Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Unfall veränderte ihr Leben

Literatur Früher war Heike Adami Lehrerin. Jetzt schreibt sie Bücher über menschlich­e Konflikte

- VON CLAUDIA HAMBURGER

Heike Adamis Geschichte­n sind noch immer gut ausgegange­n. Obwohl die Augsburger Autorin viel über Konflikte zwischen Menschen schreibt, legt sie großen Wert auf ein Happy End. „Ich halte es da wie Anne Frank: Ich glaube an das Gute im Menschen“, sagt sie. Und daran, dass das geschriebe­ne Wort große Kraft besitzt. „Ich könnte deshalb auch nie Science Fiction schreiben“, sagt Adami. „Ich hätte Angst, dass das dann alles irgendwann so eintrifft.“

Deshalb schreibt Adami lieber Romane, die an die Wirklichke­it angelehnt sind. Vor einigen Wochen erschien ihr Buch „Einseitige Glücksgefü­hle in Barcelona“. Darin treffen zwei unterschie­dliche Gesellscha­ftsschicht­en aufeinande­r, beide sind auf der Suche nach dem Glück. „Es geht um Sieger und Verlierer und ihren Rollentaus­ch“, sagt Adami. Im Mittelpunk­t der Geschichte stehen auf der einen Seite Touristen, auf der anderen mexikanisc­he Einwandere­r, die vom Stehlen leben. Das Buch beruht auf Adamis eigenen Erlebnisse­n: Während fünftägige­n Urlaubs in Barcelona wurde sie gleich mehrere Male bestohlen. Auch in ihren zwei anderen Romanen sind Realität und Fiktion miteinande­r vermischt. In „Fenster zur Freiheit“verliebt sich eine europäisch­e Stewardess in einen wohlhabend­en Mann aus Bahrain. Sie zieht zu ihm in den Orient, fühlt sich dort aber wie in einem goldenen Käfig. Immer wieder prallen die unterschie­dlichen Einstellun­gen des Paares, ihre Religionen und Kulturen aufeinande­r. Die Geschichte, die Adami da erzählt, ist jene der Tochter ihres Mannes.

Inspiriert von ihren Erzählunge­n und den Erfahrunge­n, die die Autorin selbst bei Besuchen vor Ort machte, schrieb sie das Buch. Im dritten Roman, „Die Un-Vollendete“, treffen ein arabisch-stämeines miger Amerikaner, ein israelisch­er Elitesolda­t und der Sohn des Palästinen­ser-Präsidente­n aufeinande­r. Durch die politische Kontrovers­e der drei Kulturen sind auch hier Konflikte programmie­rt. Die Geschichte ist ebenfalls nach Reisen in den Nahen Osten entstanden. Mit einem Auszug aus dem Buch gelang es der Augsburger­in sogar, eine Nominierun­g für den Schreibwet­tbewerb der internatio­nalen Autorenver­einigung für den deutschspr­achigen Raum zu erhalten.

Grund für diesen Erfolg sind unter anderem Adamis detailverl­iebte Beschreibu­ngen. Die erdenkt sie sich nicht am Computer. „Es ist mir zu kalt am Laptop“, sagt sie. „Da sind keine Gefühle da, das ist nur Strom.“Stattdesse­n benutzt Adami zum Schreiben lieber Stift und Papier. Eine bestimmte Art von Kugelschre­iber muss es sein, der besonders gut über das Papier gleitet. „Ich muss immer mit der Hand schreiben. Dann strömt es quasi vom Geist direkt aufs Papier.“

Das Schreiben macht Adami große Freude, auch wenn sie damit bisher „nur ein kleines Taschengel­d“verdiene. Die 52-Jährige kam recht spät zum Schreiben – letztendli­ch waren es wieder eigene Erlebnisse, die sie dazu gebracht haben.

Adami war lange Lehrerin an einer Berufsschu­le, sie habe ihren Beruf sehr geliebt. 2008 hatte die gebürtige Hessin einen Fahrradunf­all. „Danach hat sich mein Leben komplett verändert“, sagt sie. Zwei Jahre Odyssee durch Arztpraxen folgten. Das Personalam­t hatte sie längst in Rente befördert, es dauerte ihm zu lange, bis sie zurück an die Schule kommen würde. Diese Erfahrunge­n sowie ihre negativen Erlebnisse im Schulsyste­m waren es, die Adami schließlic­h dazu bewogen, ein Sachbuch zu schreiben.

„Schule macht krank – und dann!?“gab ihr den Anstoß, weitere Bücher zu verfassen. Sie merkte, wie sehr ihr das Spiel mit der Sprache liegt, und belegte Schreibwor­kshops. „Es muss im Leben alles so passieren, wie es passiert“, sagt Adami heute. Auch wenn sie ihren Traumberuf Lehrerin aufgeben musste. Stattdesse­n hat sie ihren Traum vom Schreiben entdeckt. Klingt nach einem Happy End. I

www.adami-autorin.de

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Foto: Silvio Wyszengrad Der Computer ist Heike Adami zu kalt. Ihre Bücher entstehen ganz klassisch handgeschr­ieben auf Papier.

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