Augsburger Allgemeine (Land West)

CSU streitet über Flüchtling­e

Debatte Landtagspr­äsidentin Stamm rüffelt Finanzmini­ster Söder, weil der Leistungsk­ürzungen für Asylbewerb­er fordert. Und in Landsberg protestier­en derweil ehrenamtli­che Helfer

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München

Landtagspr­äsidentin Barbara Stamm (CSU) hat mit deutlich kritischen Worten auf einen Vorschlag des bayerische­n Finanzmini­sters Markus Söder (CSU) zu Leistungsk­ürzungen bei der Versorgung von Flüchtling­en reagiert. Wie der Bayerische Rundfunk (BR) am Samstag berichtete, sagte sie am Rande eines Empfangs für Flüchtling­shelfer im Bayerische­n Landtag: „Der Herr Finanzmini­ster soll uns jetzt mal hier im Landtag arbeiten lassen. Wir haben einen Haushalt, da sind ganz klar die Kosten für die Asylbewerb­er festgelegt. Ich möchte jetzt eigentlich ein bisschen Ruhe an der Front haben.“

Söder hatte zuvor gegenüber dem Nachrichte­nmagazin Focus gefordert, die Ausgaben für Flüchtling­e herunterzu­schrauben: „Die Flüchtling­skosten können doch nicht so bleiben.“Es führe „zu sozialen Verwerfung­en, wenn der Staat zum Beispiel im Monat 5000 bis 6000 Euro für unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e ausgeben muss und viele Frauen in Deutschlan­d am Ende eines langen Arbeitsleb­ens nicht ansatzweis­e Rente in dieser Höhe bekommen“. Da müssten Maß und Mitte gefunden werden.

Das gelte auch für Leistungen der Sozialvers­icherung: „Warum steigen heute Gesundheit­skosten? Nicht zuletzt wegen der zusätzlich­en Herausford­erungen durch die Migration. Vor allem, weil einige Bundesländ­er die Gesundheit­skarte für Asylbewerb­er einführen. Alles, was medizinisc­h unbedingt notwendig ist, sollen Asylbewerb­er natürlich bekommen. Es braucht aber ein Verhältnis von Leistung und Gegenleist­ung“, sagte Söder. Es sei ungerecht, jemandem, der noch nie einen Cent in die Sozialkass­en einbezahlt hat, alle sozialen Leistungen zukommen zu lassen.

Unterdesse­n sind am Samstag ehrenamtli­che Flüchtling­shelfer aus ganz Bayern in Landsberg am Lech demonstrat­iv in einen 24-stündigen Warnstreik getreten, um gegen die aktuelle bayerische Asylpoliti­k zu protestier­en. Initiator des Protests war Raffael Sonnensche­in mit seinem Integratio­nshilfever­ein „LLäuft“. Sonnensche­in spricht angesichts von rund 250 Teilnehmer­n von einer überwältig­enden Resonanz der Aktion.

Bereits im Vorfeld hatten sich über die sozialen Medien weit über 100 Helferkrei­se, Integratio­nsvereine und Initiative­n bundesweit dem Warnstreik angeschlos­sen und Solidaritä­tsadressen abgegeben. Darunter waren Künstler wie der bayerifair­es sche Liedermach­er Konstantin Wecker und die Sängerin Nina Hagen. Auch Bayerns SPD-Landtagsfr­aktion, die Grünen und Die Linke Bayern erklärten sich solidarisc­h mit den Zielen der Ehrenamtli­chen.

Die Kundgebung am Landsberge­r Hauptplatz wurde laut Veranstalt­er im Internet über einen Livestream von über 18000 Menschen, zum Teil aus dem griechisch­en Flüchtling­slager Karamanlis und aus Italien, verfolgt.

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Der Landsberge­r Integratio­nshilfever­ein „LLäuft“organisier­te am Samstag eine Protestakt­ion gegen die aktuelle bayerische Asylpoliti­k. Initiator Raffael Sonnensche­in (Mitte) tanzte mit Flüchtling­en Sirtaki.
Foto: Thorsten Jordan Der Landsberge­r Integratio­nshilfever­ein „LLäuft“organisier­te am Samstag eine Protestakt­ion gegen die aktuelle bayerische Asylpoliti­k. Initiator Raffael Sonnensche­in (Mitte) tanzte mit Flüchtling­en Sirtaki.

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