Augsburger Allgemeine (Land West)
Schwierige Wohnungssuche
Studie In Unistädten eine Bleibe zu finden, ist kompliziert. Noch wird die Situation in Augsburg nicht als kritisch eingestuft. Das könnte sich bald ändern. Was das Studentenwerk plant
Für viele Studienanfänger beginnt der Stress schon vor der ersten Vorlesung, wenn sie versuchen, eine Bleibe zu finden. Das wird in den Universitätsstädten immer schwieriger und teurer. Das bestätigt auch eine aktuelle Studie des MosesMendelssohn-Instituts im Auftrag des Immobilienentwicklers GBI. Untersucht wurden alle Hochschulstandorte mit mehr als 5000 Studenten. Laut der Erhebung kostete ein WG-Zimmer vergangenes Jahr in den Unistädten im Schnitt 330 Euro im Monat, dieses Jahr sind es aber schon 349 Euro.
Augsburg mit seinen 26 000 Studenten landet unter den 91 analysierten Städten auf Platz 27. Die Situation ist demnach zwar deutlich entspannter als in München, Hamburg oder Stuttgart, hat sich aber verschärft und ist angespannt. Den Wohnungssuchenden nutzt die Statistik aber wenig, sie müssen eine bezahlbare Bleibe finden. Dazu gehört auch die 18-jährige Martha Lausenmeyer aus dem Landkreis Ansbach, die ein Lehramtsstudium an der Universität beginnt. „Ich suche seit Anfang September. Leider hat es bislang noch nicht mit einer Besichtigung geklappt. Langsam drängt die Zeit, schließlich beginnt jetzt das Semester. Vorzugsweise schaue ich mich nach WG-Zimmern um, da ich mir nur schwer vorstellen kann, alleine zu leben.“
Besonders schwierig ist es für Studenten, die nicht aus der Region kommen, so wie Karim Aoutouf aus der Nähe von Düsseldorf. Auch er sucht seit einem Monat. „Es gibt wenig Angebote im Internet. Mein Problem ist zudem, dass ich die teure und weite Reise nicht machen will, um dann mit 20 Anderen bei der Besichtigung um eine Wohnung oder ein Zimmer zu wetteifern.“Er könnte sich auch vorstellen, in eine Wohngemeinschaft zu ziehen.
Laut Michael Noghero vom Studentenwerk Augsburg beißt ein Teil der Studenten aufgrund der Marktlage auch in den sauren Apfel und mietet Wohnungen, die über ihrem Budget liegen. „Wir haben solche Fälle in der Sozialberatung des Studentenwerks. Viele ziehen dann so schnell wie möglich in eine günstigere Bleibe um.“Es gebe aber auch Studierende, die Kredite aufneh- men, um sich die Wohnung leisten zu können. Und es gebe noch die Gruppe mit gut betuchten Eltern, die im Studienort eine Wohnung für ihren Nachwuchs erwerben. In den Wohnanlagen des Studentenwerks im Stadtgebiet gibt es 1700 Plätze. Was den Mitarbeitern des Studentenwerks auch auffällt: Immer häufiger übernehmen Eltern die Suche oder unterstützen ihren Nachwuchs zumindest dabei.
Für eine zusätzliche Nachfrage dürfte die geplante Medizinische Fakultät sorgen, die voraussichtlich 2018/19 startet und dann schrittweise aufgebaut wird. Vorgesehen ist, dass an der Fakultät einmal 1500 Studierende eingeschrieben sein werden. Laut Noghero wird die bestehende Wohnanlage in der Bürgermeister-Ulrich-Straße mit Blick darauf um rund 130 Plätze erweitert. „Die vorbereitenden Arbeiten laufen bereits, der Baubeginn wird noch in diesem Jahr erfolgen. Sofern darüber hinaus noch weiterer Bedarf bestehen sollte und das Studentenwerk ein geeignetes Grundstück beim Klinikum erhält, wäre dort mittelfristig auch der Bau einer zusätzlichen kleinen Wohnanlage denkbar“, informiert der Pressesprecher. Die Zimmer in den Häusern des Studentenwerkes sind beliebt, weil diese dank öffentlicher Förderung vergleichsweise günstig sind. Die Plätze werden in einem Losverfahren vergeben. Am meisten werden Einzelappartements nachgefragt. Die älteste Wohnanlage wurde im Jahr 1973 erstmalig bezogen, die neueste 2011.
Eine Einschränkung gibt es aber für Interessenten: Eine Einkommensgrenze, die sich am BAföGHöchstsatz orientiert. Die Summe liegt aktuell bei 649 Euro im Monat.
„Ich suche seit Anfang September. Leider hat es bislang noch nicht mit einer Besichtigung geklappt.“Martha Lausenmeyer