Augsburger Allgemeine (Land West)
Einblick ins Leben der Biene Maja
Imkerei Ein neuer Rundwanderweg informiert über das Leben der Honigbiene. Warum sie gefährdet ist
Kutzenhausen Es summt gewaltig am Ortsrand von Kutzenhausen. Mehr als 4000 Bienen sind in ihrem Domizil eingezogen. Bestaunen kann man die fleißigen Bewohner auf dem neuen Bienenlehrpfad. Rund drei Kilometer lang ist der Rundwanderweg, der auf dem Feldweg hinter dem Kindergarten beginnt und auch für Rollstuhlfahrer oder Eltern mit Kinderwagen problemlos zu bewältigen ist. Neben Ruhe und Erholung erhält man hier jede Menge Informationen zum Leben der schwarzgelben Nutzinsekten.
Auf sieben Schautafeln dreht sich alles um Honig, die Bestäubung und den Lebensraum der Biene. Auf halber Station lassen sich die Tiere dann live bei der Arbeit beobachten. Untergebracht wurden sie in einem großen Schaukasten, der von beiden Seiten geöffnet werden kann und einen einzigartigen Blick auf die mit einer Plexiglasscheibe gesicherte Bienenwelt zulässt. Das ist aufregend und vor allem lehrreich. Nicht nur die Schulklassen, der nahegelegenen Grundschule schauen regelmäßig vorbei.
Auch am Nachmittag ist auf dem Bienenlehrpfad einiges los. Kathi Geh und ihre Töchter sind heute zum Bienen-Gucken gekommen. Das Interesse bei den Kindern ist groß, sagt die junge Mutter. „Sie lernen den Umgang mit der Natur und ihren Tieren schon früh kennen.“Darüber freut sich auch Rainer Holzapfel. Er ist Vorsitzender vom Imkerverein Gessertshausen und hat den hölzernen Schaukasten zusammen mit seinen Kollegen auf dem Rundweg aufgestellt. „Es ist wichtig, dass wir die Kinder sensibilisieren“, sagt Holzapfel. Denn die Biene gehört hierzulande zu den bedrohten Arten. Sie wieder in ihrem natürlich Lebensraum anzusiedeln, hat für den Imkerverein oberste Priorität. Der Bienenlehrpfad sei ein wichtiger Baustein, sagt er. Es geht um Aufklärungsarbeit. „Nur wenige wissen, welche Bedeutung die Biene für das ökologische Gleichgewicht hat“, sagt Holzapfel. Sie sorgt für die Bestäubung der Pflanzen und damit für deren Vermehrung und Ertrag. Kommen weniger Bienen, fällt die Ernte mau aus und die Artenvielfalt nimmt ab.
Damit sind nicht nur die Landwirte auf die Bienen angewiesen. Auch die heimische Tierwelt braucht sie. Für Rehe, Eichhörnchen oder Insekten sichert das Obst der Wildpflanzen das Überleben. Doch Bäume und Sträucher geben nur dann genug Nahrung, wenn sie zuvor von der Biene befruchtet wurden. Holzapfel spricht von einem Kreislauf. „Alles hängt mitei- nander zusammen.“Angesichts dieser immensen Bedeutung, wird der Honig fürs Frühstücksbrot schon fast zum Beiwerk. „Es geht um weit mehr, als um Honig. Neben Schweinen und Rindern ist die Biene das drittwichtigste Nutztier“, betont Holzapfel.
Die Kinder wissen das schon ganz genau. Und was da im Bienenstock so passiert, können schon die Aller- kleinsten erklären. „Ich habe schon gesehen, wie die Biene den Nektar getragen hat“, erzählt Lisa stolz. Angst haben sie und ihre Freunde nicht, auch wenn die Bienchen manchmal richtig nah kommen. „Man muss dann still halten“, sagt die Sechsjährige. Und vor allem: „Nicht zuhauen“. Richtig so, sagt Holzapfel. Wer diese einfachen Regeln befolgt, kann eigentlich nichts
falsch machen. „Bienen interessieren sich nicht für Menschen, sie haben schließlich eine Aufgabe.“Und die lautet: Arbeiten, und zwar rund um die Uhr. Schlaf braucht die fleißige Biene kaum. „Bis zu 20 Minuten hat sie eine kurze Stillphase und dann geht es weiter“, sagt Holzapfel. Schließlich wollen die Königin und die Drohnen gefüttert werden. Bei denen handelt es sich übrigens um die männlichen Bienen. Sie sind in erster Linie für die Harmonie im Hause zuständig und sie begatten die Königin. Kein schlechter Job, mag mancher denken. Doch im August ist das Lotterleben zu Ende. „Dann gibt es für die Männer keine Verwendung mehr und sie werden von den Arbeiterinnen aus dem Bienenstock geschmissen“, sagt Holzapfel.
Nach dem Sommer bezieht das Kutzenhauser Bienenvolk dann beim Imker sein Winterquartier.
Bürgermeisterin Silvia Kugelmann ist vom Projekt begeistert. „Wir wollen bewusst etwas für die Erhaltung der Natur machen“, sagt sie. Schließlich versuche man schon seit Jahren, die Bienen in der Gegend zu halten. Deshalb achte die Gemeinde auch bei der Bepflanzung auf die richtige Auswahl. „Dazu gehören zum Beispiel Wildkirsche, Weißdorn oder Hagebutte“, sagt Kugelmann. Auch im eigenen Garten kann jeder etwas für die Bienen tun. Rainer Holzapfel setzt auf mehrjährige Wildmischungen. „Schon eine kleine Blühfläche kann dazu beitragen, den Lebensraum für die Biene zu erhalten.“