Augsburger Allgemeine (Land West)
Scholl liegt wieder einmal falsch
Kritik ist selbstverständlich erlaubt. Am besten wird sie pointiert vorgetragen, dann ist sie auch noch unterhaltsam. Mehmet Scholl kritisiert gerne und oft. Das ist sein Job als Fernsehexperte. Meistens sind die Ausführungen des ehemaligen Fußballers hörenswert. Scholl verfügt über eine gute Portion Mutterwitz. Diesmal allerdings läuft die Kritik Scholls nicht nur ins Leere, sie diskreditiert ihn auch noch selbst.
Die Meinung, von der Viererkette abzukehren, sei ein Fehler gewesen, ist nicht exotisch. Gleichwohl hat Joachim Löw plausible Gründe dafür genannt, umzustellen. Was passiert, wenn man sein Spiel dem Gegner nicht anpasst, haben die Auftritte von Belgien und Spanien gegen Italien gezeigt. Beide Teams zerschellten an der Defensive. Sich nicht nach dem Gegner zu richten, ist auch eine Art von Arroganz. So stark ist der deutsche Kader nicht besetzt, als dass ein stures Festhalten am eigenen Stil dogmatisch verfolgt werden muss. Links spielt ein Akteur des 1. FC Köln mit keinerlei internationaler Erfahrung. Es stürmt ein Mann, der in der türkischen Liga aktiv ist. Mesut Özil hat mit dem FC Arsenal noch keinen großen Titel gewonnen. Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira sind überaus verletzungsanfällig. Es gibt keinen gelernten Außenverteidiger im Kader. Will sagen: Vielleicht sind andere Mannschaften auch nicht viel schlechter besetzt.
Wirklich unverschämt war allerdings die Aussage Scholls, die darauf hindeutet, man mache sich zu