Augsburger Allgemeine (Land West)
Na dann: Prost Mahlzeit!
Geschmack ist eine persönliche Geschichte. Gerade deshalb ist es wichtig, in der Küche öfter mal den Diplomaten zu mimen. Selbst wenn das Auberginen-Soufflé an Fenchelsoße wie A und F schmeckt, urteilt der erfahrene Partner: interessant. Die gute Köchin hat dann verstanden. Ebenso wie hoffentlich Formel-1-Pilot Daniel Ricciardo. Nach der ungewöhnlichen Siegesfeier in Malaysia formulierte sein Fahrerkollege Nico Rosberg knurrend den Wunsch, der Australier möge doch bitte kein Rennen mehr in diesem Jahr gewinnen. Und vielleicht im Jahr darauf auch keins und im Jahr darauf auch keins und vielleicht nie mehr wieder.
Was war geschehen? Der Sonnyboy im Fahrerlager, die personifizierte gute Laune der Formel 1, hatte seine erfolgreichen Mitstreiter doch nur auf einen Champagner eingeladen. Gut, die Trinksitten des Red-Bull-Piloten sind gewöhnungsbedürftig. Aber schlürfen nicht Touristen am Strand von Mallorca pappsüßen Wein mittels Strohhalmen aus Eimern? Oder schlüpfen die Menschen in Süddeutschland im Herbst nicht zuerst in Lederhosen, um dann Bier literweise aus Maßkrügen in sich hineinzuschütten? Eben. Daniel Ricciardo kredenzt Champagner am liebsten in seinem Rennschuh. Wer weiß, vielleicht entwickelt der französische Perlwein erst mit einer leichten Buttersäure-Note sein volles Bouquet. Angeblich sind von Katzen gekackte Kaffeebohnen die allerallerfeinsten.
So oder so, die Formel 1 zeigte sich in Sepang als würzige Mischung. Neben australischen Trinksitten sorgte ein explosives Erstrunden-Duell zwischen Nico Rosberg und Sebastian Vettel für Diskussionen. Bei den Silberpfeilen ging zuerst der Hamilton-Motor und dann der Brite selbst in die Luft.
So mögen wir die Formel 1: Statt der 98. Auflage von Mercedes gegen Mercedes mit einem Sieg von Mercedes vor Mercedes zu sehen, rührt sich was. Es raucht und qualmt und stinkt an allen Ecken und Enden. Das ist wie bei einer gelungenen Speise: Die richtige Mischung macht’s. Dann schmeckt es nicht nur dem Koch.