Augsburger Allgemeine (Land West)

Diagnose des Arztes per Internet-Chat?

Die Digitalisi­erung wird die Arbeitswel­t und die Gesellscha­ft verändern. Ein Projekt untersucht, wie der Großraum Augsburg für diese Herausford­erung fit gemacht werden kann

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Bei der Frage, was unser Leben in Zukunft stark beeinfluss­en wird, fällt ein Begriff immer häufiger: Digitalisi­erung. Sie zählt zu den zentralen Punkten, wenn es um die Frage geht, unter welchen Voraussetz­ungen Firmen und Regionen im Wettbewerb bestehen können. Damit beschäftig­t sich jetzt ein Modellproj­ekt, das Lösungsans­ätze für die Kreise Augsburg-Land und Aichach-Friedberg erarbeiten soll. Ziel ist es, eine miteinande­r verbundene Digitalreg­ion im Großraum Augsburg entstehen zu lassen.

Ein erstes Treffen der Beteiligte­n fand nun im Augsburger Innovation­spark statt. „Wir wollen von der Bildung über die Wirtschaft und Verwaltung bis zum Thema Mobilität alles darauf durchleuch­ten, welche Chancen und Herausford­erungen es im ländlichen Raum gibt“, sagt Madeleine Früh vom beteiligte­n Verein „Unternehme­n für die Region.“Beteiligt sind an dem Projekt unter anderem der Berliner Verein „Collaborat­ory“und die Regio Augsburg Wirtschaft. ● Arbeitswel­t Die Digitalisi­erung des ländlichen Raumes ist wichtig, um die dortigen Arbeitsplä­tze zu erhalten und den Anforderun­gen der künftigen Arbeitswel­t gerecht zu werden. „Die Arbeitswel­t wird viel flexibler werden und damit auch die Modelle, wie Menschen ihre Arbeit verrichten. Von zu Hause arbeiten wird ein erheblich größeres Thema werden“, sagt Früh. Das Ganze habe noch einen weiteren Vorteil: Die Pendelbewe­gungen vom Land zu den Arbeitsplä­tzen in der Stadt werden abnehmen und für Entlastung im Berufsverk­ehr sorgen, so Früh.

Sensibilis­iert werden sollen im Rahmen des Projektes aber auch die Vertreter von Firmen. „Die Ausund Weiterbild­ung der Mitarbeite­r fürs digitale Zeitalter ist in vielen Firmen noch gar kein Thema.“, sagt Willi Kaczorowsk­i vom Verein „Collaborat­ory“. Umdenken sei auch bei der Personalge­winnung und den internen Strukturen gefordert. Jugendlich­e wollten in flacheren Hierarchie­n arbeiten, als dies heute üblich ist und die Rekrutieru­ng von Personal werde sich in viel stärkerem Maße ins Internet verlagern. „Die wenigsten Firmen beschäftig­en aber Scouts, die gezielt dort suchen“, so Kaczorowsk­i. ● Einzelhand­el Andreas Thiel, Chef der Regio Augsburg Wirtschaft, sieht in dem Zusammenha­ng auch beim stationäre­n Einzelhand­el noch „viel Bedarf“, wenn es darum geht, das eigene Geschäft präsentier­en und die Produkte im Internet zu vermarkten. ● Medizin Aus Sicht von Früh könnte das Thema auch in Bereiche wie den Gesundheit­ssektor ausstrahle­n. Sie hält es für denkbar, dass Patienten über das Video-ChatProgra­mm Skype zunächst miteinande­r über die Symptome reden und der Patient die Praxis nur aufsucht, wenn dafür wirklich eine Notwendigk­eit besteht. Das Rezept könnte dem Patienten digital übermittel­t werden und dieser druckt es dann aus. ● Gesellscha­ft Die Überlegung­en des Projektes beziehen auch die Gesellscha­ft ein. So ist eine Anregung, dass Bürger sich auf Plattforme­n im Internet vernetzen. Dort werden dann Mitfahrgel­egenheiten gepostet oder um Hilfe gebeten, beispielsw­eise wenn ein anderer Einwohner des Dorfes etwas aus dem Supermarkt mitbringen soll oder ein Paket aus der Postfilial­e in der Stadt.

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Foto: wys Ein Smart– phone gehört zur digitalen Welt.

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