Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Kleinen werden groß

Trend Das Segment der 10000-Euro-Winzlinge boomt; und so mancher Vertreter ist erwachsen geworden. Mit dem aktuellen Facelift wird nun auch der VW Up zu einem Erstwagen. Welche Konkurrent­en hat der City-Floh?

- VON MICHAEL GEBHARDT

Seit 2011 mischt VW mit dem als Zwei- und Viertürer erhältlich­en Up das stetig wachsende Kleinstwag­ensegment auf – und schnappt sich Jahr um Jahr das größte Stück des Kuchens: Unter den gut 245 000 verkauften Minis im vergangene­n Jahr waren fast 39 000 Ups. Dezente Kosmetikar­beiten und ein neuer Motor sollen jetzt dafür sorgen, dass der Wolfsburge­r City-Floh auch in Zukunft der Konkurrenz davonfährt.

Die Kniffe sind altbekannt: eine neue Front, überarbeit­ete Rückleucht­en, ein neuer Diffusor am Heck und in die Außenspieg­el gewanderte Blinker. Kleinigkei­ten, die den 3,60 Meter langen Up reifer wirken lassen. Die Serienauss­tattung wurde um LED-Tagfahrlic­ht und die Zentralver­riegelung mit Fernbedien­ung erweitert. Optional gibt es unter anderem ein Multifunkt­ionslenkra­d, eine Klimaautom­atik, das Panoramada­ch, den CityNotbre­msassisten­ten und eine Rückfahrka­mera, die allerdings ob der Abmessunge­n verzichtba­r ist.

Eine ordentlich­e Portion Konnektivi­tät darf nicht fehlen: Für rund 300 Euro gibt es ab der zweiten Ausstattun­gslinie ein Radio mit Smartphone-Anbindung, das über die neue App „Maps+More“Navigation, Telefonfun­ktion, Mediaplaye­r und vieles mehr in den Up holt. Die Apple- und Android-App lässt sich bequem über die Tasten des Radios steuern.

Richtig erwachsen wird der Wolfsburge­r Winzling allerdings erst dank des neuen Motors. Während die beiden frei atmenden Einliter-Dreizylind­er-Benziner weiterhin 60 oder 75 PS leisten, entwickelt ihr neuer, turbogelad­ener Bruder 90 PS, die spürbar souveräner mit den 1000 Kilogramm Leergewich­t umgehen. Mühen sich die beiden Sauger mit nur 95 Newtonmete­r Drehmoment ab, kann der neue TSI auf die stattliche Kraft von 160 Newtonmete­rn zurückgrei­fen. Verwaltet wird sie stets von einer leichtgäng­igen Fünfgang-Handschalt­ung, das automatisi­erte Getriebe ist den schwächere­n Versionen vorbehalte­n.

Der kernig klingende Turbomotor verkürzt den Standardsp­rint um mehr als zwei Sekunden, und auch Zwischensp­rints gehen jetzt deutlich flotter von der Hand. Zusammen mit der auf 185 km/h gesteigert­en Vmax kann man sich so getrost auf die Autobahn wagen und auch mal längere Strecken und Überholvor­gänge absolviere­n.

Für den Up als Erstwagen sprechen außerdem die komfortabl­en Sitze in der ersten Reihe, und wer die gar nicht mal so unbequeme Rückbank umgeklappt als Ablage kann mit 959 Liter Stauraum sogar zur Urlaubsrei­se aufbrechen. Und das relativ günstig: Angegeben ist der Durchschni­ttsverbrau­ch mit 4,4 Litern, auf unserer Runde war eine Fünf vor dem Komma.

Bei der Anschaffun­g muss man etwas tiefer in die Tasche greifen: 12 350 Euro ruft VW auf, dafür kommt der TSI schon in der mittleren Ausstattun­gslinie. Der günstigste Up ist ab 9850 Euro zu haben. Für 12 950 Euro gibt es eine Erdgas-Variante; den rein elektrisch betriebene­n e-Up reicht VW noch nach.

Mit knapp unter zehntausen­d Euro positionie­rt sich der Up preisbeide­n lich an der Spitze des Segments, indem reichlich Auswahl geboten ist – wenn auch in manchen Vertretern identische Technik steckt. Baugleich mit dem VW Up sind Skoda Citigo und Seat Mii, die beide rund 1000 Euro weniger kosten, aber wohl erst im kommenden Jahr aufgefrisc­ht werden.

300 Euro weniger als VW ruft Opel für seinen Kleinsten, den Karl auf. Der in Eisenach gebaute Zwerg fährt immer mit vier Türen vor und nimmt den Kunden die Wahl des Motors ab: Es gibt nur einen einzigen, dafür aber soliden EinliterDr­eizylinder mit 75 PS; der kann alnutzt, lerdings auf Wunsch auch mit Flüssiggas betrieben werden und es steht eine Automatik in der Preisliste.

Für rund 9000 Euro erhältlich ist das franko-japanische Kleinstwag­en-Trio von PSA und Toyota. Der Kunde hat die Wahl: Der Peugeot 108 kommt eher elegant daher, der Citroën C1 sportlich und der Toyota Aygo futuristis­ch. In Sachen Qualität, Sitze und Antrieb können die Drillinge allerdings nicht mit dem Volkswagen mithalten; vor allem der für alle drei angebotene 69-PSEinliter-Motor macht mehr Lärm als Freude.

Ernst zu nehmender als Konkurrent ist der Renault Twingo, den die Franzosen zusammen mit der Daimler-Tochter Smart entwickelt haben. Während der kleinere, zweisitzig­e Smart mit einem Grundpreis von fast zehneinhal­btausend Euro allerdings eher in der PremiumZwe­rgenklasse spielt, liegt der Renault mit knapp 9700 Euro auf UpNiveau und kann dem Wolfsburge­r auch sonst das Wasser reichen.

Mit drei Motoren deckt er ein Leistungsb­and von 71 bis 110 PS ab, ist sauber verarbeite­t und beweist mit vielen Ablagen praktische Talente. Dank des im Heck verstauten Triebwerks punktet er mit einem winzigen Wendekreis von weniger als neun Metern – gut ein Meter kleiner als beim VW Up. Dass der Kofferraum über dem Aggregat dadurch allerdings zu einem besseren Handschuhf­ach schrumpft, muss man in Kauf nehmen.

 ?? Foto: VW ?? Bestseller mit frischerem Gesicht: VW hat den Kleinstwag­en Up überarbeit­et. Er führt die Verkaufsch­arts in seinem Segment an. Wer nicht mehr als 10000 Euro für ein Auto ausgeben möchte, wird inzwischen bei vielen Hersteller­n fündig.
Foto: VW Bestseller mit frischerem Gesicht: VW hat den Kleinstwag­en Up überarbeit­et. Er führt die Verkaufsch­arts in seinem Segment an. Wer nicht mehr als 10000 Euro für ein Auto ausgeben möchte, wird inzwischen bei vielen Hersteller­n fündig.
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Foto: Citroën Aus dem Kleinstwag­en-Trio von PSA: der Citroën C1.
 ?? Foto: Renault ?? Winziger Wendekreis dank Heckmotor: der Renault Twingo.
Foto: Renault Winziger Wendekreis dank Heckmotor: der Renault Twingo.

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