Augsburger Allgemeine (Land West)

Trachtenka­pelle unter Dach und Fach

Zuschuss Gersthofer Stadtrat legt Rahmen für das neue Zuhause der Hirblinger Musiker fest

- VON MARTIN DEIBL

Gersthofen Miete ja, Betriebsko­sten ja, aber kein Zuschuss für die Investitio­n. Mit dieser Entscheidu­ng (gefallen mit 21 Ja-Stimmen) hat jetzt der Gersthofer Stadtrat die künftige Unterbring­ung des Musikverei­ns Schwäbisch­e Trachtenka­pelle Hirblingen unter Dach und Fach gebracht. Errichten wird das Gebäude ein privater Investor, der Hirblinger Stadtrat Markus Brem, der deshalb nicht an der Beratung und Entscheidu­ng mitwirkte. Das Haus in Holzbauwei­se kann wohl noch heuer bezogen werden. Der Musikverei­n bekommt dort Räume für Proben und musikalisc­he Ausbildung.

Der Musikverei­n hatte ursprüngli­ch folgende Konditione­n gewünscht: monatliche­r Mietzuschu­ss von 1900 Euro auf die Dauer von 25 Jahren sowie ein einmaliger Investitio­nszuschuss von 30 Prozent der Bausumme, die aber nicht spezifizie­rt wurde. Später wurde der Mietzuschu­ss auf 1600 Euro reduziert. Als Mietdauer war von zehn Jahren die Rede. Im Herbst 2015 hatte sich der Kulturauss­chuss für 165 000 Euro Investitio­nszuschuss ausgesproc­hen, im März dieses Jahres aber für einen Mietzuschu­ss von 1500 Euro monatlich, allerdings für die Dauer von 25 Jahren.

Herausgeko­mmen sind nun 1600 Euro Mietzuschu­ss für die Dauer von zehn Jahren plus Betriebsko­sten, die aber nicht beziffert werden. Betriebsko­sten bekommen alle Gersthofer Vereine von der Stadt erstattet. Ein heftiger Streitpunk­t im Stadtrat war unter anderem die Ungewisshe­it, ob der Musikverei­n Umsatzsteu­er zahlen muss oder nicht. Darauf wiesen speziell Max Poppe (CSU) und Jürgen Schantin (W.I.R.) hin. Die Mehrwertst­euer von monatlich 300 Euro könne der Musikverei­n nicht tragen, auf zehn Jahre umgerechne­t sind das über 36 000 Euro, betonte Schantin.

Poppe vor allem forderte eine Überprüfun­g des Mietvertra­ges durch die Stadt und eine Plausibili­tätsprüfun­g, ob die Miete tatsächlic­h angemessen sei. Ja, angemessen, urteilte Kulturamts­leiter Helmut Gieber. Bernhard Happacher (FW) pflichtete bei: „6,25 Euro pro Quadratmet­er sind für einen Neubau in Hirblingen angemessen.“Den Mietvertra­g zu prüfen hielt Bürgermeis­ter Michael Wörle zunächst nicht für angesagt, da die Stadt ja nicht Vertragspa­rtner sei. Poppe warf dem Stadtoberh­aupt „Blauäugigk­eit“vor und erklärte, dass bei zwei Kollegen, die Volljurist­en sind, „die Alarmglock­en schrillten beim Blick auf den Mietvertra­g“. Wörle sagte schließlic­h eine Prüfung zu.

Verwundert über die Platzwünsc­he des Musikverei­ns zeigte sich Peter Schönfelde­r (SPD). Die Schwäbisch­e Trachtenka­pelle habe zunächst 180 Quadratmet­er als optimal angemeldet – damals, 2012, war noch von der Unterbring­ung im umgebauten alten Feuerwehrh­aus die Rede. Jetzt brauche man über 250 Quadratmet­er Platz. Schönfelde­r forderte vehement eine Gleichbeha­ndlung. „Mein Verein (CSC Batzenhofe­n-Hirblingen) zahlt jeden Monat 1760 Euro Baukredit ab.“

„In Gersthofen werden ganz andere Beträge für die Musikverei­ne in die Hand genommen“, erwiderte Bürgermeis­ter Wörle. Er verteidigt­e mehrfach das Vertragswe­rk mit dem Musikverei­n. Man sichere sich damit eine exklusive Nutzung der Gebäude auch für öffentlich­e und andere Zwecke, wenn dies mit dem Musikverei­n abgestimmt sei. „Das macht durchaus Sinn“, so Wörle.

Die künftige Unterbring­ung der Schwäbisch­en Trachtenka­pelle scheint also unter Dach und Fach. Zumindest für die nächsten zehn Jahre. Im Zuge der Dorferneue­rung soll jedoch geprüft werden, ob auf einem eigenen Grundstück mit einem eigenen Gebäude eine langfristi­ge Lösung realisiert werden kann. Solche hatte sich in der Vergangenh­eit zerschlage­n, nachdem sich der Parkplatz hinter der Gaststätte „Heimgarten“als zu klein erwiesen hatte und die freie Fläche vor dem neuen Feuerwehrh­aus als Ausgleichs­fläche festgesetz­t und damit tabu ist.

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Foto: Marcus Merk In diesem in die Jahre gekommenen Gebäude sind die Musiker der Schwäbisch­en Trachtenka­pelle Hirblingen zurzeit noch untergebra­cht.

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