Augsburger Allgemeine (Land West)
Wundertüte Olympia
Rio de Janeiro In genau einem Monat beginnen die Spiele. Im Vorfeld wird über Wirtschaftskrise, Zika-Virus, Sicherheit und Doping gesprochen
Rio de Janeiro Das größte Sportereignis der Welt kommt zum ersten Mal nach Südamerika. Die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro werden rund um den Globus Milliarden Menschen verfolgen. Noch sind die Schlagzeilen schlecht: Doping, Mückenplage, Geldmangel, Bau-Chaos. Um doch noch alles zum Guten zu wenden, braucht es wohl brasilianische Improvisationskunst.
Wird denn alles fertig bis zur Eröffnungsfeier am 5. August, genau in einem Monat? Davon ist der deutsche Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, überzeugt: „Der Erfolg der Spiele ist nicht gefährdet.“Doch angesichts der finanziellen Notlage der Stadt schlägt Bürgermeister Eduardo Paes Alarm. Das einstige Boom-Land Brasilien durchlebt eine schwere Krise. Entscheidend ist, ob die Metrolinie zum Stadtteil Barra fertig wird, wo der Olympiapark mit den meisten Sportstätten ist. Wenn nicht, droht ein Transportchaos. Immerhin sind nach Angaben von Paes die Sportstätten fertig. Müssen Besucher und Sportler Angst um ihre Sicherheit haben? In diesen Tagen werden in Rio die Schutzmaßnahmen in Bahnhöfen, Flughäfen und auf den Straßen deutlich verstärkt. „Wir erwarten 500000 bis 600000 Touristen und werden bestmögliche Sicherheit garantieren“, sagte Verteidigungsminister Raul Jungmann. Zur Eröffnungsfeier werden rund 100 Staatsund Regierungschefs erwartet. Mehr als 10000 Athleten kämpfen bis zum 21. August um die Medaillen. Insgesamt bietet Brasilien 85000 Sicherheitskräfte auf, darunter 38000 Soldaten.
Müssen Besucher und Sportler Angst vor dem Zika-Virus haben? Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzen das Risiko einer Massenverbreitung des zumeist von Mücken übertragenen Virus als gering ein. Für Aufsehen sorgte allerdings eine Gruppe von mehr als 150 Wissenschaftlern aus 29 Ländern, die forderten, die Spiele zu verlegen. Die WHO hält das für unnötig, da in Südamerika mit Beginn der Spiele Winter ist und damit schlechte Bedingungen für Mücken herrschen.
Wird es angesichts der Dopingskandale fair zugehen? Auch bei diesen Spielen werden Athleten vermutlich versuchen, sich durch Doping einen Vorteil zu verschaffen. Wissenschaftler wie Fritz Sörgel erwarten gar „Olympische Doping-Spiele“. Das IOC hat gerade erst 55 mutmaßliche Betrüger bei den Sommerspielen in Peking 2008 und London 2012 nachträglich überführt. In puncto Doping steht die Olympiamannschaft aus Russland im Fokus. Am 15. Juli will die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada einen Bericht zu Vorwürfen vorlegen, ob positive Dopingproben von 15 russischen Medaillengewinnern bei den Winterspielen in Sotschi 2014 vertuscht worden seien. Sollten sich aus dem Report Hinweise auf ähnliche Verfehlungen bei den Sommersportarten ergeben, müsste das IOC noch einmal neu bewerten. Das kann im schlimmsten Fall zu einem Ausschluss eines ganzen nationalen Verbandes führen.