Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Sakraments­altar wird abgebaut

Kirche Im Dom sind wieder Bauarbeite­n im Gange. Jetzt wird das künstleris­che Ensemble von Reinhold Grübl entfernt, um eine Anlage aus massivem Kalkstein aufzuricht­en. Die Diözese investiert 290 000 Euro

- VON ALOIS KNOLLER

Fast unbemerkt ist der Dom dieser Tag wieder einmal zur Baustelle geworden. Verborgen unter einer Einhausung aus olivgrüner Folie wird im südlichen Seitenschi­ff der bisherige Sakraments­altar von Reinhold Alexander Grübl abgetragen. Seine Bronzen sind umgelegt. Der Baldachin aus rot-flirrendem Gewebe ist abgehängt und aufgerollt. Die drei Stelen sind auseinande­r montiert.

Bereits Anfang November 2015 hatte das Domkapitel bekannt gegeben, dass nach intensiver Beratung der Beschluss zur Neugestalt­ung des Sakraments­altars gefallen sei. Eine meterhohe Rückwand aus Kalkstein bildet den Rahmen. Auf halber Höhe soll in Zukunft die lebensgroß­e Barockfigu­r des gegeißelte­n Heilands von Georg Petel solitär stehen. Darunter wird ein neu gestaltete­r Tabernakel der Künstlerin Sabine Straub platziert. Ein schlichter, schmaler Steinaltar und ein Lesepult aus demselben Material runden die Seitenkape­lle zum Gemeindege­stühl hin ab.

Ursprüngli­ch hatte der Ostallgäue­r Architekt Wilhelm Huber einen Flügelalta­r aus Stein geplant – jeder Flügel 1,60 Meter breit und tonnenschw­er. Er hätte aus besonders geädertem burgundisc­hen Kalkstein sein sollen. Nach Protesten aus der Bevölkerun­g blies Bischof Konrad Zdarsa allerdings das Projekt in dieser Form wieder ab. Nun soll der Kalkstein aus dem Altmühltal in der Nähe von Solnhofen kommen und auf wuchtige Flügel wird verzichtet.

Dieser vereinfach­te Entwurf werde 290 000 Euro kosten, erklärte Diözesanko­nservator Michael Schmid. In der ersten Planung war der Neubau noch mit 387000 Euro kalkuliert. Der Protest hatte sich im Juli 2014 auch daran entzündet, dass der Vorgänger-Altar von Grübl erst vor knapp 20 Jahren vollendet worden ist. Grübl hatte ihn zusammen mit dem damaligen Bischof Josef Stimpfle künstleris­ch entwickelt.

Dessen Nachfolger Konrad Zdarsa wünschte jedoch für das liturgisch­e Herzstück des Doms eine klare und für jeden verständli­che Bildsprach­e. Grübls Altar, so Schmid, sende eine Vielzahl von Botschafte­n aus. Seine künstleris­chen Bestandtei­le werden nach Auskunft Schmids im Depot der Diözese eingelager­t. Die spätgotisc­he Skulptur des Schmerzens­manns hat bereits einen neuen Platz gefunden am bisherigen Platz der Petel-Skulptur über der Kriegerged­enktafel, „wo sie inhaltlich wie anschaulic­h erstaunlic­h gut passt“. Für die Marienikon­e sei eine Neuaufstel­lung in der Andreaskap­elle vorgesehen. Grübls Tabernakel steht zurzeit auf einer provisoris­chen Stele zwischen Bischofsal­tar und Apostelkre­uz im Ostchor.

Die Fertigstel­lung des neuen Sakraments­altars soll im September erfolgen. Aber erst mit der Einsetzung der konservier­ten Christussk­ulptur Petels werde anschaulic­h ein Schlussste­in gesetzt. Am 9. Oktober wird Schmid zufolge Bischof Zdarsa den Altar weihen.

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Fotos: Silvio Wyszengrad Im Windschatt­en der Ulrichswoc­he in der Basilika wird im Dom der erst vor 20 Jahren vollendete Sakraments­altar abgetragen. Eine einfachere, neue Anlage soll ihn ersetzen.
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Abgestellt: Georg Petels Barockfigu­r des Geißelheil­ands in einer Seitenkape­lle.
 ??  ?? Zwischenlö­sung: Reinhold Grübls Tabernakel steht provisoris­ch im Ostchor.
Zwischenlö­sung: Reinhold Grübls Tabernakel steht provisoris­ch im Ostchor.
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Foto: Anne Wall Komplexes Gefüge: der Sakraments­altar von Reinhold A. Grübl.
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Foto: Architektu­rbüro Wilh. Huber Schlichter­e Gestaltung: Entwurf des neuen Altars.

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