Augsburger Allgemeine (Land West)
Im Kreiswehrersatzamt zieht neues Leben ein
Stadtentwicklung Unter dem Namen „Bismarckpalais“sollen in dem ehemaligen Militärgebäude Wohnungen, Büros und Geschäfte entstehen. Künftig gibt es eine durchgängige Achse vom Theater bis zur Messe
Viele Augsburger können sich noch gut an ihre Musterung im Kreiswehrersatzamt erinnern, an lange Gänge und staubige Amtsstuben. Nach jahrelangem Leerstand sollen in dem ehemaligen Militärgebäude jetzt 48 Wohnungen sowie Läden, Büros, eine Arztpraxis und ein Restaurant entstehen. „Die Zielsetzung ist ein offenes Mischkonzept“, so Architekt Dieter Rehberger. Zusätzlich entsteht in der Nachbarschaft des Backsteinbaus eine neue Anlage mit 36 Wohnungen.
Mit der Sanierung des ehemaligen Kreiswehrersatzamtes und dem Erweiterungsbau kommt die Umwandlung der Prinz-Karl-Kaserne zum Prinz-Karl-Viertel einen entscheidenden Schritt voran. 1992 begannen die Vorbereitungen für die Neubebauung des von der Bundeswehr aufgegebenen Areals, jetzt ist das neue Viertel, das Heimat für bis zu 1500 Menschen sein wird, fast fertig. Das Quartier, das wegen seiner zukunftsweisenden Bebauung der Expo 2000 in Hannover war, verbindet das Bismarckviertel und das Hochfeld. Zentrale Achse im Viertel ist ein Park, der von Mehrfamilienhäusern gesäumt wird. Wichtig, so Nicole Christ, die im Baureferat für die Konversionsflächen zuständig ist, sei, dass das alte Kreiswehrersatzamt statt wie bisher als trennender Riegel künftig als Brücke zwischen Stadtteilen wahrnehmbar ist. Dazu muss ein Durchgang für Fußgänger geschaffen werden. Das Projekt sei jedenfalls für die Entwicklung des ganzen Areals bedeutsam, so Christ. Hintergrund: Die Kaserne war über fast 100 Jahre in der Stadtplanung ein blinder Fleck, während sich die Stadtteile drumherum entwickelten – diese Lücke muss nun mit Bedacht geschlossen werden.
Umsetzen werden das Projekt Architekt Dieter Rehberger, der bereits für die Sanierung des PrinzKarl-Palais auf der Hochfelder Seite des Areals verantwortlich war, und der Bauträger Michael Dumberger. Das bestehende Gebäude des Kreiswehrersatzamtes wird umgestaltet, die Stelle des im Krieg zerbombten Ostflügels soll ein neuer Erweiterungsbau kommen. Er soll sich in Bauweise und Dimension am Altbau orientieren, ohne zu verleugnen, dass es sich um ein modernes Gebäude handelt. Das Projekt hat den Namen „Bismarckpalais“. Im Park entsteht die Wohnanlage der Firma Dumberger unter dem Namen „Prinz-Karl-Viertel – modernes Wohnen in historischer Umgebung“. Laut Planung soll das Kreiswehrersatzamt Anfang 2018 bezugsAußenprojekt fertig sein, das ganze Projekt könnte im Jahr 2019 abgeschlossen sein.
Das Gebäude des Kreiswehrersatzamtes stand seit 2007 leer. Dass es so lange dauerte, bis man sich an die Sanierung machen konnte, lag an den Eigentumsverhältnissen. Während die Stadt den Großteil des Gebäudes bereits 2008 vom Bund erwerben konnte, dauerte es Jahre, bevor sie den Bereich des im Krieg zerstörten Ostflügels und Vorbehaltsflächen der Justizvollzugsanstalt bekam. Wegen der städtebauan lich bedeutsamen Situation führte die Stadt ein anonymes InvestorenAuswahlverfahren durch. Unter 30 Teilnehmern setzte sich das Team Rehberger/Dumberger durch. Laut Rehberger sei ein Thema gewesen, dass die Bewohner Einkäufe zu Fuß erledigen können. „Gerade für ältere Menschen ist das enorm wichtig, nur so können sie sich selbstständig versorgen“, ist er überzeugt. Für Bewohner und Besucher erhält die Anlage eine Tiefgarage mit 145 Plätzen. Jetzt ist laut Christ nur noch ein Baugrundstück parallel zur geplanten Dumberger-Bebauung offen, das vermutlich im Jahr 2017 ausgeschrieben werden soll. Auch das Areal des ehemaligen Gefängnisses an der Hochfeldstraße soll nach dem städtischen Bebauungsplan für Wohnungen genutzt werden. Hier hat die Hochschule bei der zuständigen Immobiliengesellschaft des Freistaates Bayern (Imby) aber Interesse bekundet. Laut Hochschulsprecher Tobias Kolb sei man mit der Immobiliengesellschaft im Gespräch – einen Zeitplan gebe es noch nicht.
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