Augsburger Allgemeine (Land West)
Die „Wedahex“zum Ausmalen
Bücher Wie eine Schottin erwachsene Bayern zum Buntstift greifen lässt
Augsburg Mit Grafiken, die vom Computer erzeugt werden, hat es Johanna Basford nicht so. „Sie können kalt und seelenlos sein“, sagt sie. Die 33-Jährige setzt lieber auf Handgezeichnetes. Das besäße einen Charakter, den kein Pixel auf dieser Welt jemals nachzuahmen vermag. Mit ihrer Handarbeit verdient die Illustratorin, die auf einer Fischfarm in Schottland aufgewachsen ist, ein Vermögen. Ihr Buch „Mein verzauberter Garten“hatte sich zu Beginn dieses Jahres bereits elf Millionen Mal verkauft, der Nachfolgeband „Mein Zauberwald“4,8 Millionen Mal. Basford gibt filigrane florale Formen vor, die Erwachsene begeistert ausmalen. „Anfangs dachten wir, es wäre ein schönes Kindermalbuch. Dieser kuriose Trend hat uns selbst überrascht“, sagt Christin Nase vom Knesebeck Verlag. Ein Dutzend Titel haben die Münchner inzwischen im Angebot, Tendenz steigend. Freuen wird’s die Bunt- und Filzstiftehersteller, die kaum mit der Produktion nachkommen. Und was bringt erwachsene Menschen dazu, wie vor Jahrzehnten wieder zum Buntstift zu greifen? Der Passauer Christian Bildner erklärt das folgendermaßen: „Es ist eine Strategie, aus der digitalen Welt zu flüchten, etwas in Händen zu halten, zu Papier zu bringen und einfach runterzukommen.“Bildner muss es wissen. Der Inhaber und Geschäftsführer des gleichnamigen Verlages bringt eigentlich IT-Fachbücher heraus. Jetzt hat er aber ein Buch verlegt, das den Trend mit bajuwarischen Kraftausdrücken verbindet: Schimpfwörter zum Ausmalen – vom „Gschwerl“bis zur „Wedahex“und „Zwidawurzn“(übellaunige Person).