Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein Unfall veränderte ihr Leben
Literatur Früher war Heike Adami Lehrerin. Jetzt schreibt sie Bücher über menschliche Konflikte
Heike Adamis Geschichten sind noch immer gut ausgegangen. Obwohl die Augsburger Autorin viel über Konflikte zwischen Menschen schreibt, legt sie großen Wert auf ein Happy End. „Ich halte es da wie Anne Frank: Ich glaube an das Gute im Menschen“, sagt sie. Und daran, dass das geschriebene Wort große Kraft besitzt. „Ich könnte deshalb auch nie Science Fiction schreiben“, sagt Adami. „Ich hätte Angst, dass das dann alles irgendwann so eintrifft.“
Deshalb schreibt Adami lieber Romane, die an die Wirklichkeit angelehnt sind. Vor einigen Wochen erschien ihr Buch „Einseitige Glücksgefühle in Barcelona“. Darin treffen zwei unterschiedliche Gesellschaftsschichten aufeinander, beide sind auf der Suche nach dem Glück. „Es geht um Sieger und Verlierer und ihren Rollentausch“, sagt Adami. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen auf der einen Seite Touristen, auf der anderen mexikanische Einwanderer, die vom Stehlen leben. Das Buch beruht auf Adamis eigenen Erlebnissen: Während fünftägigen Urlaubs in Barcelona wurde sie gleich mehrere Male bestohlen. Auch in ihren zwei anderen Romanen sind Realität und Fiktion miteinander vermischt. In „Fenster zur Freiheit“verliebt sich eine europäische Stewardess in einen wohlhabenden Mann aus Bahrain. Sie zieht zu ihm in den Orient, fühlt sich dort aber wie in einem goldenen Käfig. Immer wieder prallen die unterschiedlichen Einstellungen des Paares, ihre Religionen und Kulturen aufeinander. Die Geschichte, die Adami da erzählt, ist jene der Tochter ihres Mannes.
Inspiriert von ihren Erzählungen und den Erfahrungen, die die Autorin selbst bei Besuchen vor Ort machte, schrieb sie das Buch. Im dritten Roman, „Die Un-Vollendete“, treffen ein arabisch-stämeines miger Amerikaner, ein israelischer Elitesoldat und der Sohn des Palästinenser-Präsidenten aufeinander. Durch die politische Kontroverse der drei Kulturen sind auch hier Konflikte programmiert. Die Geschichte ist ebenfalls nach Reisen in den Nahen Osten entstanden. Mit einem Auszug aus dem Buch gelang es der Augsburgerin sogar, eine Nominierung für den Schreibwettbewerb der internationalen Autorenvereinigung für den deutschsprachigen Raum zu erhalten.
Grund für diesen Erfolg sind unter anderem Adamis detailverliebte Beschreibungen. Die erdenkt sie sich nicht am Computer. „Es ist mir zu kalt am Laptop“, sagt sie. „Da sind keine Gefühle da, das ist nur Strom.“Stattdessen benutzt Adami zum Schreiben lieber Stift und Papier. Eine bestimmte Art von Kugelschreiber muss es sein, der besonders gut über das Papier gleitet. „Ich muss immer mit der Hand schreiben. Dann strömt es quasi vom Geist direkt aufs Papier.“
Das Schreiben macht Adami große Freude, auch wenn sie damit bisher „nur ein kleines Taschengeld“verdiene. Die 52-Jährige kam recht spät zum Schreiben – letztendlich waren es wieder eigene Erlebnisse, die sie dazu gebracht haben.
Adami war lange Lehrerin an einer Berufsschule, sie habe ihren Beruf sehr geliebt. 2008 hatte die gebürtige Hessin einen Fahrradunfall. „Danach hat sich mein Leben komplett verändert“, sagt sie. Zwei Jahre Odyssee durch Arztpraxen folgten. Das Personalamt hatte sie längst in Rente befördert, es dauerte ihm zu lange, bis sie zurück an die Schule kommen würde. Diese Erfahrungen sowie ihre negativen Erlebnisse im Schulsystem waren es, die Adami schließlich dazu bewogen, ein Sachbuch zu schreiben.
„Schule macht krank – und dann!?“gab ihr den Anstoß, weitere Bücher zu verfassen. Sie merkte, wie sehr ihr das Spiel mit der Sprache liegt, und belegte Schreibworkshops. „Es muss im Leben alles so passieren, wie es passiert“, sagt Adami heute. Auch wenn sie ihren Traumberuf Lehrerin aufgeben musste. Stattdessen hat sie ihren Traum vom Schreiben entdeckt. Klingt nach einem Happy End. I
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