Augsburger Allgemeine (Land West)

Schwierige Wohnungssu­che

Studie In Unistädten eine Bleibe zu finden, ist komplizier­t. Noch wird die Situation in Augsburg nicht als kritisch eingestuft. Das könnte sich bald ändern. Was das Studentenw­erk plant

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE UND HELENA SCHACHTSCH­NABEL

Für viele Studienanf­änger beginnt der Stress schon vor der ersten Vorlesung, wenn sie versuchen, eine Bleibe zu finden. Das wird in den Universitä­tsstädten immer schwierige­r und teurer. Das bestätigt auch eine aktuelle Studie des MosesMende­lssohn-Instituts im Auftrag des Immobilien­entwickler­s GBI. Untersucht wurden alle Hochschuls­tandorte mit mehr als 5000 Studenten. Laut der Erhebung kostete ein WG-Zimmer vergangene­s Jahr in den Unistädten im Schnitt 330 Euro im Monat, dieses Jahr sind es aber schon 349 Euro.

Augsburg mit seinen 26 000 Studenten landet unter den 91 analysiert­en Städten auf Platz 27. Die Situation ist demnach zwar deutlich entspannte­r als in München, Hamburg oder Stuttgart, hat sich aber verschärft und ist angespannt. Den Wohnungssu­chenden nutzt die Statistik aber wenig, sie müssen eine bezahlbare Bleibe finden. Dazu gehört auch die 18-jährige Martha Lausenmeye­r aus dem Landkreis Ansbach, die ein Lehramtsst­udium an der Universitä­t beginnt. „Ich suche seit Anfang September. Leider hat es bislang noch nicht mit einer Besichtigu­ng geklappt. Langsam drängt die Zeit, schließlic­h beginnt jetzt das Semester. Vorzugswei­se schaue ich mich nach WG-Zimmern um, da ich mir nur schwer vorstellen kann, alleine zu leben.“

Besonders schwierig ist es für Studenten, die nicht aus der Region kommen, so wie Karim Aoutouf aus der Nähe von Düsseldorf. Auch er sucht seit einem Monat. „Es gibt wenig Angebote im Internet. Mein Problem ist zudem, dass ich die teure und weite Reise nicht machen will, um dann mit 20 Anderen bei der Besichtigu­ng um eine Wohnung oder ein Zimmer zu wetteifern.“Er könnte sich auch vorstellen, in eine Wohngemein­schaft zu ziehen.

Laut Michael Noghero vom Studentenw­erk Augsburg beißt ein Teil der Studenten aufgrund der Marktlage auch in den sauren Apfel und mietet Wohnungen, die über ihrem Budget liegen. „Wir haben solche Fälle in der Sozialbera­tung des Studentenw­erks. Viele ziehen dann so schnell wie möglich in eine günstigere Bleibe um.“Es gebe aber auch Studierend­e, die Kredite aufneh- men, um sich die Wohnung leisten zu können. Und es gebe noch die Gruppe mit gut betuchten Eltern, die im Studienort eine Wohnung für ihren Nachwuchs erwerben. In den Wohnanlage­n des Studentenw­erks im Stadtgebie­t gibt es 1700 Plätze. Was den Mitarbeite­rn des Studentenw­erks auch auffällt: Immer häufiger übernehmen Eltern die Suche oder unterstütz­en ihren Nachwuchs zumindest dabei.

Für eine zusätzlich­e Nachfrage dürfte die geplante Medizinisc­he Fakultät sorgen, die voraussich­tlich 2018/19 startet und dann schrittwei­se aufgebaut wird. Vorgesehen ist, dass an der Fakultät einmal 1500 Studierend­e eingeschri­eben sein werden. Laut Noghero wird die bestehende Wohnanlage in der Bürgermeis­ter-Ulrich-Straße mit Blick darauf um rund 130 Plätze erweitert. „Die vorbereite­nden Arbeiten laufen bereits, der Baubeginn wird noch in diesem Jahr erfolgen. Sofern darüber hinaus noch weiterer Bedarf bestehen sollte und das Studentenw­erk ein geeignetes Grundstück beim Klinikum erhält, wäre dort mittelfris­tig auch der Bau einer zusätzlich­en kleinen Wohnanlage denkbar“, informiert der Pressespre­cher. Die Zimmer in den Häusern des Studentenw­erkes sind beliebt, weil diese dank öffentlich­er Förderung vergleichs­weise günstig sind. Die Plätze werden in einem Losverfahr­en vergeben. Am meisten werden Einzelappa­rtements nachgefrag­t. Die älteste Wohnanlage wurde im Jahr 1973 erstmalig bezogen, die neueste 2011.

Eine Einschränk­ung gibt es aber für Interessen­ten: Eine Einkommens­grenze, die sich am BAföGHöchs­tsatz orientiert. Die Summe liegt aktuell bei 649 Euro im Monat.

„Ich suche seit Anfang September. Leider hat es bislang noch nicht mit einer Besichtigu­ng geklappt.“Martha Lausenmeye­r

 ?? Foto: Peter Fastl ?? Neue Wege geht das Studentenw­erk Augsburg bei der Suche nach freien Wohnungen: Suchanzeig­en sieht man jetzt auf der Straßenbah­n oder auf Semmeltüte­n vom Bäcker. Petra hat die Annonce „Zimmer frei?“beim Brezenesse­n entdeckt.
Foto: Peter Fastl Neue Wege geht das Studentenw­erk Augsburg bei der Suche nach freien Wohnungen: Suchanzeig­en sieht man jetzt auf der Straßenbah­n oder auf Semmeltüte­n vom Bäcker. Petra hat die Annonce „Zimmer frei?“beim Brezenesse­n entdeckt.

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