Augsburger Allgemeine (Land West)
Das Los der Helden
Der Mensch liebt Helden. Früher bejubelte er siegreiche Krieger, die mit blutigem Schwert vom Schlachtfeld zurückkehrten. Heute liefert der Sport die Helden. Dabei geht es glücklicherweise weniger blutig zu als anno dazumal. Novak Djokovic ist solch ein Held, ein sympathischer noch dazu.
Das Problem eines jeden Helden ist, dass der Mensch, der ihn bejubelt, ein zwiegespaltenes Wesen ist. Denn verliert der Held dann doch einmal, freut er sich klammheimlich. Macht doch die Niederlage den unerreichbar Scheinenden wieder zu dem, was er eigentlich ist: auch nur ein Mensch. Fehlerbehaftet und unvollkommen.
So gesehen kann Djokovic froh sein, mit einem Tennisschläger in den Kampf ziehen zu dürfen. Für die Helden von einst hatten Niederlagen mitunter lebensverkürzende Auswirkungen. Djokovic dagegen wird zurückkehren und er wird wieder gewinnen. Sein Traum, alle wichtigen Turniere des Jahres zu gewinnen, ist zwar geplatzt. Seine Niederlage hat aber einen neuen Helden geboren: Sam Querrey. Ihm gilt jetzt der Jubel – bis er verliert.