Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein Wettstreit zweier Brüder
Eine Kleinstadt in Bayern, zerstrittene Geschwister: die Geschichte der Sportartikel-Hersteller Adidas und Puma
Gepflasterte Gassen schlängeln sich an alten Häusern vorbei. An vielen Ecken sieht Herzogenaurach genauso hübsch aus wie andere Orte in der Umgebung. Dennoch ist die kleine Stadt im Bundesland Bayern etwas Besonderes. Außerhalb der Stadt stehen riesige Gebäude mit mehrspurigen Zufahrten und großen Kreisverkehren. Ständig fahren Lastwagen hin und her. Hier in Herzogenaurach sind zwei große Firmen zu Hause: die größten Sportartikel-Hersteller Deutschlands, Adidas und Puma.
Die Geschichte der beiden Firmen begann vor fast hundert Jahren mit einem berühmten Brüder-Paar: Rudolf und Adolf Dassler. Die beiden begeisterten sich für Sport. In der Waschküche ihres Elternhauses richteten sie sich eine kleine Werkstatt ein. Dort tüftelten sie an besonderen Sportschuhen. Es waren vor allem leichte und niedrig geschnittene Schuhe. Schnell rennen oder Fußball spielen sollte man mit ihnen können. Für ihre Ideen gründeten die Brüder eine Fabrik und wurden zusammen erfolgreich. Der große Erfolg sollte die Dasslers jedoch nicht ewig verbinden. Es kam zum Streit. „Die Dasslers teilten ihr Vermögen auf und gingen fortan getrennte Wege“, erzählt eine Expertin. So wurden aus engen Partnern Konkurrenten. „Es heißt, die beiden hätten von diesem Tag an nie wieder ein Wort miteinander gewechselt“, sagt die Fachfrau. Rudolf Dassler nannte seine Firma Puma, Adolf gründete Adidas. Jahrzehnte beherrschte der Streit die Stadt. Viele Bürger von Herzogenaurach mussten sich entscheiden: Sollten sie in der Fabrik von Adolf oder Rudolf arbeiten? Wer von beiden macht die besseren Schuhe? Auch nach dem Tod der Dassler-Brüder blieb die Trennung der beiden Firmen bestehen. Ihre Söhne führten die Betriebe fort. Aus dem Wettstreit zweier Brüder wurde der Wettstreit der Söhne. Den Erfolg der beiden Hersteller bremste das nicht. Heute sind die Firmen auf der ganzen Welt bekannt. In Herzogenaurach nimmt man das Duell der beiden Firmen mittlerweile gelassen. Die Bürger kennen ihre Geschichte und wissen: Ohne die beiden Sport-Marken wäre der Ort nicht das, was er ist.