Augsburger Allgemeine (Land West)
Loks erzählen Geschichte
Bahnpark In Augsburg entsteht ein Museum
Einen Blick zurück in das 20. Jahrhundert kann man im Bahnpark in Augsburg werfen. Auf dem ehemaligen Bahnbetriebsgelände ist ein Museum, das sich immer noch im Aufbau befindet und ständig erweitert wird, das gleichzeitig aber schon jede Menge zeigt.
Geballt passiert das im Rundhaus Europa. Es ist ein alter halbrunder Lokschuppen, in den die Lokomotiven über ein Drehkreuz gelangen. Schon allein der Blick auf diesen Teil der Anlage lohnt den Besuch. In dem Bau werden Botschafter-Lokomotiven aus ganz Europa gesammelt. Historische Loks, die dem Museum als Dauerleihgaben zur Verfügung gestellt werden.
Manche Lokomotive steht stellvertretend für eine Epoche des Bahnverkehrs, etwa die Schweizer Gotthard-Lok Ae 4/7 10949. Solche Lokomotiven waren in der Schweiz auf verschiedensten Strecken im Einsatz, unter anderem auf der Gotthard-Bahn. Mit einer durchschnittlichen Lebensdauer von rund 60 Jahren erwiesen sie sich als überaus robust. Schweizer Wertarbeit eben.
Da steht aber auch die slowenische Schnellzug-Dampflok 06-013, deren Geschichte hinein in den Zweiten Weltkrieg führt. Die Lok, die 1930 in Dienst genommen wurde, wurde 1941 in Slowenien von der einrückenden Wehrmacht beschlagnahmt. Im März 1945 waren es Partisanen, die die Lok entgleisen ließen. Sie stürzte in die Save und lag dort fünf Jahre im Wasser, bis sie geborgen, repariert und wieder instand gesetzt wurde.
Neben dem Rundhaus gibt es im Bahnpark noch mehr zu sehen. Miniatureisenbahnen, eine Schmiede, weitere Lokomotiven. Das Gelände vermittelt einen Eindruck, wie in unmittelbarer Nähe zum Augsburger Hauptbahnhof, einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte in Bayerisch-Schwaben, Eisenbahnen gewartet und in Betrieb gehalten worden sind. Ein Museum, das noch viel Platz für neue Ausstellungsstücke hat, aber eines, das schon jetzt einen Besuch lohnt. Richard Mayr