Augsburger Allgemeine (Land West)
Auf Brettern durchs Moor
Steingaden Idyllische Wanderung zur Wies
Im Kopf das Lied von den Moorsoldaten und die verklärten Erinnerungen der Jugend: Jahr für Jahr haben wir hier mit dem Schulchor eine Probenwoche verbracht. Der krönende Abschluss: ein Konzert in der Wieskirche. Zu diesen Wochen gehörten auch ungezählte Wanderungen. Eine führte von der Wies über den Brettlesweg nach Steingaden.
Wie oft sind wir diesen Weg gegangen. Zunächst hoch offiziell, an den Nachmittagen, mit den Lehrern an der Spitze. Später dann, als wir älter waren, auch mal nachts – die coolsten Jungs vorneweg, die Mädels mit Respekt vor der Dunkelheit dicht auf ihren Fersen. Das alles ist jetzt, 25 Jahre später, in Gedanken wieder da.
Nur der Brettlesweg, der scheint ein ganz anderer geworden zu sein: Der Pfad durchs Moor, der über schmale Holzplanken führt, ist offenbar gar keine zwanzig Kilometer lang – mag sich das zu Schulzeiten auch so angefühlt haben. In Wirklichkeit leiten die Bohlen den Wanderer nur über ein paar hundert Meter durch das sumpfige Gebiet mit seinem niedrigen Kiefernbestand. Der Rest der Strecke führt auf festem Boden durch einen dichten, schönen Wald.
Am Wegesrand haben Schulkinder Tafeln mit Informationen über das Moor, die Bäume und die Landschaft aufgestellt. Irgendwo an einem Baum haben Gläubige einen Schrein für die Mutter Gottes angebracht. Auf Knopfdruck beleuchtet eine Lichterkette diesen Ort der Einkehr. Davon abgesehen besticht an dieser Strecke die Natur, für die wir als Schulkinder früher kaum ein Auge hatten.
Am schönsten ist es, den Weg von Steingaden aus zur Wieskirche zu gehen. Das Gotteshaus taucht dann wie eine Verheißung hinter den Bäumen auf. Die Strecke ist auch für ungeübte Wanderer leicht zu gehen – nur bei Regen sind die Bohlen etwas glitschig. Als Kinder liefen wir den Brettlesweg übrigens fast nur bei schlechtem Wetter. Aber vielleicht ist auch das nur eine dieser verklärten Erinnerungen. N. Prestle