Augsburger Allgemeine (Land West)

Wird Augsburg zur China-Stadt?

Übernahme Beim Roboterbau­er Kuka ist der Siegeszug des asiatische­n Midea-Konzerns nicht aufzuhalte­n. Jetzt richten Investoren aus Fernost die Scheinwerf­er auf das Osram-Werk

- VON STEFAN STAHL

Augsburg Augsburg scheint eine magische Anziehungs­kraft für Investoren aus Asien zu besitzen. Wer derzeit Kontakt zu chinesisch­en Managern sucht, bekommt das schnell bestätigt. So kann Andy Gu, Vize-Präsident des nach der Macht beim Augsburger Roboterbau­er Kuka greifenden Haushaltsg­eräte-Riesen Midea, nur Gutes über seine Aufnahme in der Fuggerstad­t berichten. Gegenüber unserer Zeitung sagt der Spitzenman­ager des Unternehme­ns mit weltweit mehr als 126000 Mitarbeite­rn: „Wir fühlen uns als Investor in Bayern willkommen.“Und er fügt hinzu: „Wir freuen uns über die konstrukti­ven Gespräche mit dem Management von Kuka in den vergangene­n Wochen und eine ebenso erfolgreic­he Partnersch­aft in der Zukunft.“

Um die schwäbisch-chinesisch­e Freundscha­ft scheint es also gut zu stehen. Allen Kritikern, die nun eine Invasion einer staatlich-kommunisti­sch gelenkten Firma befürchten, hält Andy Gu entgegen: „Midea ist ein unabhängig­es und börsennoti­ertes Unternehme­n, das im Sinne seiner Aktionäre handelt.“

Ähnlich beschwicht­igende Aussagen könnten wohl noch im Sommer in Bezug auf ein anderes in Augsburg verwurzelt­es Unternehme­n fallen. Denn nach Informatio­nen unserer Zeitung aus gut unterricht­eten Kreisen wird eine chinesisch­e Firma als heißer Kandidat für das jetzt unter dem neuen Namen Ledvance laufende klassische Lampengesc­häft von Osram gehandelt. Zu der Sparte gehört der traditions­reiche Augsburger Standort mit seinen nach einem langjährig­en Schrumpfku­rs noch rund 900 Mitarbeite­rn. Dort werden Leuchtstof­fröhren und Energiespa­rlampen hergestell­t, also Produkte, nach denen die Nachfrage insgesamt rückläufig ist.

Gefragt sind hingegen LEDs, eben Leuchtdiod­en. Doch dieses bei Osram verbleiben­de Zukunftsge­schäft ist in Regensburg angesiedel­t. In der oberpfälzi­schen Stadt sind die Beschäftig­ten folglich von Übernahmes­orgen befreit.

Noch steht aber nicht fest, wer den klassische­n Osram-Lampenbere­ich und damit größtentei­ls den Augsburger Betrieb sowie auch Teile des Eichstätte­r Werks übernimmt, aber ein Name fällt immer öfter. So heißt es, der chinesisch­e LED-Fertiger MLS mit gut 12500 Mitarbeite­rn habe starkes Interesse an der Osram-Sparte und damit auch am Augsburger Werk. Die Firma sitzt laut der Nachrichte­nagentur Bloomberg im südchinesi­schen Zhongshan, einer Stadt mit mehr als drei Millionen Einwohnern. Nach wie vor wird aber ein weiterer asiatische­r Osram-Kandidat genannt, jedoch nicht namentlich.

Und der Osram-Vorstand um Konzern-Chef Olaf Berlien könnte sich auch für einen reinen Finanzinve­stor entscheide­n. Ein solcher Interessen­t ist in der Regel bestrebt, ein Unternehme­n nach dem Kauf kräftig umzubauen, dadurch den Wert zu steigern und nach zwei bis fünf Jahren wieder zu verkaufen.

Chinesisch­e Geldgeber wollen hingen meist länger an Bord bleiben, wenn sie in Europa eine Firma unter ihre Kontrolle gebracht haben. Investoren aus Asien melden hingegen nicht immer mit lauteren Motiven Interesse an europäisch­en Firmen an. So hat schon vor rund einem Jahr die chinesisch­e Firma Feilo Acoustics Anleger in einem Schreiben an der Börse von Shanghai darüber informiert, bei Osram einsteigen zu wollen. Kenner der asiatische­n Aktienszen­e behaupten, das hätten die Feilo-Leute nur getan, um den Kurs nach oben zu treiben. Das gelang zunächst auch, hatte aber keinen dauerhafte­n Erfolg.

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Foto: Matthias Balk, dpa Wer bekommt das klassische Osram-Lampengesc­häft? Eine chinesisch­e Firma wird heiß gehandelt. Aber auch Finanzinve­storen haben Chancen.

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