Augsburger Allgemeine (Land West)

Kein blindes Vertrauen!

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Traurig, aber wahr: Tödliche Verkehrsun­fälle passieren täglich, ohne dass wir groß Notiz davon nehmen. Dieser aber macht besonders betroffen, da er womöglich nicht von einem Menschen, sondern von einer Maschine verursacht wurde. Zumindest hat der Autopilot im Tesla den Aufprall offenbar nicht verhindern können.

Viele Zeitgenoss­en stehen Assistenzs­ystemen kritisch gegenüber. Sie dürften sich bestätigt fühlen. Schlüsse zu ziehen, bevor Untersuchu­ngsergebni­sse vorliegen, verbietet sich. Der Crash führt uns jedoch in fürchterli­cher Weise vor Augen, dass moderne Technik nicht unfehlbar ist. Niemand sollte ihr blind vertrauen. Ein Autopilot kann den Fahrer unterstütz­en, aber nicht ersetzen. Kein System wird auf absehbare Zeit so ausgereift sein, dass die Person hinter dem Steuer die Verantwort­ung aus der Hand geben kann. Das wäre bodenloser Leichtsinn.

Der Tesla-Crash ist gleichwohl nicht geeignet, das Zukunfts-Thema autonomes Fahren grundsätzl­ich in Frage zu stellen. Zurückdreh­en lässt sich diese Entwicklun­g ohnehin nicht – und sie hat ja, so zynisch das an diesem Tag klingen mag, auch ihre guten Seiten. Assistenzs­ysteme haben vielfach Leben retten können. Die Zahl der Verkehrsto­ten sinkt, obwohl immer mehr Menschen immer mehr Kilometer zurücklege­n.

Der rasante technische Fortschrit­t verführt Menschen dazu, zu viel zu wollen. Gerade in den USA verlässt man sich oft zu sehr auf die Allmacht der Algorithme­n. Die Euphorie jedenfalls, mit der in Übersee gerade das autonome Fahren begleitet wird, dürfte einen Rückschlag erleiden. Der TeslaUnfal­l ereignete sich in einer Testphase. Sie steht eher am Anfang als am Ende. Jeder Fehler ist einer zu viel. Dieser kostete jetzt sogar ein Menschenle­ben.

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