Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Mühlbach wird zum Erlebnis- und Erholungsort
Umbau Die Umwandlung des ehemaligen Fabrikkanals in ein naturnahes Gewässer ist nahezu abgeschlossen
Augsburg-Pfersee Mit Riesenschritten gehen die Arbeiten am Mühlbachpark voran. Voraussichtlich in vier Wochen werden sie abgeschlossen sein, schätzt Friedrich Pimpl vom Grünamt. Mit der Anlage entsteht ein durchgehender Grünzug von der Augsburger Straße bis zum Eisernen Steg an der Wertach. Breite, gut gehbare Wege begleiten den Mühlbach entlang seines neu gestalteten Bettes. Außerdem entstehen unterschiedliche Ruhe- und Erlebniszonen.
Bereits in den vergangenen beiden Jahren hat das Tiefbauamt den Mühlbach von einem ehemaligen Fabrikkanal in einen „echten“Bach zurückverwandelt. Befreit von sei- nen morschen hölzernen Einfassungen, erhielt er ein naturnahes, mit Wasserbausteinen befestigtes Bachbett. In die früher kerzengeraden Ufer wurden Einbuchtungen gegraben, in derem flachen, langsam fließenden Wasser sich kleinere Fische, Flusskrebse und Wassertiere ansiedeln können. So wie es bis zum Jahr 1885, also vor 130 Jahren, der Fall war.
Bis damals diente der Mühlbach vor allem der ehemaligen Pferseer Mühle zum Antrieb seines Wasserrades. Dann wurde der Bach mit Holzwänden zu einem Kanal umgebaut, um die damals neu entstandenen Fabriken – vor allem der Textilindustrie – mit Energie zu versorgen. Entlang des Baches baute die Localbahn ein bis in die 1970er-Jahre genutztes Gleis.
All das ist Geschichte. Nur der Mühlbach blieb, was er war: Ein Kanal, den so niemand mehr benötigte. Als die Holzwände total marode geworden waren, nutzten Tiefbau- und Grünamt die Gelegenheit, das Bachbett in seine heutige Form zu bringen. Für die Localbahntrasse und die verwilderten Flächen im Bereich der Adlhochschule entwickelte Landschaftsarchitekt Reinhard Baldauf ein Gestaltungskonzept, das die Ideen des Projektes „Wertach vital“aufnimmt und fortführt.
So wurde der Hauptweg zwischen Eisernem Steg und Ludwig-ThomaStraße mit grobem Schotter eingefasst. Für die Wege wurde ein grobes Sandmaterial eingebaut, das seine Festigkeit durch ein Bindemittel aus Algen erhält. „Dadurch versickert bei Regen das meiste Wasser und es bleiben kaum Pfützen zurück“, erläutert Pimpl. Das Material werde so fest, dass es auch die Belastungen von Kinderwagen, Rollstühlen und Fahrrädern verträgt.
Wo es der Platz zuließ, entstanden kleinere Oasen zum Ausruhen. Statt Bänken wurden dort meist große Steinblöcke als Sitzgelegenheiten platziert. Sie werden noch Auflagen aus Holz erhalten. Auf Höhe der Ludwig-Thoma-Straße haben die Landschaftsbauer einen mit Holzschnitzeln befestigten Pfad angelegt, der zwischen Bäumen und Buschwerk bis direkt an das Bachbett führt, „Damit wollen wir ein besonders naturnahes Erleben ermöglichen – abgeschirmt von dem Betrieb auf dem Hauptweg“, so Pimpl.
Am anderen Ende des jetzt gebauten Mühlbachweges, im Bereich der Gollwitzerstraße, liegt ein großer Platz mit einer Sandfläche in der Mitte. Er ist für Boule- und Bocciaspieler gedacht, doch er eignet sich auch zum Bolzen oder für andere Sportarten.
Derzeit wird noch am letzten Teilstück an der linken Bachseite zwischen der Hans-Adlhoch-Schule und der Chemnitzer Straße gearbeitet. Dort entstehen neben befestigten Wegen ein „Atrium“mit Sitzgelegenheiten und ein Lehrgarten mit einheimischen Gehölzen, den auch die Schulklassen für Unterricht im Freien nutzen können.
Da der Wertachweg nach dem Städtebauförderungsgesetz mit 60 Prozent der Baukosten gefördert wird, wird die Stadt die Anwohner nicht zur Kasse bitten.
Trotz der unerwartet hohen Ausgaben für die Entsorgung von 600 Kubikmetern belastetem Erdreich werden die geplanten Kosten von 370 000 Euro nicht überschritten werden, so Friedrich Pimpl. Einige Details konnten allerdings nicht verwirklicht werden. So wird der Brunnen in der Mauer der Adlhochschule auch weiterhin nicht sprudeln.
Früher musste der Kanal vor allem die Textilfabriken mit Energie versorgen