Augsburger Allgemeine (Land West)
Tödliche Testfahrt
Unfall Erstmals ist jetzt ein Mensch in einem computergesteuerten Wagen ums Leben gekommen. Hat der Autopilot des Tesla versagt?
Washington/Palo Alto Traurige Weltpremiere: Der Fahrer eines Tesla-Elektrowagens ist der erste Mensch, der bei einem Unfall in einem vom Computer gesteuerten Auto ums Leben kam. Nach Angaben von Tesla erkannte das Fahrassistenz-System einen LastwagenAnhänger nicht, der den Fahrweg kreuzte.
Die amerikanische Verkehrsaufsicht NHTSA prüft jetzt, ob der „Autopilot“bei dem Crash korrekt funktionierte. Der „Autopilot“kann Spur, Abstand und Geschwindigkeit halten, vor Hindernissen bremsen oder ihnen ausweichen sowie automatisch einparken.
Tesla betonte wiederholt, dass die Software die Elektromobile nicht grundsätzlich zu selbstfahrenden Autos mache und die Fahrer stets den Überblick und ihre Hände am Steuer behalten sollten. Im Internet wurden jedoch viele Videos veröffentlicht, auf denen zu sehen ist, dass etliche Tesla-Fahrer sich nicht an diese Vorgaben halten.
Die Autobranche und Entwickler von Roboterwagen-Technologie wie Google versprechen, dass selbstfahrende Fahrzeuge den Verkehr viel sicherer machen und die Zahl der Todesfälle drastisch sen- Bisher wurde erst ein Unfall bekannt, der von einem per Computer gesteuerten Auto verursacht wurde. Dabei blieb es bei einem kleinen Blechschaden. „Weder ,Autopilot‘ noch der Fahrer erkannten die weiße Seite des Anhängers vor dem Hintergrund eines hellen Himmels und die Bremse wurde nicht betätigt“, schrieb Tesla in einem Blogeintrag. Die Limousine „Model S“sei unter den SattelschlepperAnhänger gefahren, dabei habe des- sen Unterkante die Windschutzscheibe getroffen. Wenn das Fahrzeug frontal oder von hinten auf den Lastwagen aufgeprallt wäre, hätte vermutlich ein Kollisions-Sicherheitssystem des Tesla-Modells schwerere Verletzungen des Fahrers verhindert. Der Unfall ereignete sich bereits Anfang Mai.
Der „Autopilot“greift unter anderem auf Kameras sowie Radarund Ultraschallsensoren zurück, um die Umwelt zu erfassen. Fahrassisken. tenz-Systeme mit einem ähnlichen Funktionsumfang werden auch von anderen Autoherstellern angeboten.
Tesla betonte, das „Autopilot“-System sei eine neue Technologie in der sogenannten Beta-Phase, die standardmäßig abgestellt sei und erst bewusst aktiviert werden müsse. Fahrer würden beim Einsatz des Programms ausdrücklich aufgefordert, die Hände niemals vom Steuer zu nehmen und die Kontrolle und Verantwortung über das Fahrzeug zu behalten. „,Autopilot‘ wird die ganze Zeit besser, aber es ist nicht perfekt und erfordert vom Fahrer, wachsam zu sein“, schrieb Tesla.
Der verunglückte Fahrer hatte zuvor selbst Videos von seinen Fahrten mit dem Autopiloten ins Netz gestellt. Auf einem war zu sehen, wie das System einem Lastwagen auswich, der überraschend vor dem Tesla die Spur wechselte, und so eine wahrscheinliche Kollision vermied. Zugleich gab es auch viele Internet-Videos zu sehen, in denen Fahrer sich bei eingeschaltetem „Autopilot“-System mit anderen Dingen beschäftigten. Einer kletterte sogar auf den Rücksitz des Wagens und filmte den leeren Fahrersitz während einer Autobahn-Fahrt von dort aus.