Augsburger Allgemeine (Land West)
VW nicht demütigen
Wenn einer am Boden liegt, zeugt es von Rücksichtslosigkeit, nach ihm zu treten. VW liegt am Boden. Dennoch werden die Wolfsburger getreten, etwa von der polnischen EU-Kommissarin Elzbieta Bienkowska. Die Politikerin fordert, dass VW europäische Kunden wie in den USA entschädigen solle. Das würde den Konzern derart überfordern, dass er wohl Teile des Unternehmens verkaufen müsste und in eine Schieflage geraten könnte, was fatal für viele der 610 000 VW-Mitarbeiter wäre.
Dabei sichert der Konzern auch tausende Jobs in der polnischen Heimat der Kommissarin ab. Doch es ist klar: Volkswagen muss für den Abgas-Skandal büßen. Natürlich haben alle Käufer betroffener Dieselautos das Recht, dass ihre Fahrzeuge nachgebessert werden.
Dabei ist VW ohnehin gestraft: Der Imageschaden fällt immens aus. Er lässt sich in Zahlen nicht beziffern. Aber auch die längst reumütigen und Besserung gelobenden Wolfsburger haben im Interesse des Wirtschaftsstandortes Deutschland einen Anspruch auf Resozialisierung, Gnade und eine ZukunftsPerspektive. Das müssen Racheengel anerkennen. Es gibt ein Leben nach dem Skandal. Wer VW demütigt, schadet einem der größten Arbeitsplatz-Garanten Europas und bereitet nur Konkurrenten aus USA und Japan Freude.