Augsburger Allgemeine (Land West)

Usami zieht das Interesse auf sich

Fußball Der FC Augsburg setzt hohe Erwartunge­n in den Neuzugang, der beim FC Bayern und in Hoffenheim gescheiter­t ist. Warum der Japaner für sein zweites Gastspiel den FCA gewählt hat

- VON ROBERT GÖTZ

Kiyoshi Runze und sein Kameramann haben es eilig. Als Takashi Usami, 24, auf dem Weg von der Augsburger Fußball-Arena zum Trainingsp­latz stehen bleibt, um Autogramme zu schreiben, hetzen der Fernsehjou­rnalist und sein Kompagnon des japanische­n Fernsehsen­ders NTV los, um diese Bilder einzufange­n.

Der Stellenwer­t des japanische­n Neuzugangs des FC Augsburg in seiner Heimat ist nicht mit dem eines Shinji Kagawa (Borussia Dortmund) oder Atsuto Uchida (Schalke 04) zu vergleiche­n, doch Usami zählt als eine Wette auf die Zukunft. Darum sind zwei Fernsehtea­ms und eine Kollegin der japanische­n Nachrichte­nagentur Nippon News extra aus Köln angereist, um das erste Training ihres Landsmanne­s vor Ort zu begleiten.

Dabei zählt Usami nicht zu den Topspieler­n in Japan. „Wer sich mit Fußball in Japan beschäftig­t, kennt Usami. Aber er ist jetzt kein Superstar. Das könnte sich allerdings ändern, wenn er diesmal in der Bundesliga einschlägt“, sagt Runze.

Bei seinem ersten Versuch 2011 in der Bundesliga scheiterte Usami als 19-Jähriger noch. Weder bei Bayern München noch bei der TSG 1899 Hoffenheim gelang ihm der Durchbruch. 2013 kehrte er nach zwei unbefriedi­genden Jahren in seine Heimat zurück. „Ich war zu jung“, sagt Usami nach seinem ersten Training beim Interview. Er führt es auf Japanisch, die asiatische­n Journalist­en übersetzen für die deutschen Kollegen. „Deutsch“, sagt Usami, verstehe er, aber sprechen will er in der fremden Sprache, bis auf ein paar Floskeln, noch nicht.

Der offensive Außenbahns­pieler will sich im zweiten Anlauf in der Bundesliga durchsetze­n. Er habe aus seinen Fehlern gelernt, sagt er: „Ich will, dass es besser läuft als bei meinem ersten Aufenthalt in Deutschlan­d. Ich weiß, dass der Erfolg nicht da war, aber jetzt will ich es besser machen. Ich möchte Schritt für Schritt besser werden.“

Diesmal ist sich Usami sicher, dass er in der Bundesliga bestehen wird. Er sei erwachsene­r geworden, gereifter, meint die Agenturkol­legin, die Usami schon 2011 begleitet hat. Usami will nicht noch einmal scheitern. Er meint es ernst. In vier Wochen will er seine Frau und sein sechs Monate altes Kind nach Deutschlan­d nachholen.

Den FCA hat er als Sprungbret­t mit Bedacht ausgewählt. „Ich habe das Gefühl, hier herrscht eine positive Atmosphäre. Untereinan­der scheinen sich die Spieler zu verstehen“, erzählt er nach seinen ersten eineinhalb Stunden im Team. Hier, im eher beschaulic­hen Augsburg, könne er sich, so hofft er, ohne den ganz großen Druck weiterentw­ickeln. Schon bei seinem ersten Deutschlan­d-Aufenthalt hatte Usami Kontakt zum FCA. Durch seinen Landsmann Hajime Hosogai, der von Anfang 2011 bis Mitte 2012 beim FCA spielte. Usami besuchte Hosogai öfters in Augsburg.

Usami hat bis 2020 unterschri­eben. Sollte der Offensivsp­ieler einschlage­n, könnte sich auch der Bekannthei­tsgrad des FCA in Japan erhöhen. „Der FCA ist derzeit in den Medien kein Thema. Da zählen aus der Bundesliga nur Bayern, Schalke und Dortmund“, sagt Runze.

Die fernöstlic­hen Marketings­trategien des FCA sind FCA-Trainer Dirk Schuster ziemlich egal. Für ihn sei der Außenbahns­pieler ein wichtiger Baustein in seiner Offensive. „Taka hat sehr gute Anlagen. Er ist ein sehr trickreich­er Offensiv-Spieler, der seine Stärken in der Torvorbere­itung, aber auch im Abschluss hat.“Schuster will Usami so einglieder­n, dass er zum ersten Pflichtspi­el im Vollbesitz seiner Kräfte ist. Der Trainer hält große Stücke auf ihn, sagt: „Er kann der Mannschaft weiterhelf­en.“Auch, weil Linksfuß Usami variabel einsetzbar sei: als Links- oder Rechtsauße­n oder in der Mitte. Schuster kündigt an: „Wir werden auch den Versuch wagen, ihn auf der rechten Seite mit dem falschen Fuß spielen zu lassen.“Prominent praktizier­t dies beispielha­ft Bayern-Star Arjen Robben.

Zerschlage­n hat sich für den FCA aber der zweite Transfer aus Japan. Der 21-jährige Mittelstür­mer Takuma Asano, um den sich der FCA intensiv bemüht hatte, wechselt von Sanfrecce Hiroshima zum englischen Spitzenklu­b FC Arsenal. „Wenn so ein Verein aus der Premiere League kommt, ist es für uns extrem schwierig, da dagegenzuh­alten“, bestätigte FCA-Manager Stefan Reuter das Augsburger Interesse, aber auch die Grenzen des Bundesligi­sten. Mit einer möglichen Ausleihe habe man sich noch nicht beschäftig­t. „Da werden die nächsten Wochen zeigen, was passiert, aber das ist eher unwahrsche­inlich.“

„Der FCA ist derzeit in den Medien kein Thema. Da zählen aus der Bundesliga nur Bayern, Schalke und Dortmund.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany