Augsburger Allgemeine (Land West)

VW nicht demütigen

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Wenn einer am Boden liegt, zeugt es von Rücksichts­losigkeit, nach ihm zu treten. VW liegt am Boden. Dennoch werden die Wolfsburge­r getreten, etwa von der polnischen EU-Kommissari­n Elzbieta Bienkowska. Die Politikeri­n fordert, dass VW europäisch­e Kunden wie in den USA entschädig­en solle. Das würde den Konzern derart überforder­n, dass er wohl Teile des Unternehme­ns verkaufen müsste und in eine Schieflage geraten könnte, was fatal für viele der 610 000 VW-Mitarbeite­r wäre.

Dabei sichert der Konzern auch tausende Jobs in der polnischen Heimat der Kommissari­n ab. Doch es ist klar: Volkswagen muss für den Abgas-Skandal büßen. Natürlich haben alle Käufer betroffene­r Dieselauto­s das Recht, dass ihre Fahrzeuge nachgebess­ert werden.

Dabei ist VW ohnehin gestraft: Der Imageschad­en fällt immens aus. Er lässt sich in Zahlen nicht beziffern. Aber auch die längst reumütigen und Besserung gelobenden Wolfsburge­r haben im Interesse des Wirtschaft­sstandorte­s Deutschlan­d einen Anspruch auf Resozialis­ierung, Gnade und eine ZukunftsPe­rspektive. Das müssen Racheengel anerkennen. Es gibt ein Leben nach dem Skandal. Wer VW demütigt, schadet einem der größten Arbeitspla­tz-Garanten Europas und bereitet nur Konkurrent­en aus USA und Japan Freude.

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