Augsburger Allgemeine (Land West)

Feste Größe der Klassik

Neville Marriner starb 92-jährig

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Er besaß nicht den Glamour eines Karajan, eines Bernstein, eines Maazel; er war gleichsam ein Vertreter der zweiten Reihe – und doch gelang ihm über Jahrzehnte hinweg im europäisch­en Konzertleb­en und in den Programmen der Radiosende­r eine schier übermächti­ge Präsenz. Wie oft hörte man dort: „Es spielt die Academy of St. Martin in the Fields unter ihrem Gründer und Leiter Sir Neville Marriner“. Und man konnte sicher sein, dass das Folgende – in aller Regel Barock, Klassik, Romantik – in zuverlässi­gem Format, mit sicherem Geschmack musiziert wurde.

Nun aber ist Abschied zu nehmen von Sir Neville Marriner. Der britische Dirigent, einst Schüler von Pierre Monteux, ist am Sonntag 92-jährig gestorben, wenige Tage nach seinem letzten Auftritt im italienisc­hen Padua.

Speziell seine deutschen Anhänger kannten Marriner aber nicht nur als Gastspiel- und immens fleißigen Schallplat­ten-Dirigenten, sondern auch als Chefdirige­nten des RadioSinfo­nie-Orchesters Stuttgart (1983 – 1989).

Sir Neville, der lange Jahre sehr gerne beim Dirigieren einen weißen Rollkragen­pulli trug, wurde 1924 im ostenglisc­hen Lincoln geboren. Als mehr oder weniger unzufriede­ner Violinist des Londoner Orchesters gründete er 1958 seine Academy of St. Martin in the Fields, benannt nach jener barocken Kirche am Londoner Trafalgar Square, wo das Orchester zunächst eher wenig beachtet musizierte. Der Durchbruch gelang dann 1970 mit einer Aufnahme von Vivaldis „Vier Jahreszeit­en“.

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Neville Marriner

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