Augsburger Allgemeine (Land West)

Bayern im Stimmungsl­och?

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Große Sorgen muss man sich machen um die Landsleute nach dem Ende der Wiesn. Fällt ein stolzes Volk nun in ein Loch? Keine Fetzen-Semmeln mehr, kein Roberto Blanco. Kein Sonnen-Gegenlicht fällt mehr auf die Flechtfris­uren der Mädels, was schade ist.

Wohin denn nun mit der Lebensfreu­de der Bayern? Schwer haben sie es eh genug: Das arme, am Länderfina­nzausgleic­h hängende Mecklenbur­g-Vorpommern brüstet sich mit der größten Zahl von Touristenü­bernachtun­gen. Was die Bayern ärgert, die hinter den Zahlen einen Trick vermuten, nur um uns zu ärgern. Was lächerlich ist. Zwischen Stralsund und Schwerin haben sie ja nicht mal Skilifte. Blöd nur, dass man sich in Bayern angesichts zunehmend gesichtslo­ser Berghänge und immer weniger von Frau Holle ausgeschüt­teltem Schnee echt ärgern kann. Spiel mir das Lied vom Bayern-Blues.

Das Thema ist ernst. Wie kommt nun der plötzlich eventlose Society-Bayer im Herbst über die Runden? Zum Törggelen in Südtirol bedürfte es eines Männer-Outfits im Stil der Kastelruth­er Spatzen. Was die Frauen betrifft, bastelt wohl Designerin Lola Paltinger seit Monaten an entspreche­nden Kreationen. Zweimal dasselbe Dirndl wäre ja ein No-Go.

Jetzt wissen wir nicht, ob Erwin Sellering, Ministerpr­äsident von MV, das alles verstehen wird. Zumal er immer derselbe geräuschlo­se Sellering ist, wogegen Horst Seehofer umgekehrt dafür sorgt, dass ihn seine Landsleute oft nicht begreifen. Und das ist gut so. Weil man nachdenken muss, was zu Wiesn-Zeiten oft nicht gelingt. Weil sonst der Herbst bloß aufgehen würde im alten bayerische­n Halloween-Brauch des Kürbiskopf­schnitzens.

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