Augsburger Allgemeine (Land West)
Tote Peggy nach 15 Jahren in Wald gefunden
Verbrechen Pilzsammler entdeckt Skelett. Fassen die Ermittler jetzt auch den Mörder?
Augsburg Mehr als 15 Jahre lang war die kleine Peggy verschwunden. Nun hat die Ungewissheit über das traurige Schicksal des neunjährigen Mädchens ein Ende. Ein Pilzsammler hat am Samstag im Grenzgebiet zwischen Bayern und Thüringen Teile eines Skeletts gefunden. Gestern teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit, dass es sich bei den Knochen „höchstwahrscheinlich“um die sterblichen Überreste von Peggy Knobloch handelt. Der Fundort liegt im Wald zwischen Rodacherbrunn und Nordhalben, etwa 15 Kilometer von Peggys Heimatort Lichtenberg entfernt.
Schon die erste Untersuchung in der Rechtsmedizin Jena brachte klare Hinweise. Zudem fand die Polizei auch bislang nicht näher bezeichnete Gegenstände, die dem Mädchen zuzuordnen sind. Möglicherweise handelt es sich um Kleidung, einen Schulranzen oder eine Barbiepuppe, die die Neunjährige bei sich hatte. Eine Todesursache stehe noch nicht fest, sagte Bayreuths Leitender Oberstaatsanwalt Herbert Potzel. Weitere Ergebnisse der rechtsmedizinischen Untersuchung sollen heute bekannt gegeben werden.
Peggy war am 7. Mai 2001 nach Schulschluss zum letzten Mal lebend gesehen worden. Der Fall entwickelte sich zu einem der rätselhaftesten der Kriminalgeschichte. Einige Monate nach Peggys Verschwinden präsentierte die Polizei den geistig Behinderten Ulvi Kulac als Täter. Er habe Peggy umgebracht, um zu vertuschen, dass er sie sexuell missbraucht hat, hieß es. Kulac wurde 2004 wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. In einem Wiederaufnahmeverfahren zehn Jahre später sprach ihn das Landgericht Bayreuth aber frei, nachdem die Hauptbelastungsindizien weggebrochen waren und sich herausgestellt hatte, dass sein Geständnis unter dubiosen Umständen zustande gekommen war.
Dann gab es eine Reihe weiterer spektakulärer Suchaktionen. Mal suchten Taucher in einer Talsperre in Sachsen nach Peggys Schulranzen, mal gruben die Ermittler ein Grundstück in Lichtenberg um. Zwischenzeitlich gerieten auch Bekannte von Peggys Familie aus Halle/Saale ins Visier der Polizei. Doch die Verfahren wurden eingestellt.
Auch wenn Peggys Tod jetzt feststeht, für die Ermittler beginnt die Arbeit nun von vorn. Sie wollen klären, wie Peggy zu Tode kam und wer ihr Mörder war. Die Auswertung zahlreicher Spuren vom Fundort und Vernehmungen stünden an, sagte Polizeisprecher Jürgen Stadter. Welche Fragen im Fall Peggy offen sind, lesen Sie auf Bayern.