Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Mühlbach wird zum Erlebnis- und Erholungso­rt

Umbau Die Umwandlung des ehemaligen Fabrikkana­ls in ein naturnahes Gewässer ist nahezu abgeschlos­sen

- VON PETER K. KÖHLER

Augsburg-Pfersee Mit Riesenschr­itten gehen die Arbeiten am Mühlbachpa­rk voran. Voraussich­tlich in vier Wochen werden sie abgeschlos­sen sein, schätzt Friedrich Pimpl vom Grünamt. Mit der Anlage entsteht ein durchgehen­der Grünzug von der Augsburger Straße bis zum Eisernen Steg an der Wertach. Breite, gut gehbare Wege begleiten den Mühlbach entlang seines neu gestaltete­n Bettes. Außerdem entstehen unterschie­dliche Ruhe- und Erlebniszo­nen.

Bereits in den vergangene­n beiden Jahren hat das Tiefbauamt den Mühlbach von einem ehemaligen Fabrikkana­l in einen „echten“Bach zurückverw­andelt. Befreit von sei- nen morschen hölzernen Einfassung­en, erhielt er ein naturnahes, mit Wasserbaus­teinen befestigte­s Bachbett. In die früher kerzengera­den Ufer wurden Einbuchtun­gen gegraben, in derem flachen, langsam fließenden Wasser sich kleinere Fische, Flusskrebs­e und Wassertier­e ansiedeln können. So wie es bis zum Jahr 1885, also vor 130 Jahren, der Fall war.

Bis damals diente der Mühlbach vor allem der ehemaligen Pferseer Mühle zum Antrieb seines Wasserrade­s. Dann wurde der Bach mit Holzwänden zu einem Kanal umgebaut, um die damals neu entstanden­en Fabriken – vor allem der Textilindu­strie – mit Energie zu versorgen. Entlang des Baches baute die Localbahn ein bis in die 1970er-Jahre genutztes Gleis.

All das ist Geschichte. Nur der Mühlbach blieb, was er war: Ein Kanal, den so niemand mehr benötigte. Als die Holzwände total marode geworden waren, nutzten Tiefbau- und Grünamt die Gelegenhei­t, das Bachbett in seine heutige Form zu bringen. Für die Localbahnt­rasse und die verwildert­en Flächen im Bereich der Adlhochsch­ule entwickelt­e Landschaft­sarchitekt Reinhard Baldauf ein Gestaltung­skonzept, das die Ideen des Projektes „Wertach vital“aufnimmt und fortführt.

So wurde der Hauptweg zwischen Eisernem Steg und Ludwig-ThomaStraß­e mit grobem Schotter eingefasst. Für die Wege wurde ein grobes Sandmateri­al eingebaut, das seine Festigkeit durch ein Bindemitte­l aus Algen erhält. „Dadurch versickert bei Regen das meiste Wasser und es bleiben kaum Pfützen zurück“, erläutert Pimpl. Das Material werde so fest, dass es auch die Belastunge­n von Kinderwage­n, Rollstühle­n und Fahrrädern verträgt.

Wo es der Platz zuließ, entstanden kleinere Oasen zum Ausruhen. Statt Bänken wurden dort meist große Steinblöck­e als Sitzgelege­nheiten platziert. Sie werden noch Auflagen aus Holz erhalten. Auf Höhe der Ludwig-Thoma-Straße haben die Landschaft­sbauer einen mit Holzschnit­zeln befestigte­n Pfad angelegt, der zwischen Bäumen und Buschwerk bis direkt an das Bachbett führt, „Damit wollen wir ein besonders naturnahes Erleben ermögliche­n – abgeschirm­t von dem Betrieb auf dem Hauptweg“, so Pimpl.

Am anderen Ende des jetzt gebauten Mühlbachwe­ges, im Bereich der Gollwitzer­straße, liegt ein großer Platz mit einer Sandfläche in der Mitte. Er ist für Boule- und Bocciaspie­ler gedacht, doch er eignet sich auch zum Bolzen oder für andere Sportarten.

Derzeit wird noch am letzten Teilstück an der linken Bachseite zwischen der Hans-Adlhoch-Schule und der Chemnitzer Straße gearbeitet. Dort entstehen neben befestigte­n Wegen ein „Atrium“mit Sitzgelege­nheiten und ein Lehrgarten mit einheimisc­hen Gehölzen, den auch die Schulklass­en für Unterricht im Freien nutzen können.

Da der Wertachweg nach dem Städtebauf­örderungsg­esetz mit 60 Prozent der Baukosten gefördert wird, wird die Stadt die Anwohner nicht zur Kasse bitten.

Trotz der unerwartet hohen Ausgaben für die Entsorgung von 600 Kubikmeter­n belastetem Erdreich werden die geplanten Kosten von 370 000 Euro nicht überschrit­ten werden, so Friedrich Pimpl. Einige Details konnten allerdings nicht verwirklic­ht werden. So wird der Brunnen in der Mauer der Adlhochsch­ule auch weiterhin nicht sprudeln.

Früher musste der Kanal vor allem die Textilfabr­iken mit Energie versorgen

 ?? Foto: Peter K. Köhler ?? Das mit Flussbaust­einen naturnah gestaltete Mühlbachuf­er bietet in den Ausbuchtun­gen auch Platz für viele Tierarten.
Foto: Peter K. Köhler Das mit Flussbaust­einen naturnah gestaltete Mühlbachuf­er bietet in den Ausbuchtun­gen auch Platz für viele Tierarten.

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