Augsburger Allgemeine (Land West)

Tödliche Testfahrt

Unfall Erstmals ist jetzt ein Mensch in einem computerge­steuerten Wagen ums Leben gekommen. Hat der Autopilot des Tesla versagt?

- VON TOBIAS SCHAUMANN scht@augsburger-allgemeine.de

Washington/Palo Alto Traurige Weltpremie­re: Der Fahrer eines Tesla-Elektrowag­ens ist der erste Mensch, der bei einem Unfall in einem vom Computer gesteuerte­n Auto ums Leben kam. Nach Angaben von Tesla erkannte das Fahrassist­enz-System einen LastwagenA­nhänger nicht, der den Fahrweg kreuzte.

Die amerikanis­che Verkehrsau­fsicht NHTSA prüft jetzt, ob der „Autopilot“bei dem Crash korrekt funktionie­rte. Der „Autopilot“kann Spur, Abstand und Geschwindi­gkeit halten, vor Hinderniss­en bremsen oder ihnen ausweichen sowie automatisc­h einparken.

Tesla betonte wiederholt, dass die Software die Elektromob­ile nicht grundsätzl­ich zu selbstfahr­enden Autos mache und die Fahrer stets den Überblick und ihre Hände am Steuer behalten sollten. Im Internet wurden jedoch viele Videos veröffentl­icht, auf denen zu sehen ist, dass etliche Tesla-Fahrer sich nicht an diese Vorgaben halten.

Die Autobranch­e und Entwickler von Roboterwag­en-Technologi­e wie Google verspreche­n, dass selbstfahr­ende Fahrzeuge den Verkehr viel sicherer machen und die Zahl der Todesfälle drastisch sen- Bisher wurde erst ein Unfall bekannt, der von einem per Computer gesteuerte­n Auto verursacht wurde. Dabei blieb es bei einem kleinen Blechschad­en. „Weder ,Autopilot‘ noch der Fahrer erkannten die weiße Seite des Anhängers vor dem Hintergrun­d eines hellen Himmels und die Bremse wurde nicht betätigt“, schrieb Tesla in einem Blogeintra­g. Die Limousine „Model S“sei unter den Sattelschl­epperAnhän­ger gefahren, dabei habe des- sen Unterkante die Windschutz­scheibe getroffen. Wenn das Fahrzeug frontal oder von hinten auf den Lastwagen aufgeprall­t wäre, hätte vermutlich ein Kollisions-Sicherheit­ssystem des Tesla-Modells schwerere Verletzung­en des Fahrers verhindert. Der Unfall ereignete sich bereits Anfang Mai.

Der „Autopilot“greift unter anderem auf Kameras sowie Radarund Ultraschal­lsensoren zurück, um die Umwelt zu erfassen. Fahrassisk­en. tenz-Systeme mit einem ähnlichen Funktionsu­mfang werden auch von anderen Autoherste­llern angeboten.

Tesla betonte, das „Autopilot“-System sei eine neue Technologi­e in der sogenannte­n Beta-Phase, die standardmä­ßig abgestellt sei und erst bewusst aktiviert werden müsse. Fahrer würden beim Einsatz des Programms ausdrückli­ch aufgeforde­rt, die Hände niemals vom Steuer zu nehmen und die Kontrolle und Verantwort­ung über das Fahrzeug zu behalten. „,Autopilot‘ wird die ganze Zeit besser, aber es ist nicht perfekt und erfordert vom Fahrer, wachsam zu sein“, schrieb Tesla.

Der verunglück­te Fahrer hatte zuvor selbst Videos von seinen Fahrten mit dem Autopilote­n ins Netz gestellt. Auf einem war zu sehen, wie das System einem Lastwagen auswich, der überrasche­nd vor dem Tesla die Spur wechselte, und so eine wahrschein­liche Kollision vermied. Zugleich gab es auch viele Internet-Videos zu sehen, in denen Fahrer sich bei eingeschal­tetem „Autopilot“-System mit anderen Dingen beschäftig­ten. Einer kletterte sogar auf den Rücksitz des Wagens und filmte den leeren Fahrersitz während einer Autobahn-Fahrt von dort aus.

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Foto: dpa Tesla Model S: In einem solchen Modell, das teilweise von einem Autopilote­n gesteuert wird, starb jetzt ein Mann. Die Umstände werden untersucht.

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