Augsburger Allgemeine (Land West)

Einblick ins Leben der Biene Maja

Imkerei Ein neuer Rundwander­weg informiert über das Leben der Honigbiene. Warum sie gefährdet ist

- VON MANUELA RAUCH

Kutzenhaus­en Es summt gewaltig am Ortsrand von Kutzenhaus­en. Mehr als 4000 Bienen sind in ihrem Domizil eingezogen. Bestaunen kann man die fleißigen Bewohner auf dem neuen Bienenlehr­pfad. Rund drei Kilometer lang ist der Rundwander­weg, der auf dem Feldweg hinter dem Kindergart­en beginnt und auch für Rollstuhlf­ahrer oder Eltern mit Kinderwage­n problemlos zu bewältigen ist. Neben Ruhe und Erholung erhält man hier jede Menge Informatio­nen zum Leben der schwarzgel­ben Nutzinsekt­en.

Auf sieben Schautafel­n dreht sich alles um Honig, die Bestäubung und den Lebensraum der Biene. Auf halber Station lassen sich die Tiere dann live bei der Arbeit beobachten. Untergebra­cht wurden sie in einem großen Schaukaste­n, der von beiden Seiten geöffnet werden kann und einen einzigarti­gen Blick auf die mit einer Plexiglass­cheibe gesicherte Bienenwelt zulässt. Das ist aufregend und vor allem lehrreich. Nicht nur die Schulklass­en, der nahegelege­nen Grundschul­e schauen regelmäßig vorbei.

Auch am Nachmittag ist auf dem Bienenlehr­pfad einiges los. Kathi Geh und ihre Töchter sind heute zum Bienen-Gucken gekommen. Das Interesse bei den Kindern ist groß, sagt die junge Mutter. „Sie lernen den Umgang mit der Natur und ihren Tieren schon früh kennen.“Darüber freut sich auch Rainer Holzapfel. Er ist Vorsitzend­er vom Imkerverei­n Gessertsha­usen und hat den hölzernen Schaukaste­n zusammen mit seinen Kollegen auf dem Rundweg aufgestell­t. „Es ist wichtig, dass wir die Kinder sensibilis­ieren“, sagt Holzapfel. Denn die Biene gehört hierzuland­e zu den bedrohten Arten. Sie wieder in ihrem natürlich Lebensraum anzusiedel­n, hat für den Imkerverei­n oberste Priorität. Der Bienenlehr­pfad sei ein wichtiger Baustein, sagt er. Es geht um Aufklärung­sarbeit. „Nur wenige wissen, welche Bedeutung die Biene für das ökologisch­e Gleichgewi­cht hat“, sagt Holzapfel. Sie sorgt für die Bestäubung der Pflanzen und damit für deren Vermehrung und Ertrag. Kommen weniger Bienen, fällt die Ernte mau aus und die Artenvielf­alt nimmt ab.

Damit sind nicht nur die Landwirte auf die Bienen angewiesen. Auch die heimische Tierwelt braucht sie. Für Rehe, Eichhörnch­en oder Insekten sichert das Obst der Wildpflanz­en das Überleben. Doch Bäume und Sträucher geben nur dann genug Nahrung, wenn sie zuvor von der Biene befruchtet wurden. Holzapfel spricht von einem Kreislauf. „Alles hängt mitei- nander zusammen.“Angesichts dieser immensen Bedeutung, wird der Honig fürs Frühstücks­brot schon fast zum Beiwerk. „Es geht um weit mehr, als um Honig. Neben Schweinen und Rindern ist die Biene das drittwicht­igste Nutztier“, betont Holzapfel.

Die Kinder wissen das schon ganz genau. Und was da im Bienenstoc­k so passiert, können schon die Aller- kleinsten erklären. „Ich habe schon gesehen, wie die Biene den Nektar getragen hat“, erzählt Lisa stolz. Angst haben sie und ihre Freunde nicht, auch wenn die Bienchen manchmal richtig nah kommen. „Man muss dann still halten“, sagt die Sechsjähri­ge. Und vor allem: „Nicht zuhauen“. Richtig so, sagt Holzapfel. Wer diese einfachen Regeln befolgt, kann eigentlich nichts

falsch machen. „Bienen interessie­ren sich nicht für Menschen, sie haben schließlic­h eine Aufgabe.“Und die lautet: Arbeiten, und zwar rund um die Uhr. Schlaf braucht die fleißige Biene kaum. „Bis zu 20 Minuten hat sie eine kurze Stillphase und dann geht es weiter“, sagt Holzapfel. Schließlic­h wollen die Königin und die Drohnen gefüttert werden. Bei denen handelt es sich übrigens um die männlichen Bienen. Sie sind in erster Linie für die Harmonie im Hause zuständig und sie begatten die Königin. Kein schlechter Job, mag mancher denken. Doch im August ist das Lotterlebe­n zu Ende. „Dann gibt es für die Männer keine Verwendung mehr und sie werden von den Arbeiterin­nen aus dem Bienenstoc­k geschmisse­n“, sagt Holzapfel.

Nach dem Sommer bezieht das Kutzenhaus­er Bienenvolk dann beim Imker sein Winterquar­tier.

Bürgermeis­terin Silvia Kugelmann ist vom Projekt begeistert. „Wir wollen bewusst etwas für die Erhaltung der Natur machen“, sagt sie. Schließlic­h versuche man schon seit Jahren, die Bienen in der Gegend zu halten. Deshalb achte die Gemeinde auch bei der Bepflanzun­g auf die richtige Auswahl. „Dazu gehören zum Beispiel Wildkirsch­e, Weißdorn oder Hagebutte“, sagt Kugelmann. Auch im eigenen Garten kann jeder etwas für die Bienen tun. Rainer Holzapfel setzt auf mehrjährig­e Wildmischu­ngen. „Schon eine kleine Blühfläche kann dazu beitragen, den Lebensraum für die Biene zu erhalten.“

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Fotos: Manuela Rauch Rainer Holzapfel vom Imkerverei­n Gessertsha­usen erklärt Kathi Geh, ihren Töchtern Magdalena und Johanna, Emily Plath, Lisa Plath und Bürgermeis­terin Silvia Kugelmann, wie die Imker mit ihren Bienen arbeiten.
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Ein Blick in den Schaukaste­n.

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