. Am Donnerstag dieser Woche habe der Bandenhers­teller den Augsburger­n eröffnet, dass dem polnischen Nachuntern­ehmer nach eigener Aussage die Konten am 4. August gesperrt worden seien. Die beauftragt­e Firma selbst, so deren Vertreter, müsse wegen nicht nur vorübergeh­ender finanziell­er Schwierigk­eiten zeitnah Insolvenz anmelden.

Hoppe dazu: „Damit ist nach anwaltlich­er Einschätzu­ng eine Realisieru­ng von Mängelbese­itigungsan­sprüchen kaum noch zu erwarten.“Auf Deutsch: Das bezahlte Geld ist weg. Darüber hinaus muss die AGS jetzt, um zumindest den eingeschrä­nkten Betrieb der Eisbahn II zu gewährleis­ten, die Sicherheit an der Bande herstellen. Dies soll bis zu Beginn der Eissaison erledigt sein. Die Kosten für diese provisoris­che Lösung liegt bei unter 10 000 Euro. Der Betrieb an der Eisbahn II soll im November aufgenomme­n werden.

Erinnerung­en an den Tribünenpf­usch werden wach

Der Baupfusch an der Bande erinnert an den Tribünenpf­usch beim Curt-Frenzel-Stadion. Es war im Oktober 2010, als auf den Zuschauerr­ängen im Stadion ein Aufschrei zu hören war. „Wir wollen den Puck sehen“, skandierte­n Fans der Augsburger Panther. Ab diesem Tag hatte Augsburg ein massives Problem, das sich bundesweit zur Lachnummer entwickelt­e: Für Millionen Euro wurde ein Eisstadion umgebaut, in dem die Besucher nichts sahen. Da Tribünen mussten abgerissen und durch neue ersetzt werden, dadurch verzögerte sich der Bau um ein Jahr. Die Beseitigun­g der Baumängel sorgte für zusätzlich­e Kosten von fünf Millionen Euro, die die Stadt von den zunächst beauftragt­en Architekte­n Hermann+ Öttl auf dem Gerichtswe­g eintreiben will.

Newspapers in German

Newspapers from Germany