Augsburger Allgemeine (Land West)
„Theo“bringt die Todtenweiser ans Ziel
Fahrdienst Menschen, die selbst nicht mobil sind, haben oft Probleme, einzukaufen oder zum Arzt zu gehen. Deshalb gibt es im Wittelsbacher Land Fahrer, die diesen Leuten helfen. Wie das Modell funktioniert
Aichach-Friedberg Schnell zum Einkaufen fahren, danach zur Bank und spontan noch in ein Café. Für mobile Menschen kein Problem. Für ältere dagegen schon. Oft fehlen ihnen im Alltag Personen, die die Zeit haben, um sie zum Arzt oder zum Supermarkt zu fahren. Ein Taxi wäre ihnen zu teuer. Um zu helfen, gibt es in Todtenweis seit über einem Jahr einen Fahrdienst, der Senioren oder Menschen, die selber nicht mehr fahren können, ans Ziel bringt.
Entstanden ist der Fahrdienst im Rahmen des landesweiten Programms „Marktplatz der Generationen“, mit dem älteren Menschen im Alltag geholfen werden soll. Dafür hatte sich die Kommune beworben und 2012 den Zuschlag bekommen. „2014 sind wir richtig eingestiegen“, erzählt Gemeinderätin Petra Wackerl. Das Projekt umfasst nicht nur den Fahrdienst. Älteren Leuten soll auch zu Hause geholfen werden. Dafür gibt es die Taschengeldbörse, in der Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren für mindestens fünf Euro pro Stunde im Haushalt arbeiten. Rasenmähen oder Gassigehen mit dem Hund sind im „Angebot“.
Weil ältere Menschen „nicht nur bespaßt werden wollen, sondern auch mal raus möchten“, wie Wackerl sagt, soll es ab Herbst einen Treffpunkt im „Kasmi“-Haus geben. Dort, im Zentrum der Gemeinde, sollen sich die Menschen im Generationen-Café treffen und reden können. „Der Fahrdienst steht aber an vorderster Front“, sagt Wackerl. Und der werde mittlerweile sehr gut angenommen. Seit der Einführung vor über einem Jahr habe es zwischen 360 und 400 Fahrten gegeben.
Das bestätigt Walter Schneider. Der 68-Jährige ist einer der 13 ehrenamtlichen Fahrer, die sich regelmäßig ans Steuer von „Theo“setzen. So heißt der silberne VWTransporter, mit dem die Senioren durch den Landkreis gefahren werden. Der Wagen gehört der Gemeinde und wurde vom Freistaat mit 10000 Euro bezuschusst. Den Rest finanziert die Gemeinde, wobei ein Teil der Kosten von den Fahrgästen bezahlt wird. 30 Cent kostet die Mitfahrer der gefahrene Kilometer. „Kostendeckend ist das nicht. Das war uns schon vorher bewusst, aber wir müssen unsere Bürger unterstützen“, sagt Wackerl. Deshalb wird „Theo“bezuschusst.
Etwa 20 Kilometer groß ist der Umkreis, in dem die Passagiere gefahren werden. Auch nach Augsburg werden sie gebracht. Walter Schneider fährt alle 14 Tage, in dem Turnus wechseln sich die Fahrer ab. Jeder übernimmt einen Tag in der Woche. „Der Mittwoch ist meiner“, sagt Schneider. Etwa zwei- bis viermal pro Tag fährt er zu Supermärkten, zur Bank oder zu Friedhöfen.
Seit eineinviertel Jahren ist Schneider dabei. Seine Nachbarin, die im Komitee des Projekts sitzt, habe ihn damals angesprochen, ob er einer der Fahrer werden wolle. „Am Anfang habe ich schon etwas gezögert. Ich wollte nur halbtags fahren.“Seine Zurückhaltung hat sich schnell geändert: „Man opfert zwar einen Tag, aber ich freue mich immer darauf.“