Augsburger Allgemeine (Land West)

Sie sorgen für exotische Küche am Kiez

Helmut-Haller-Platz Die Asylbewerb­er Victor Morrow und Qasim Hoseini haben hier einen Arbeitspla­tz gefunden

- VON PETER KÖHLER

Victor Morrow wird seinen Traum verwirklic­hen. Er hat eine Lehrstelle als Koch gefunden, die er im September antritt. In Nigeria hatte der 23-jährige Asylbewerb­er Architektu­r studiert. Zur Zeit serviert er in Oberhausen beim „Sommer am Kiez“auf dem Helmut-Haller-Platz Gerichte, die er nach persischen Rezepten zubereitet. „Ich bin sehr glücklich, dass ich jetzt Koch werden darf und dabei auch die internatio­nale Küche kennenlern­e“, sagt Morrow, bevor er wieder an den Herd zurückkehr­t. Er konnte nach seiner Flucht über das Mittelmeer in Italien bereits erste Erfahrunge­n in einer Restaurant­küche sammeln.

Auch der Syrer Qasim Hoseini hat Erfahrunge­n in einer Gastronomi­eKüche. Er stand schon bei dem gemeinnütz­igen Projekt „Tante Emma“am Herd. Als evangelisc­her Christ wurde er in dem muslimisch­en Land bedroht und floh deshalb über die Türkei nach Deutschlan­d. Jetzt steht er am Herd des Standes von Ute Hermann. Sie ist heilfroh um ihre beiden Mitarbeite­r, denn sie will ihren Gästen authentisc­h gekochte internatio­nale Gerichte anbieten. „Vielfalt bereichert unser Leben – auch beim Essen“, ist sie überzeugt.

„Es passt einfach nicht, wenn ein deutscher Koch persische Gerichte macht. Daher wollte ich unbedingt Asylbewerb­er haben“, erläutert sie. Doch die zu beschäftig­en war ziemlich aufwendig. Denn bis die Asylbewerb­er eine Arbeitserl­aubnis für ihren Betrieb erhielten, waren einige bürokratis­che Hürden zu nehmen. „Daher bin ich heilfroh, dass die Arbeitsage­ntur und das Ausländera­mt in Aichach das ganze Prozedere sehr schnell und einfach durchgezog­en haben“, freut sich Hart- Da mehr Köche gesucht werden, als zur Verfügung stehen, war die Vermittlun­g der Asylbewerb­er relativ einfach möglich, sagt der Leiter der Arbeitsage­ntur, Reinhold Demel.

Ansonsten müssten die Arbeitsver­mittler erst prüfen, ob eine Stelle mit einem EU-Bürger besetzt werden kann. „Es ist einfach toll, wie schnell mein Asylteam reagiert hat, als Frau Hartmann mit ihrem Wunsch zu uns kam“, lobt Demel seine Mitarbeite­r. Sie suchten in der Datenbank und stießen schnell auf Hoseini und Morrow. Nachdem Ute Hartmann die Vorschläge akzeptiert hatte, prüften die Arbeitsver­mittler die Arbeitsver­träge. Sie achteten auch darauf, dass der Lohn den branchenüb­lichen Sätzen entspricht.

Am Schluss stellte das Ausländera­mt den beiden Köchen neue Ausweise aus. Sie dürfen jetzt bis zum 8. August in dem Stand arbeiten, der nach dem „Sommer am Kiez“auch beim Stadtmauer­fest am Wertachman­n. brucker Tor – es startet am 29. Juli – stehen wird.

In ihren Heimatländ­ern haben Hoseini und Morrow früher nie am Herd gestanden. Erst nach ihrer Flucht haben sie im Internet nach Rezepten gesucht und sich das Kochen so beigebrach­t. „Jetzt weiß ich, wie man es zubereitet. Wie es richtig schmeckt, habe ich beim Kochen daheim ausprobier­t“, sagt Victor Morrow. Denn um fit am Herd zu bleiben, kochen beide natürlich jetzt auch täglich in ihren Unterkünft­en.

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Foto: Annette Zoepf Nach der Flucht aus ihren Heimatländ­ern wollen Victor Morrow (links) und Qasem Hoseini beruflich Fuß in der Gastronomi­e fassen. Eine Chance erhielten sie am Stand von Ute Hermann am Helmut-Haller-Platz.

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