Augsburger Allgemeine (Land West)

Gabriel übt harte Kritik an Deutscher Bank

Krise Wirtschaft­sminister wirft Konzern „Spekulante­ntum“vor und sorgt sich um Jobs

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Sigmar Gabriel ist für einen Bundeswirt­schaftsmin­ister ungewöhnli­ch hart mit der Deutschen Bank ins Gericht gegangen. Der SPD-Politiker kritisiert­e massiv das Auftreten der Spitzenleu­te der Deutschen Bank. Für die aktuellen Probleme des Geldinstit­uts machte Gabriel frühere Fehler des Management­s verantwort­lich. Der SPDVorsitz­ende äußerte sich empört über Vorwürfe aus der Deutschen Bank, das Unternehme­n sei Opfer von Spekulante­n: „Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll, dass die Bank, die das Spekulante­ntum zum Geschäftsm­odell gemacht hat, sich jetzt zum Opfer erklärt.“

Diese Abrechnung mit den Verantwort­lichen der größten deutschen Privatbank nahm Gabriel am Sonntagabe­nd auf dem Flug zu einem Besuch in Teheran vor. Und so kritisiert­e der Wirtschaft­sminister weiter: „Das Szenario ist, dass tausende Menschen ihre Arbeit verlieren werden. Sie tragen jetzt die Verantwort­ung für den Wahnsinn, der betrieben wurde von verantwort­ungslosen Managern.“

Die Deutsche Bank stand zuletzt wegen eines Rechtsstre­its in den USA stark unter Druck. Das USJustizmi­nisterium forderte 14 Milliarden Dollar (12,5 Milliarden Euro) wegen Geschäften und Spekulatio­nen des deutschen Finanzhaus­es mit faulen Hypotheken­papieren. Die Bank hat für die sich daraus ergebenden Rechtsstre­itigkeiten aber nur rund 5,5 Milliarden Euro zurückgest­ellt. Die Nachricht von der US-Forderung löste Spekulatio­nen über mögliche deutsche Staatshilf­en aus, die sowohl von der Bank als auch von der Bundesregi­erung zurückgewi­esen wurden. Auf die Frage nach möglichen staatliche­n Finanzspri­tzen sagte Gabriel jetzt, seine Sorge gelte nicht so sehr der Bank wie dem Verlust von Jobs. Unter dem Eindruck der Milliarden­forderung sank der Aktienkurs des Unternehme­ns am Freitag kurzzeitig zum ersten Mal überhaupt unter die Zehn-Euro-Marke. In dem Kurs spiegelt sich der katastroph­ale Zustand des Unternehme­ns wider. Im Jahr 2007 notierte die DeutscheBa­nk-Aktie noch über 100 Euro. Seitdem setzte ein dramatisch­er Kursverfal­l ein.

Am Freitag hatte die Deutsche Bank-Aktie zumindest wieder etwas auf Werte über 11,0 Euro zugelegt, als bekannt wurde, dass die Strafzahlu­ng wohl deutlich niedriger ausfallen wird. Die Summe soll auf 5,4 Milliarden Dollar herabgeset­zt werden, wie Insider berichten.

Der Präsident der deutschen Finanzaufs­ichtsbehör­de Bafin, Felix Hufeld, sieht generell tief greifende Veränderun­gen bei den deutschen Banken voraus. „Die niedrigen Zinsen fressen sich wie ein schleichen­des Gift in die Bankbilanz­en hinein“, sagte der Experte. Die Kreditinst­itute würden um schmerzhaf­te Einschnitt­e nicht herumkomme­n. Hufeld erwartet vermehrt Fusionen, vor allem zwischen kleinen Genossensc­haftsbanke­n und zwischen Sparkassen. Zur Deutschen Bank äußerte er sich nicht.

Mehrere hochrangig­e Manager deutscher Großkonzer­ne stellten am Wochenende die Bedeutung der Deutschen Bank für die hiesige Wirtschaft heraus. „Die deutsche Industrie braucht eine Deutsche Bank, die uns in die Welt hinaus begleitet“, sagte BASF-Aufsichtsr­atschef Jürgen Hambrecht. Die Nationalit­ät des Finanziers zähle auch in der globalisie­rten Wirtschaft. Daimler-Vorstandsc­hef Dieter Zetsche sagte, starke deutsche Banken seien „wichtig für eine starke deutsche Wirtschaft“.

„Sie tragen die Verantwort­ung für den Wahnsinn.“Wirtschaft­sminister Sigmar Gabriel

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