Augsburger Allgemeine (Land West)
Meister werden zu Managern
Arbeitsmarkt Eine neue Studie zeigt, dass viele Beschäftigte mit Berufsausbildung in Führungspositionen aufsteigen. In manchen Bereichen kommen sie sogar häufiger nach oben als Hochschulabsolventen
Augsburg Wer wird zum Chef? Dieser spannenden Frage ging eine Studie der Industrie- und Handelskammer Schwaben nach. 320 schwäbische Unternehmen nahmen an der Umfrage teil, die den Werdegang von Führungskräften untersuchte. Dabei handelt es sich um Beschäftigte, die Personal- oder Budgetverantwortung tragen. Das Ergebnis überrascht: Eine Menge Führungskräfte haben nicht studiert. Dafür hatten viele eine Berufsausbildung absolviert und sich danach weitergebildet, etwa zum Meister oder zum staatlich geprüften Techniker. Mit solchen Qualifizierungen haben Beschäftigte der Studie zufolge sogar bessere Chancen auf eine Führungsposition als mit einem Studium.
Zwar gibt es in den untersuchten Firmen genauso viele Führungskräfte, die studiert haben, wie solche, die sich nach einer Berufsausbildung weiterqualifiziert haben. Der Anteil der beiden Gruppen bei den leitenden Angestellten liegt bei jeweils 36 Prozent. Doch unter allen bayerischen Beschäftigten haben viel mehr Menschen studiert (14 Prozent), als eine Lehre mit anschließender Weiterbildung absolviert (fünf Prozent). Der letztgenannte Bildungsweg führt wahrscheinlicher in die Führungsetage.
Das gilt besonders im Handel. In dieser Branche sind etwa 40 Prozent der Chefs Fachwirte, Meister oder Techniker. Der Anteil der Akademiker hingegen liegt gerade mal bei 20 Prozent. Ganz anders sieht es in der Finanzbranche und bei sonstigen Dienstleistungen aus.
Dort ist jede zweite Führungs- kraft Akademiker. Ganz oben, in der Geschäftsleitung, steigt dann branchenübergreifend der Anteil der Uni- und Hochschulabsolventen. Aber auch dort finden sich noch viele, die eine berufliche Ausbildung ohne Studium absolviert hatten. Zeigt die Studie also, dass sich ein Studium gar nicht so sehr lohnt?
Nicht unbedingt. Der Führungskräfte-Experte Denis Jeanson von der Beratungsfirma Kienbaum macht darauf aufmerksam, dass die meisten Firmen, die an der Studie teilnahmen, relativ klein sind. So haben 45 Prozent der Unternehmen zwischen 20 und 100 Mitarbeiter. In solchen Firmen sei es üblich, dort ausgebildete Fachkräfte zu Führungskräften zu machen, sagt Jeanson. In kleinen Firmen werde zudem der Praxisbezug geschätzt. Junge Akademiker würden hingegen eher zu großen Unternehmen gehen. Sie erhoffen sich dort bessere Karrieremöglichkeiten, erklärt Jeanson, der auch an der Wirtschaftsfakultät der Uni Augsburg unterrichtet. In einem scheinen sich aber kleine und große Unternehmen einig zu sein.
In der Studie gaben die meisten Firmen an, dass ein Chef vor allem Einsatzbereitschaft zeigen muss, die Mitarbeiter gut führen und ein Gespür für den Umgang mit Menschen haben soll. Jeansons Erfahrung nach sind das Fähigkeiten, die Chefs in jedem Unternehmen haben sollen – egal ob groß oder klein.