Augsburger Allgemeine (Land West)
Tauschgeschäfte über den Gartenzaun
Ernte So wie Familie Moser aus Welden geht es vielen: Sie wissen nicht, wohin mit dem Obst und Gemüse. Sie haben Ideen
Welden Die Äste der Obstbäume hängen tief, die Zucchini werden immer dicker, manche Kürbisse und Gurken sind rekordverdächtig groß. In der Region ist Erntezeit. Viele Hobbygärtner können die Fülle an Obst und Gemüse gar nicht alleine bewältigen. Jetzt stellt sich für sie wieder die Frage: Wohin damit? Einlagern, mosten, einwecken, verschenken – es gibt viele Möglichkeiten. „Brauchst du Gurken, Zucchini, Tomaten, Äpfel?“Diese Frage hört man zurzeit ständig. Klar, aus dem Garten von nebenan schmeckt es einfach besser. Und man weiß, wo es herkommt. Doch irgendwann winkt auch der letzte Nachbar dankend ab.
Diese Erfahrung haben auch Gerlinde und Rudi Moser aus Welden gemacht. Sie sagen: „Wenn wir Vegetarier wären, könnten wir uns das ganze Jahr ausschließlich von den Produkten aus dem eigenen Garten ernähren.“
Sie haben schon einige Methoden entwickelt, damit sie möglichst lange etwas von ihrer Ernte haben. „Wir haben heute bereits Paprika geschnipselt und eingefroren“, erzählen sie. „Im Winter ist es halt praktisch, wenn man das Gemüse nicht teuer kaufen, sondern nur in die Tiefkühltruhe greifen muss.“Johannis-, Stachel- und Erdbeeren aus dem Garten hat Gerlinde Moser in der Küche bereits zu Marmelade verarbeitet. „Da ist kein bisschen Chemie dran“, betont sie.
Irgendwie ist alles auf einmal reif. „Obst und Gemüse einfach verkommen zu lassen, ist natürlich zu schade,“ sagen die Mosers. Sie verschenken viel an die Nachbarn oder tauschen auch schon mal mit ihnen. „Wenn bei uns die Tomaten zu viel werden, tauschen wir sie beispielsweise gegen Kohlrabi oder Salat.“Die Auswahl ist groß und das Tauschen bereichert einen noch zusätzlich, sagt Gerlinde Moser. „Gerade für Menschen auf dem Land ist das eine gute Sache.“
Josef Berchtold, der Vorsitzende des Gartenbauvereins Welden, erklärt: Nach zunächst nur langsamen Wachstum in diesem Juni – die Temperaturen waren einfach zu niedrig – haben viele Gemüsearten wie die Gurke in den vergangenen Wochen so richtig zugelegt.
Die Mosers haben jetzt viel zu tun, denn der Sommer geht in den Endspurt. Und es stehen die ersten Vorbereitungen für das nächste Gartenjahr an: Die abgeernteten Flächen müssen gedüngt werden, Gehölze, an denen die Blumen verblüht sind, können zurückgeschnitten werden. Besonders große Blätter und Ranken bei Kletterpflanzen werden gestutzt und Verwelktes entfernt. Aus dem eigenen Garten schmeckt’s einfach doppelt gut, sagt Rudi Moser. „Auch wenn dabei hin und wieder der Rücken schmerzt.“