Augsburger Allgemeine (Land West)
Auto-Pilot hielt Lkw-Anhänger für Schild
Nach dem ersten tödlichen Unfall mit einem vom Computer gesteuerten Auto rücken die Fähigkeiten des Fahrassistenz-Systems „Autopilot“von Tesla in den Mittelpunkt. Die Firma erklärte, das System habe den querenden Lkw-Anhänger, unter den der verunglückte Tesla raste, für ein hochhängendes Straßenschild gehalten. Probleme mit Feinstaub, überlegen, ob man Umweltzonen einrichten oder Fahrverbote einführen sollte – weil keiner es wagt, das Grundproblem – den motorisierten Verkehr – anzugehen. Dass durch die bisherigen Eingriffe und moderne Technologien keine Senkung der Stickoxidbelastung erreicht werden konnte, sollte eigentlich stutzig machen.
Dieselfahrzeuge stoßen sowohl mehr Feinstaub als auch mehr Stickoxide aus. Zu was führt diese Entwicklung? Hellmann: Früher stand der Feinstaub im Vordergrund. Da hat sich die Lage zwar verbessert, aber die Belastung ist trotzdem nach wie vor hoch. Denn ein Teil kommt nicht aus dem Auspuff, sondern stammt aus dem Abrieb von Bremsen und Reifen.
Was bewirkt die Feinstaubbelastung? Hellmann: Feinstaub ist so fein, dass er durch die Lunge hindurchgeht. Er kommt in die Lymphe und ins Blut, wo er die Blutviskosität, also die Zähflüssigkeit des Blutes, verändert. Das führt dann zu Herz-Kreislauf-Problemen und nach einer halben oder einer Stunde steigt das Infarktrisiko. Und wie sieht es mit den Stickoxiden aus? Hellmann: Das Stickstoffmonoxid, das bei der Verbrennung entsteht und unter Sauerstoffeinfluss in Stickstoffdioxid umgewandelt wird, verstärkt die Ozonbelastung. Und die ist nicht am höchsten dort, wo der meiste Verkehr ist, sondern dort, wo viel Stickoxide hintransportiert werden und die Sonneneinstrahlung groß ist, im Staugebiet der Berge zum Beispiel. Im Körper machen Stickoxide Entzündungen an der Schleimhaut. Die klassische Entzündung an Schleimhäuten der Atemwege ist das Asthma bronchiale. Wenn ein Asthmatiker viel Stickoxide einatmet, kommt es zu einer Verschlechterung der Lungenfunktion. An Hauptverkehrsstraßen gibt es eine deutliche Zunahme asthmatisch-allergischer Erkrankungen – ein wesentlicher Teil davon ist auf verkehrsbedingte Emissionen zurückzuführen. Für welche Gruppen ist das besonders bedenklich? Hellmann: Es gibt Hinweise, dass Kinder heftiger auf solch eine Schadstoffbelastung reagieren. Zu bedenken ist dabei, dass Kinder von der Körpergröße her eher mit der Nase auf Auspuffhöhe sind, deshalb sind sie noch zusätzlich betroffen. Bei Menschen, die schon an Asthma leiden, kommt es zu einer Verschlimmerung ihrer Symptome beziehungsweise ihrer Krankheit. Und klar, wer als Lungenkranker ohnehin schon schlecht Luft bekommt, hat bei belasteter Luft ein doppeltes Problem. Dass sich die Lungenfunktion unter Schadstoffeinfluss verschlechtert, ist aber auch bei Gesunden nachgewiesen.
Wie groß ist Ihrer Ansicht nach das Problem? Hellmann: Fairerweise muss man sagen, dass die verkehrsbedingte Luftverschmutzung im Vergleich zum Inhalationsrauchen zu vernachlässigen ist. Wenn Sie selbst rauchen, könnten Sie auch auf dem Grünstreifen der Autobahn wohnen, das würde dann auch nichts mehr ausmachen.
Bemerken Sie Tage mit besonders stark belasteter Luft in Ihrer Praxis? Hellmann: Insgesamt spielen in der lungenärztlichen Praxis Wettereinflüsse eine große Rolle. Wenn es warm und windig ist, geht es Allergikern sehr schlecht. Inwieweit dabei auch Ozon eine Rolle spielt, ist schwer zu sagen.
Interview: Sibylle Hübner-Schroll
Dr. Andreas Hellmann ist Lungenfacharzt in Augsburg und Vorsitzender des Bundesverbands der Pneumologen.