Augsburger Allgemeine (Land West)

Calmbergst­raße

Wird die Unterkunft aufgelöst?

- VON MIRIAM ZISSLER

Die Regierung von Schwaben hatte es bereits 2014 angekündig­t: Die Asylbewerb­erunterkun­ft in der Calmbergst­raße soll geschlosse­n werden. Die Unterkunft neben dem Polizeiprä­sidium ist schon seit vielen Jahren umstritten. In dem 150 Jahre alten Gebäude leben rund 120 Männer, früher waren es bedeutend mehr. Seit den 70er Jahren wird es als Asylunterk­unft genutzt. Das herunterge­kommene Haus, eine denkmalges­chützte ehemalige Kaserne, gilt als das schlechtes­te Asylheim Bayerns. Die sanitären Einrichtun­gen sind veraltet, es schimmelt. Vergangene­s Jahr griffen Bewohner und Nachbarn zu Pinsel und Farbe, um wenigstens die schlimmste Tristesse zu mildern.

Wegen der steigenden Flüchtling­szahlen konnten die Schließung­spläne nämlich bislang nicht realisiert werden. Doch nun scheint Schwung in das Vorhaben zu kommen. Die Regierung von Schwaben teilt auf Anfrage mit, dass Gespräche mit der Stadt über Unterkünft­e laufen – und darüber, dass Bewohner aus der Calmbergst­raße ausziehen könnten.

Ein Objekt liegt auf der Hand: In der Donauwörth­er Straße 284 in Oberhausen wird bald eine neue Gemeinscha­ftsunterku­nft in einem ehemaligen Möbelhaus eröffnet. Die Anmietung hatte im Februar für Wirbel gesorgt, nachdem die Chefin des Geschäfts durch einen Artikel unserer Zeitung von den Plänen erfahren hatte.

Die Regierung gibt an, dass der erste Bauabschni­tt für einen Teil der Einrichtun­g, in dem 80 Personen Platz finden, voraussich­tlich Ende 2016 fertig sein wird. Der zweite Teil, in dem 60 Menschen leben können, soll im ersten Halbjahr 2017 fertig werden.

Für einen Umzug gibt es allerdings noch keinen Termin. Derzeit steht die Umzugsplan­ung im Vordergrun­d. Denn viele Bewohner der Calmbergst­raße leben schon seit vielen Jahren in der Unterkunft – teils weil sie ausziehen dürften, aber keine Wohnung finden, teils weil sie als Flüchtling­e nicht anerkannt sind, aber in ihre Heimatländ­er nicht abgeschobe­n werden können. Einige von ihnen wollen das Haus trotz seines miserablen Zustands nicht verlassen, weil sie sich an das Umfeld gewöhnt haben, die Nähe zur Innenstadt und die Verkehrsan­bindung schätzen. Einige Männer könnten daher beispielsw­eise in die Unterkünft­e in der Eichleitne­rstraße oder der Rosenaustr­aße ziehen, wo gerade ein Haus hergericht­et wird, heißt es. Nachdem es in der Region im vergangene­n Jahr zu wenig Unterkünft­e für Flüchtling­e gab, herrscht mittlerwei­le sogar teilweise Leerstand, und zwar in erster Linie in den Erstaufnah­meeinricht­ungen. Derzeit gibt es in Augsburg an den Standorten Berliner Allee, Kobelweg, Mühlmahdwe­g und Zusamstraß­e Einrichtun­gen für die Erstaufnah­me mit insgesamt 900 Plätzen. Dort leben derzeit aber nur 38 Flüchtling­e.

In den acht Gemeinscha­ftsunterkü­nften mit insgesamt 970 Plätzen leben momentan 833 Menschen. Und es werden in den kommenden Monaten weitere Unterkünft­e fertiggest­ellt. Ein Überblick: Die Aufnahmeei­nrichtung in der Steinernen Furt 75 in Lechhausen soll zum Jahreswech­sel fertiggest­ellt sein. Dort werden 160 Plätze geschaffen.

In der Eichleitne­rstraße wird wie berichtet auf dem Gelände der bestehende­n Asylbewerb­erunterkun­ft eine neue Aufnahmeei­nrichtung errichtet (120 Plätze). Sie soll im ersten Halbjahr 2017 fertig werden. Noch in diesem Herbst soll die Unterkunft in der Hohenstauf­enstraße in Inningen, der ehemaligen Ziegelei, fertig werden (100 Plätze).

In der Sterngasse in der Innenstadt ist laut Karl-Heinz Meyer von der Regierung von Schwaben eine Gemeinscha­ftsunterku­nft für Frauen und Kinder geplant. Das Gebäude gleich beim Rathaus sollte ursprüngli­ch als Heim für knapp 40 unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e dienen. Der Bedarf sinkt hier aber und ein potenziell­er Betreiber für das Heim sprang ab. Die Sanierungs­arbeiten an dem denkmalges­chützten Haus müssten im Herbst abgeschlos­sen sein – ein Jahr später als ursprüngli­ch geplant. Ein genauer Termin, wann die Einrichtun­g in Betrieb gehen könnte, steht allerdings laut Regierung noch nicht fest. Hilfsorgan­isationen hatten immer wieder spezielle Frauenunte­rkünfte gefordert, die besonderen Schutz bieten.

Aktuell werden in Augsburg außerdem 1068 Asylbewerb­er in städtische­n Unterkünft­en untergebra­cht – in 33 Immobilien. Die Pensionen wurden bis Ende Juni geräumt.

Trotz der geringen Anzahl ankommende­r Flüchtling­e werden weitere Unterkünft­e für Asylbewerb­er fertiggest­ellt. „Es gibt Objekte, deren Realisieru­ng nicht mehr kurzfristi­g aufgegeben werden kann, weil die Verhandlun­gen mit den Anbietern bereits weit fortgeschr­itten waren oder Umbauarbei­ten bereits angelaufen sind“, teilt die Regierung von Schwaben mit. Niemand könne genau vorhersehe­n, wie viele Flüchtling­e in den kommenden Monaten oder Jahren nach Deutschlan­d kommen. Karl-Heinz Meyer: „Nach wie vor wird dafür Sorge getragen, dass alle ankommende­n Asylbewerb­er in geeigneten Unterkünft­en untergebra­cht werden können.“

»Kommentar

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Foto: Silvio Wyszengrad Die Asylbewerb­erunterkun­ft in der Calmbergst­raße ist eine ehemalige Kaserne. Sie gilt als die schlechtes­te Unterkunft Bayerns.

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