Augsburger Allgemeine (Land West)
Hinten unerwartet stabil und vorne brandgefährlich
EM-Analyse Gastgeber Frankreich hat bislang überzeugt. Dennoch gibt es neben den Stärken auch Schwächen
Saint-Denis Vor der EM stand für alle eigentlich fest: Frankreichs Schwachpunkt ist die Defensive. Zu viele verletzte Spieler musste Trainer Didier Deschamps ersetzen. In der Offensive galt immer: Selbst ohne den suspendierten Karim Benzema ist es das Prunkstück der Équipe tricolore. Nach fünf Auftritten aber stellt sich heraus:
● Die Abwehr hält Selbst wenn sie zwei Gegentreffer gegen die Isländer zuließ. Beide Gegentore fielen bei klarer Führung. Es waren aber auch die ersten aus dem Spiel heraus. Die beiden Gegentore zuvor kassierte Frankreich durch Elfmeter. Die Innenverteidigung überzeugt bislang. Debütant Samuel Umtiti reihte sich gegen Island anstelle des gesperrten Adil Rami problemlos ein. Auf den Außenpositionen allerdings wirkt ausgerechnet Routinier Patrice Evra auf links nicht immer souverän.
● Das Mittelfeld variiert Es ist sicher auch eine der Stärken, dass sie ihr System blitzschnell ändern können. Während die Abwehrkette konstant mit vier Spielern besetzt wird, geht es im Mittelfeld variantenreicher zu. Als bislang beste Lösung gegen defensiv agierende Teams wie Irland und Island erwiesen sich zwei Spieler im defensiveren Mittelfeldbereich mit einer Dreier-Reihe davor. Wer allerdings gegen Deutschland wo zum Einsatz kommt, scheint ziemlich offen. Vielleicht auch eines der Probleme: Eine kleine Veränderung kann große Auswirkungen haben. Ein wirklich fixes System, mit dem Frankreich bei dieser EM spielt, gibt es nicht.
● Der Sturm trifft Auf die Offensive ist letztlich Verlass. Keine Mannschaft traf öfter, kein anderes Team stellte jemals drei Spieler mit drei Treffern oder gar mehr. Mittelstürmer Olivier Giroud, vor ein paar Wochen noch ausgepfiffen, war wohl nie besser im Nationaltrikot, kommt auf zehn Tore in den vergangenen neun Einsätzen. Antoine Griezmann trifft sowohl per Kopf als auch mit dem Fuß. Vier Mal schon bei dieser EM. Spielt er auf einer Achse mit Giroud, wird es brandgefährlich. Dimitri Payet, der Schütze aus der Distanz, ist immer in der Lage, auch in der letzten Minute den Ball aus 20 Metern im Tor zu platzieren.