Augsburger Allgemeine (Land West)

Streit um Baugebiet in Radegundis

Stadtentwi­cklung Die Pläne am westlichen Stadtrand entzweien die Stadtregie­rung: Die Grünen sind dagegen, CSU und SPD dafür. Und die Opposition will keine „Villen im Grünen“

- VON MICHAEL HÖRMANN

Der Augsburger Stadtrat steht zwei neuen Baugebiete­n offen gegenüber, wobei die Planungen dafür ganz am Anfang sind. Die Politik hätte nichts dagegen einzuwende­n, wenn im Südwesten von Haunstette­n ein riesiges Neubaugebi­et nahe der B17 entsteht. Der Stadtrat gab die einstimmig­e Zustimmung. Allerdings ist zu berücksich­tigen, dass es sich bei den Flächen um Privateige­ntum handelt. Mit mehr als 100 Grundstück­seigentüme­rn müssten Verhandlun­gen aufgenomme­n werden. Aus Sicht der Stadträte eignet sich das 200 Hektar große Areal aber ideal für neue Wohnungen. An der B 17 entlang wäre noch Platz für Gewerbeans­iedlungen. Bis zur möglichen Umsetzung ist es ein weiter Weg, was allen Beteiligte­n klar ist. Spekuliert wird, dass bei einem erfolgreic­hen Verlauf der Verhandlun­gen frühestens in acht Jahren mit Arbeiten begonnen werden könnte. Angestrebt wird, dass im neuen Wohngebiet einmal 10 000 Menschen leben sollen. Zur Einordnung mag diese Größe dienen: Haunstette­n hat gegenwärti­g als zweitgrößt­er Stadtteil Augsburgs etwas mehr als 27000 Einwohner. Größter Stadtteil ist Lechhausen mit 35 600 Einwohnern.

Keine einheitlic­he Linie gibt es dagegen im Stadtrat, wie mit einem möglichen neuen Baugebiet in Radegundis zu verfahren ist. Es geht um ein Areal, das südlich von Radegundis liegt und in den anderen Himmelsric­htungen an Wellenburg grenzt. Zur besseren Orientieru­ng: Zur Fläche gehört das alte Sägewerk. Hinzu kommen viele Felder und Wiesen. Das Areal grenzt an den Naturpark Westliche Wälder an. Das neue Wohngebiet wird aufgrund der Lage als exklusiv bewertet, von einem „Nobelviert­el“wird bereits gesprochen. Die Grünen leh- nen das Projekt ab und teilen somit nicht die Einschätzu­ng ihrer Bündnispar­tner CSU und SPD.

„Renaturier­en statt bebauen“, fordert Grünen-Fraktionsc­hefin Martina Wild. Im Wissen, dass der Kurs der Grünen bei den Partnern im Regierungs­bündnis abprallt, sagt Grünen-Stadtrat Cemal Bozoglu: „Die Entscheidu­ng der Partner schmerzt. Es ist aus unserer Sicht der falsche Weg. Die Schmerzen vergehen. Die Änderungen bleiben.“Drei weitere Mitglieder des Regierungs­lagers stimmten ebenfalls gegen das Bauprojekt: Jutta Fiener, Anna Rasehorn und Gabriele Thoma (alle SPD).

Widerspruc­h kommt auch von der Ausschussg­emeinschaf­t Freie Wähler, Linksparte­i, ÖDP und Polit-WG. Stadtrat Otto Hutter (Die Linke) sagt: „Ein Bauen im Landschaft­sschutzgeb­iet Radegundis lehnen die Linken ab. Dies ist ein reines CSU-Gefälligke­its-Projekt, um weden nigen Reichen Villen im Grünen zu ermögliche­n.“Was von Seiten der Linken behauptet werde, stimme nicht, entgegnet Baureferen­t Gerd Merkle (CSU): „Das Gebiet grenzt ans Landschaft­sschutzgeb­iet an.“Der Platz für das Wohnen sei außerhalb des Landschaft­sschutzes. Richtig sei, dass ein minimaler Teil des Landschaft­sschutzgeb­iets im Planungsge­biet integriert sei. Es handle sich um eine Ausgleichs­fläche. Für Beate Schabert-Zeidler (Pro Augsburg) spricht nichts gegen das Projekt: „Die Planung ist gut. Es geht auch nicht an, prinzipiel­l ein Gebiet auszuschli­eßen.“Für besserverd­ienende Interessen­ten wäre es ein Angebot, sich in Augsburg anzusiedel­n. Die Planungen, die am Ende eine Mehrheit bekamen, sind nicht neu: Bereits im Jahr 2011 gab es einen Vorstoß, der dann aber wieder in die Schublade gelegt wurde. 26 Einfamilie­n- und 14 kleinere Mehrfamili­enhäuser waren vorgesehen.

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Foto: Silvio Wyszengrad In Radegundis könnten Flächen links und rechts der Straße bebaut werden.
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