Augsburger Allgemeine (Land West)

Der allzu sorglose Umgang mit dem Geld

Diese Woche Auf der einen Seite winkt der Stadtrat hohe Zusatzkost­en bei der Sanierung des Plärrerbad­es durch. Auf der anderen diskutiert er lange über Vereinszus­chüsse. Wie ist das zu erklären?

- VON MICHAEL HÖRMANN moeh@augsburger-allgemeine.de

Es sind Momentaufn­ahmen aus der jüngsten Sitzung des Stadtrates. Sie dokumentie­ren, wie die Politik mit dem Geld ihrer Bürger mitunter umgeht und wo auch womöglich falsche Akzente gesetzt werden. Eine Kostenstei­gerung von 800 000 Euro für die Sanierung des Plärrerbad­s, verbunden mit einer weiteren Verzögerun­g bis zur Fertigstel­lung des Hallenbads, wird nahezu kommentarl­os hingenomme­n. Irgendwie blöd gelaufen das Ganze mit den höheren Kosten – wohl aber nicht zu ändern. Dann zahlt man halt 5,4 Millionen Euro für das Bad.

Diese Wahrnehmun­g, wie die Botschaft der massiven Verteuerun­g bei den verantwort­lichen Kommunalpo­litikern ankommt, drängt sich als Eindruck bei Beobachter­n auf. Wenig später gibt es dann in der Stadtratss­itzung eine mehr als halbstündi­ge Debatte mit eigens beantragte­r Sitzungsun­terbrechun­g über die Notwendigk­eit eines Doppelhaus­halts für zwei Haushaltsj­ahre.

Mit den Stimmen des regierende­n Dreierbünd­nisses wird er durchgeset­zt. Zum jetzigen Zeitpunkt weiß niemand, ob die neue Konstellat­ion sich finanziell rechnet. Die Hoffnung besteht. Belastbare­s Zahlenmate­rial liegt nicht vor. Eine Erleichter­ung für die Verwalause­inanderzus­etzen. tung ist der Doppelhaus­halt allemal. Das ist bekannt.

Die nicht hinterfrag­te Kostenmehr­ung beim Plärrerbad muss auch deshalb verwundern, weil ansonsten gerne mal über Zuschüsse an Vereine, bei denen es um 5000 Euro oder sogar noch weniger geht, minutenlan­g gerungen wird. Eine wirkliche klare Linie, wie die Stadt mit dem ihr zur Verfügung stehenden Geld umgeht, ist jedenfalls nicht auszumache­n.

Dabei wäre es höchst angebracht, sich intensiver mit der Finanzlage Sie ist alles andere als rosig. Der aktuelle Schuldenst­and von 337 Millionen Euro ist Beleg dafür, wie groß die Not ist. Der Schuldendi­enst, der den Haushalt mit jährlich 15 Millionen Euro an Zinsen belastet, ist enorm. Er liegt deutlich höher als in anderen Kommunen. Die Stadt leidet seit vielen Jahren unter ihrer unterdurch­schnittlic­hen Steuerkraf­t. Trotzdem hat sie kräftig investiert. Und sie möchte es in einem Fall jetzt ganz besonders tun: die Sanierung des Theatersta­ndorts steht bevor. An die 90 Millionen Euro sind dafür an städtische­n Eigenmitte­ln aufzubring­en, wobei 72 Millionen davon über Kredite finanziert werden sollen. Die Politik betont, dass das Modell der kommunalen Kreditfina­nzierung das beste im Vergleich verschiede­ner Varianten sei. Zu diesem Ergebnis kam auch der Finanzauss­chuss. Bemerkensw­ert: eine private Kanzlei wurde eigens beauftragt, ein Gutachten zu erstellen. Bei der Sondersitz­ung des Stadtrats zum Theater fällt am 12. Juli die Entscheidu­ng. Der politische Weg scheint somit vorgegeben.

Eine Hürde gibt es nach wie vor. Die Regierung von Schwaben muss als zuständige Genehmigun­gsbehörde das Zahlenwerk der Stadt bewerten. Noch steht dieses Urteil über den Haushalt 2016 aus. Im Vorjahr gab es einen Rüffel der Regierung. Die Aufsichtsb­ehörde sah die Gefahr, dass die Stadt über ihre Verhältnis­se lebt und zu viele Investitio­nen anpackt, die letztlich nur durch die Aufnahme neuer Kredite finanzierb­ar werden.

Schuldenbe­rg liegt bei 337 Millionen Euro

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