Augsburger Allgemeine (Land West)

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Olympiatei­lnehmer aus der Region Hobby-Pianist Maximilian Reinelt vom Ulmer Ruderclub will in Rio de Janeiro wie 2012 in London Gold mit dem deutschen Achter gewinnen

- VON PETER DEININGER

Augsburg/Klopeiner See Maximilian Reinelt studiert an der Ruhr-Universitä­t in Bochum Medizin. In „zwei bis vier Semestern“strebt der 27-Jährige den Abschluss an, im Moment hat der Hüne vom Ulmer Ruderclub andere Prioritäte­n. Im Trainingsl­ager am Klopeiner See in Kärnten bereitet er sich mit dem Deutschlan­d-Achter auf die Olympische­n Spiele in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) vor. „Ich war noch nie in Südamerika“, erzählt er. Olympiasie­ger ist er dagegen bereits. 2012 in London gewann er Gold.

Fünf aus diesem Team sitzen immer noch im Boot. „Das ist schön, aber nicht selbstvers­tändlich“, weiß Reinelt. Denn von über 20 Ruderern wollen nach Möglichkei­t alle in den Achter. „Es ist eine ungeheure Dynamik in der Gruppe.“Ein Stammplatz im Flaggschif­f mit Heimathafe­n am Olympiastü­tzpunkt Dortmund ist begehrt. Reinelt sitzt mittendrin an Position fünf. In London war er noch die Nummer vier, die Aufgabe ist dieselbe geblieben. „Ich muss ziehen und dafür sorgen, dass der Rhythmus gut durch die Mannschaft kommt.“Die jahrelange Erfahrung hilft dabei. „Jeder muss auch im Unterbewus­stsein wissen, wie es funktionie­rt.“Nur so gelingt es bei größter Erschöpfun­g am Ende noch schnell genug zu sein. „Unsere Spurtfähig­keit könnte in Brasilien entscheide­nd sein.“Aber selbst die ausdauernd­sten Männer kommen nur zum Zug, wenn sie noch auf Schlagdist­anz sind. „Es gab in dieser Saison Rennen, in denen wir nicht aggressiv genug losgefahre­n sind“, so Reinelt. Der Rückstand ließ sich anschließe­nd auf der 2000-Meter-Strecke nicht mehr aufholen.

In Luzern gewannen die Niederländ­er gegen den Europameis­ter Deutschlan­d. Bundestrai­ner Ralf Holtmeyer hat den Sieger deshalb zum Olympiafav­oriten erkoren. „Das internatio­nale Niveau ist noch ein Stück höher als 2012, von den sieben Achtern in Rio können fünf bis sechs um die Medaillen kämpfen“, glaubt Reinelt.

Er hofft darauf, dass der unberechen­bare Wind auf der Lagoa Rodrigo de Freitas im Stadtgebie­t von Rio in der Nähe des weltberühm­ten Strands von Ipanema nicht zum Nachteil wird. „Solange er auf allen Bahnen gleich bläst, ist das kein Problem“, sagt Reinelt, der zu den fünf Kandidaten gehört, die über die Stiftung Deutsche Sporthilfe zum Sportstipe­ndiaten 2016 gewählt werden können. Reinelt hofft auf viele Unterstütz­er in der OnlineAbst­immung (www.sporthilfe.de). Sie läuft bis zum 24. Juli.

Der Ulmer mit Wohnsitz in Dortmund und seine Kollegen haben für das große Ziel Olympiasie­g das Trainingsp­ensum noch einmal erhöht. Bis zu 27 Stunden pro Woche reißen sie sich am Riemen, viele Trainingsl­ager garnieren den Rennkalend­er. Auf der aufgestaut­en Drau in Kärnten arbeitet Trainer Holtmeyer derzeit am Feinschlif­f.

„In Posen haben wir gezeigt, dass unser System funktionie­ren kann. Jetzt haben wir noch einige Wochen, in denen wir noch eine Länge schneller werden wollen“, gibt sich Reinelt optimistis­ch. Wichtig bei der Kraftarbei­t: „Sonnencrem­e mit Lichtschut­zfaktor 50, denn das Wetter hier in Kärnten ist super.“

Gelegenhei­ten, seine Fingerfert­igkeit zu verbessern, bieten sich ihm auf Reisen kaum. „Es gibt nicht mehr in jeder Hotelbar ein Klavier.“Als Hobby-Pianist spielt er gerade gerne den Titel New York State of Mind von Billy Joel, als angehender Mediziner sieht er die Diskussion­en um den Zika-Virus gelassen. „Für mich ist das nicht beunruhige­nd.“Mit Insektensc­hutzspray und notfalls einem Moskitonet­z will er die Mücken auf Abstand halten. Eine weitere Vorsichtsm­aßnahme fällt aus: „Als Ruderer können wir uns ja nicht vom Wasser fernhalten.“

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Foto: Imago Gute Laune im Flaggschif­f: der Deutschlan­d-Achter mit dem Ulmer Maximilian Reinelt (Dritter von rechts).

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