Augsburger Allgemeine (Land West)
Pegida-Anhänger beschimpfen Merkel
Einheitsfeier Bundestagspräsident wirbt für Respekt und Toleranz
Dresden
Die Feierlichkeiten zum Jahrestag der Wiedervereinigung in Dresden sind von Pöbeleien gegen Politiker überschattet worden. Anhänger der antiislamischen PegidaBewegung beschimpften Kanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundespräsident Joachim Gauck und andere Ehrengäste des Festakts am Montag mit Rufen wie „Merkel muss weg“und „Volksverräter“.
Bundestagspräsident Norbert Lammert warb für Vielfalt, Respekt und Toleranz. Der CDU-Politiker sieht Deutschland heute „in besserer Verfassung als jemals zuvor“. Und er sagte beim Festakt in der Dresdner Semperoper: „Wir leben in Verhältnissen, um die uns fast die ganze Welt beneidet.“Die Deutschen könnten und dürften daher durchaus „etwas mehr Selbstbewusstsein und Optimismus zeigen“. Angesichts der Flüchtlingsdebatte betonte Lammert, Deutschland stehe vor „Herausforderungen, die wir bewältigen müssen und bewältigen können“. Er mahnte dabei zugleich eine Achtung der Grundwerte an. Wer „das Abendland gegen tatsächliche und vermeintliche Bedrohungen“verteidigen wolle, müsse „Mindestansprüchen der westlichen Zivilisation genügen“.
Auch Merkel forderte gegenseitigen Respekt. Für die „allermeisten Menschen in Deutschland“sei der Tag der Einheit nach wie vor „ein Tag der Freude, ein Tag der Dankbarkeit“, sagte sie.
Die Feierlichkeiten in Dresden waren am Samstag mit einem Bürgerfest gestartet. Nach den Sprengstoffanschlägen auf eine Dresdner Moschee und ein Kongresszentrum waren die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt worden. Gleichwohl gab es Zwischenfälle. Unbekannte zündeten in der Nacht zum Sonntag in Dresden drei Polizeiautos an. Die Polizei geht von einer politisch motivierten Tat aus. Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert wurde angepöbelt, weil er Vertreter islamischer Gemeinden zum islamischen Neujahrsfest ins Rathaus eingeladen hatte.