Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Kleinen werden groß
Trend Das Segment der 10000-Euro-Winzlinge boomt; und so mancher Vertreter ist erwachsen geworden. Mit dem aktuellen Facelift wird nun auch der VW Up zu einem Erstwagen. Welche Konkurrenten hat der City-Floh?
Seit 2011 mischt VW mit dem als Zwei- und Viertürer erhältlichen Up das stetig wachsende Kleinstwagensegment auf – und schnappt sich Jahr um Jahr das größte Stück des Kuchens: Unter den gut 245 000 verkauften Minis im vergangenen Jahr waren fast 39 000 Ups. Dezente Kosmetikarbeiten und ein neuer Motor sollen jetzt dafür sorgen, dass der Wolfsburger City-Floh auch in Zukunft der Konkurrenz davonfährt.
Die Kniffe sind altbekannt: eine neue Front, überarbeitete Rückleuchten, ein neuer Diffusor am Heck und in die Außenspiegel gewanderte Blinker. Kleinigkeiten, die den 3,60 Meter langen Up reifer wirken lassen. Die Serienausstattung wurde um LED-Tagfahrlicht und die Zentralverriegelung mit Fernbedienung erweitert. Optional gibt es unter anderem ein Multifunktionslenkrad, eine Klimaautomatik, das Panoramadach, den CityNotbremsassistenten und eine Rückfahrkamera, die allerdings ob der Abmessungen verzichtbar ist.
Eine ordentliche Portion Konnektivität darf nicht fehlen: Für rund 300 Euro gibt es ab der zweiten Ausstattungslinie ein Radio mit Smartphone-Anbindung, das über die neue App „Maps+More“Navigation, Telefonfunktion, Mediaplayer und vieles mehr in den Up holt. Die Apple- und Android-App lässt sich bequem über die Tasten des Radios steuern.
Richtig erwachsen wird der Wolfsburger Winzling allerdings erst dank des neuen Motors. Während die beiden frei atmenden Einliter-Dreizylinder-Benziner weiterhin 60 oder 75 PS leisten, entwickelt ihr neuer, turbogeladener Bruder 90 PS, die spürbar souveräner mit den 1000 Kilogramm Leergewicht umgehen. Mühen sich die beiden Sauger mit nur 95 Newtonmeter Drehmoment ab, kann der neue TSI auf die stattliche Kraft von 160 Newtonmetern zurückgreifen. Verwaltet wird sie stets von einer leichtgängigen Fünfgang-Handschaltung, das automatisierte Getriebe ist den schwächeren Versionen vorbehalten.
Der kernig klingende Turbomotor verkürzt den Standardsprint um mehr als zwei Sekunden, und auch Zwischensprints gehen jetzt deutlich flotter von der Hand. Zusammen mit der auf 185 km/h gesteigerten Vmax kann man sich so getrost auf die Autobahn wagen und auch mal längere Strecken und Überholvorgänge absolvieren.
Für den Up als Erstwagen sprechen außerdem die komfortablen Sitze in der ersten Reihe, und wer die gar nicht mal so unbequeme Rückbank umgeklappt als Ablage kann mit 959 Liter Stauraum sogar zur Urlaubsreise aufbrechen. Und das relativ günstig: Angegeben ist der Durchschnittsverbrauch mit 4,4 Litern, auf unserer Runde war eine Fünf vor dem Komma.
Bei der Anschaffung muss man etwas tiefer in die Tasche greifen: 12 350 Euro ruft VW auf, dafür kommt der TSI schon in der mittleren Ausstattungslinie. Der günstigste Up ist ab 9850 Euro zu haben. Für 12 950 Euro gibt es eine Erdgas-Variante; den rein elektrisch betriebenen e-Up reicht VW noch nach.
Mit knapp unter zehntausend Euro positioniert sich der Up preisbeiden lich an der Spitze des Segments, indem reichlich Auswahl geboten ist – wenn auch in manchen Vertretern identische Technik steckt. Baugleich mit dem VW Up sind Skoda Citigo und Seat Mii, die beide rund 1000 Euro weniger kosten, aber wohl erst im kommenden Jahr aufgefrischt werden.
300 Euro weniger als VW ruft Opel für seinen Kleinsten, den Karl auf. Der in Eisenach gebaute Zwerg fährt immer mit vier Türen vor und nimmt den Kunden die Wahl des Motors ab: Es gibt nur einen einzigen, dafür aber soliden EinliterDreizylinder mit 75 PS; der kann alnutzt, lerdings auf Wunsch auch mit Flüssiggas betrieben werden und es steht eine Automatik in der Preisliste.
Für rund 9000 Euro erhältlich ist das franko-japanische Kleinstwagen-Trio von PSA und Toyota. Der Kunde hat die Wahl: Der Peugeot 108 kommt eher elegant daher, der Citroën C1 sportlich und der Toyota Aygo futuristisch. In Sachen Qualität, Sitze und Antrieb können die Drillinge allerdings nicht mit dem Volkswagen mithalten; vor allem der für alle drei angebotene 69-PSEinliter-Motor macht mehr Lärm als Freude.
Ernst zu nehmender als Konkurrent ist der Renault Twingo, den die Franzosen zusammen mit der Daimler-Tochter Smart entwickelt haben. Während der kleinere, zweisitzige Smart mit einem Grundpreis von fast zehneinhalbtausend Euro allerdings eher in der PremiumZwergenklasse spielt, liegt der Renault mit knapp 9700 Euro auf UpNiveau und kann dem Wolfsburger auch sonst das Wasser reichen.
Mit drei Motoren deckt er ein Leistungsband von 71 bis 110 PS ab, ist sauber verarbeitet und beweist mit vielen Ablagen praktische Talente. Dank des im Heck verstauten Triebwerks punktet er mit einem winzigen Wendekreis von weniger als neun Metern – gut ein Meter kleiner als beim VW Up. Dass der Kofferraum über dem Aggregat dadurch allerdings zu einem besseren Handschuhfach schrumpft, muss man in Kauf nehmen.