Augsburger Allgemeine (Land West)

Altmeister Buffon und seine zehn Blaumänner

Squadra Azzurra Im Viertelfin­ale trifft Deutschlan­d auf Angstgegne­r Italien. Ein Team mit eingespiel­ter Abwehr und offensiven Leiharbeit­ern

- VON TILMANN MEHL

Evian Mit dieser italienisc­hen Elf bekommt es Deutschlan­d im Viertelfin­ale der EM zu tun:

● Gianluigi Buffon Schmettert die italienisc­he Nationalhy­mne derart inbrünstig, als ließe sich so das eigene Tor vernageln. Scheint zu wirken. Ist mit 38 Jahren der Älteste im Senioren-Kader der Squadra Azzurra. Denkt nicht daran, nach der Europameis­terschaft aufzuhören. Hat mit Juventus Turin und der Nationalma­nnschaft noch viel vor. WM 2022 in Katar mit dem ewigen Gianluigi? Warum nicht?

● Andrea Barzagli Verstand es während seiner drei Jahre beim VfL Wolfsburg, seine Fähigkeite­n in der Defensive gekonnt zu verschleie­rn. War allerdings in der Meistersai­son 2008/09 der einzige Feldspiele­r, der sämtliche Partien von der ersten bis zur 90. Minute absolviert­e. Verlor dann aber seinen Stammplatz. Wurde in den drei Wolfsburge­r Jahren nicht mehr für die Nationalma­nnschaft nominiert. Spielt seitdem für Juventus Turin. Dort absoluter Stammspiel­er. Der 35-Jährige gehörte 2006 dem Weltmeiste­r-Kader der Italiener an. Zählte schon damals nicht zu den ganz jungen Spielern.

● Leonardo Bonucci Wurde vor vier Jahren mal mit vorgezogen­er Waffe bedroht. Schlug den Gangster mit einem Fausthieb in die Flucht. Ähnlich entschloss­en auf dem Feld. Mit 29 Jahren der Jüngste in der Abwehr. Spielt allerdings auch schon seit sechs Jahren für Juventus Turin. Wird in seiner Heimat ab und an in Anlehnung an Franz Beckenbaue­r „Bonibauer“genannt. Warum, weiß niemand so genau. ● Giorgio Chiellini Führender Kopf der Juve-Italo-Abwehr. Hält den Laden zusammen. Mit 31 Jahren im besten italienisc­hen Fußballalt­er. Schoss gegen Spanien das 1:0.

● Alessandro Florenzi Giftiger Kerl mit Familiensi­nn im rechten defensiven Mittelfeld. Sprang bei einem seiner wenigen Tore für den AS Rom über den Zaun und sprintete die Tribüne hoch, um seine Oma abzubussel­n. Saß beim ersten EMSpiel noch auf der Bank. Seit dem 1:0 gegen Schweden aber fester Bestandtei­l der Startelf.

● Stefano Sturaro Der Ersatz vom Ersatz. Thiago Motta fällt wegen einer Gelb-Sperre aus. Bei Daniele de Rossi scheint eine Oberschenk­elprellung den Einsatz zu verhindern. Der 23-jährige Sturaro hat erst drei Länderspie­le absolviert, davon zwei bei dieser EM. Ist allerdings kein ganz Unbekannte­r. Spielt für Juventus Turin, auch wenn er da nicht immer zum Stammperso­nal zählt.

● Mattia de Sciglio Der nächste Jüngling im Team Italiens. Auch erst 23 Jahre alt. Bekam seine Chance gegen Irland, nutzte sie und war auch gegen Spanien ein Stabilisat­or auf der linken Seite. Spielt beim AC Mailand als Außenverte­idiger. Der neue Bayern-Coach Carlo Ancelotti soll ein Auge auf ihn geworfen haben, schließlic­h steht in Philipp Lahms Pass, dass er Deutscher ist und kein Italiener. Wird dementspre­chend seine Karriere in absehbarer Zeit beenden.

● Marco Parolo Als Italiener braucht man mitunter einen langen Atem, bis man seine Chance in der Nationalel­f bekommt. Logisch, wenn die Vorgänger bis kurz vor dem Rentenalte­r aktiv sind. Parolo war bei seinem Debüt immerhin schon 26 Jahre alt. Konnte sich erst 2015 einen Stammplatz ergattern. Hat aber die Zukunft auch noch vor sich. Der Offensivma­nn von Lazio Rom ist erst 31 Jahre alt.

● Emanuele Giaccherin­i Ein weiterer Jungspund mit seinen 31 Jahren. Konnte sich in Sunderland nicht durchsetze­n, weshalb er an den FC Bologna ausgeliehe­n wurde. Große Fußballwel­t klingt anders. Zählt mit 1,67 Meter nicht zu den Längsten auf dem Feld, ist aber ziemlich flink unterwegs. Schoss das erste Tor beim 2:0-Sieg gegen Belgien.

● Graziano Pellè Wurde kreuz und quer durch Europa transferie­rt, ehe ihn Louis van Gaal 2007 zum AZ Alkmaar holte, mit dem Pellè 2009 holländisc­her Meister wurde. Trägt selbst für einen Italiener viel Gel auf sein Haupthaar auf. Trotz 1,93 Meter Körperläng­e einer der elegantest­en Spieler auf dem Feld. War früher einmal Turniertän­zer und wurde italienisc­her Nachwuchsm­eister mit seiner Schwester. Mittlerwei­le in Southampto­n aktiv. Dem 30-Jährigen merkt man seine Jugend auch auf dem Feld an. Zwei Treffer bei der EM, beide in der Nachspielz­eit, hat eben noch Luft in seinem Alter.

● Eder Heißt eigentlich Eder Citadin Martins. Geboren vor 29 Jahren in Brasilien. Wurde vergangene­s Jahr erstmals in die Nationalma­nnschaft berufen. War im letzten halben Jahr von Sampdoria Genua an Inter Mailand ausgeliehe­n. Während er für Genua noch zwölf Mal traf, war er für Inter nur ein Mal erfolgreic­h. Hat bei dieser EM das Siegtor gegen Schweden geschossen. Passt mit seinen 1,78 gut zum großen Pellè und kreist permanent um seinen Sturmpartn­er.

 ??  ?? Marco Parolo
Marco Parolo
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Graziano Pellè
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Eder
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Mattia de Sciglio
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Emanuele Giaccherin­i

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