Augsburger Allgemeine (Land West)
Eine Prinzessin auf den Spuren der Fugger
Besuch Welche Rolle ein kleines Notizbuch für den Gast aus dem thailändischen Königshaus spielt
Königshäuser in aller Welt umgibt etwas Geheimnisvolles. Was sich hinter den hohen Schlossmauern abspielt, bleibt der Öffentlichkeit vielfach verborgen. Anders sieht es aus, wenn Könige, Königinnen, Prinzen und Prinzessinnen sich öffentlich bewegen. Dann ist mehr zu erfahren. Und so fangen wir an dieser Stelle mit einem kleinen Geheimnis über eine Prinzessin aus Thailand an: Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn hat offenbar kein Problem damit, früh aufzustehen und gut gelaunt in den Tag zu gehen. Anders hätte sie ihren durchaus anstrengenden Besuch am Samstag in Augsburg, der sie im straffen Zeittakt an mehrere ausge- wählte Orte führte, gar nicht bewältigen können. Ihren ersten offiziellen Termin hatte die 61-Jährige bereits um 8 Uhr am Morgen. Die Nacht zuvor hatte sie im Hotel Steigenberger Drei Mohren verbracht. Es war eine kurze Anreise zur ersten Station: Im Rathaus trug sich der Gast aus dem thailändischen Königshaus ins Goldene Buch der Stadt ein. Selten zuvor hatte es zu so früher Stunde einen Eintrag ins Goldene Buch gegeben. Wenn jedoch eine Prinzessin den Zeitplan vorgibt, muss eben auch ein Bürgermeister früh aufstehen. Stefan Kiefer empfing den Gast, der in Begleitung eines Trosses von knapp 20 Personen gekommen war. Im Fürstenzimmer folgte der Eintrag ins Goldene Buch.
Es war kurz nach halb neun, als der schwarze „Z-Mobility-Bus“von Werner Ziegelmeier mit der Prinzessin an Bord in der Fuggerei eintraf. Die Besichtigung der Sozialsiedlung hatte sich Prinzessin Sirindhorn ausdrücklich gewünscht. Sie selbst ist in ihrem Heimatland sozial stark engagiert. Es gibt eine von ihr gegründete Stiftung, die Schüler, Auszubildende und Studenten unterstützt. Empfangen wurde die Prinzessin von MariaTheresia Gräfin Fugger von Glött. Da gegen 9 Uhr wenig andere Besucher unterwegs waren, blieb Zeit, um sich ungestört mit der Geschichte der Fugger und der Sozialsiedlung auseinanderzusetzen. Was auffiel, war das Interesse der Prinzessin, die oft nachfragte. Sorgfältig no- sie neu erworbenes Wissen in einem Notizbüchlein, das sie nicht aus der Hand gab. Jetzt tauchen die Worte „Wilder Wein“im Büchlein auf, wobei im Zusatz vermerkt sein dürfte, dass es sich nicht um trinkbaren Wein handelt. Auch die schwarz-rot-goldenen Fähnchen registrierte der Gast aus Thailand. „Es ist die Zeit der Fußball-Europameisterschaft“, klärte Maria-Theresia Fürstin Fugger von Glött auf und verwies auf das am Abend anstehende Spiel Deutschland gegen Italien. „Ich will hoffen, Deutschland gewinnt“, antwortete Prinzessin Sirindhorn. Dieser Austausch fand auf Englisch statt, wobei die Prinzessin etwas Deutsch spricht.
Wann immer nötig, zückte die Prinzessin ihr Handy, um Bilder zu machen. So wie im Fuggermuseum von der Schautafel mit den aufgezeichneten Handelswegen der Fugger. Wer hinschaute, entdeckte zudem, dass thailändische Sitten an diesem Tag Einzug hielten. Als die Prinzessin das Museum verließ, trat sie nicht auf die Türschwelle. Das bringt Unglück. Notizbuch und Handy reichten nicht allein, um alles zu dokumentieren. Für ausgewählte Aufnahmen war eine Digitalkamera zur Hand. Es ist bekannt, dass Prinzessin Sirindhorn Reiseberichte verfasst. Schreiben von Artikeln und Geschichten gehört zu ihren liebsten Hobbys, sagen die Begleiter. Glücklich war die Prinzessin jedenfalls nach dem knapp einstündigen Betierte such der Fuggerei. Auch in der Fuggerei gab es einen Eintrag ins Gästebuch mit einem persönlichen Zeichen. Danach ging es noch weiter in die Kirche St. Ulrich und Afra sowie ins Textilmuseum. Am Nachmittag ging es zurück nach Thailand.
Maria-Theresia Gräfin Fugger von Glött freute sich: „Das Interesse der Prinzessin war sehr groß. Es zeigt auch, wie bekannt die Fuggerei in der ganzen Welt ist.“Eine Liste, wie viele Adlige aus Königshäusern die Sozialsiedlung besucht haben, wird nicht geführt. „In der 500-jährigen Geschichte werden es einige gewesen sein“, sagt Gräfin Fugger von Glött. Ihr in Erinnerung geblieben ist der Besuch von Prinz Hassan aus Jordanien im Oktober 2008.