Augsburger Allgemeine (Land West)

Eine Prinzessin auf den Spuren der Fugger

Besuch Welche Rolle ein kleines Notizbuch für den Gast aus dem thailändis­chen Königshaus spielt

- VON MICHAEL HÖRMANN

Königshäus­er in aller Welt umgibt etwas Geheimnisv­olles. Was sich hinter den hohen Schlossmau­ern abspielt, bleibt der Öffentlich­keit vielfach verborgen. Anders sieht es aus, wenn Könige, Königinnen, Prinzen und Prinzessin­nen sich öffentlich bewegen. Dann ist mehr zu erfahren. Und so fangen wir an dieser Stelle mit einem kleinen Geheimnis über eine Prinzessin aus Thailand an: Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn hat offenbar kein Problem damit, früh aufzustehe­n und gut gelaunt in den Tag zu gehen. Anders hätte sie ihren durchaus anstrengen­den Besuch am Samstag in Augsburg, der sie im straffen Zeittakt an mehrere ausge- wählte Orte führte, gar nicht bewältigen können. Ihren ersten offizielle­n Termin hatte die 61-Jährige bereits um 8 Uhr am Morgen. Die Nacht zuvor hatte sie im Hotel Steigenber­ger Drei Mohren verbracht. Es war eine kurze Anreise zur ersten Station: Im Rathaus trug sich der Gast aus dem thailändis­chen Königshaus ins Goldene Buch der Stadt ein. Selten zuvor hatte es zu so früher Stunde einen Eintrag ins Goldene Buch gegeben. Wenn jedoch eine Prinzessin den Zeitplan vorgibt, muss eben auch ein Bürgermeis­ter früh aufstehen. Stefan Kiefer empfing den Gast, der in Begleitung eines Trosses von knapp 20 Personen gekommen war. Im Fürstenzim­mer folgte der Eintrag ins Goldene Buch.

Es war kurz nach halb neun, als der schwarze „Z-Mobility-Bus“von Werner Ziegelmeie­r mit der Prinzessin an Bord in der Fuggerei eintraf. Die Besichtigu­ng der Sozialsied­lung hatte sich Prinzessin Sirindhorn ausdrückli­ch gewünscht. Sie selbst ist in ihrem Heimatland sozial stark engagiert. Es gibt eine von ihr gegründete Stiftung, die Schüler, Auszubilde­nde und Studenten unterstütz­t. Empfangen wurde die Prinzessin von MariaThere­sia Gräfin Fugger von Glött. Da gegen 9 Uhr wenig andere Besucher unterwegs waren, blieb Zeit, um sich ungestört mit der Geschichte der Fugger und der Sozialsied­lung auseinande­rzusetzen. Was auffiel, war das Interesse der Prinzessin, die oft nachfragte. Sorgfältig no- sie neu erworbenes Wissen in einem Notizbüchl­ein, das sie nicht aus der Hand gab. Jetzt tauchen die Worte „Wilder Wein“im Büchlein auf, wobei im Zusatz vermerkt sein dürfte, dass es sich nicht um trinkbaren Wein handelt. Auch die schwarz-rot-goldenen Fähnchen registrier­te der Gast aus Thailand. „Es ist die Zeit der Fußball-Europameis­terschaft“, klärte Maria-Theresia Fürstin Fugger von Glött auf und verwies auf das am Abend anstehende Spiel Deutschlan­d gegen Italien. „Ich will hoffen, Deutschlan­d gewinnt“, antwortete Prinzessin Sirindhorn. Dieser Austausch fand auf Englisch statt, wobei die Prinzessin etwas Deutsch spricht.

Wann immer nötig, zückte die Prinzessin ihr Handy, um Bilder zu machen. So wie im Fuggermuse­um von der Schautafel mit den aufgezeich­neten Handelsweg­en der Fugger. Wer hinschaute, entdeckte zudem, dass thailändis­che Sitten an diesem Tag Einzug hielten. Als die Prinzessin das Museum verließ, trat sie nicht auf die Türschwell­e. Das bringt Unglück. Notizbuch und Handy reichten nicht allein, um alles zu dokumentie­ren. Für ausgewählt­e Aufnahmen war eine Digitalkam­era zur Hand. Es ist bekannt, dass Prinzessin Sirindhorn Reiseberic­hte verfasst. Schreiben von Artikeln und Geschichte­n gehört zu ihren liebsten Hobbys, sagen die Begleiter. Glücklich war die Prinzessin jedenfalls nach dem knapp einstündig­en Betierte such der Fuggerei. Auch in der Fuggerei gab es einen Eintrag ins Gästebuch mit einem persönlich­en Zeichen. Danach ging es noch weiter in die Kirche St. Ulrich und Afra sowie ins Textilmuse­um. Am Nachmittag ging es zurück nach Thailand.

Maria-Theresia Gräfin Fugger von Glött freute sich: „Das Interesse der Prinzessin war sehr groß. Es zeigt auch, wie bekannt die Fuggerei in der ganzen Welt ist.“Eine Liste, wie viele Adlige aus Königshäus­ern die Sozialsied­lung besucht haben, wird nicht geführt. „In der 500-jährigen Geschichte werden es einige gewesen sein“, sagt Gräfin Fugger von Glött. Ihr in Erinnerung geblieben ist der Besuch von Prinz Hassan aus Jordanien im Oktober 2008.

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Fotos: Annette Zoepf Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn besuchte die Fuggerei in Augsburg. Ihr ständiger Wegbegleit­er war ein Notizbuch, in das sie alles Wissenswer­te eintrug.
 ??  ?? Prinzessin Sirindhorn fotografie­rt den „Wilden Wein“.
Prinzessin Sirindhorn fotografie­rt den „Wilden Wein“.
 ??  ?? Maria-Theresia Gräfin Fugger von Glött führte die Gäste aus Asien am Samstagvor- mittag durch die Fuggerei.
Maria-Theresia Gräfin Fugger von Glött führte die Gäste aus Asien am Samstagvor- mittag durch die Fuggerei.
 ??  ?? Der Eintrag der thailändis­chen Prinzes- sin ins Gästebuch der Fugger.
Der Eintrag der thailändis­chen Prinzes- sin ins Gästebuch der Fugger.

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