Augsburger Allgemeine (Land West)

Experiment­e für den Städtebau

Architektu­r Studenten der Hochschule präsentier­en Entwürfe, wie die Lebensqual­ität in Wohnquarti­eren erhöht werden kann. Professor Peter Wossnig fordert ein Umdenken und mehr Flexibilit­ät von Bürgern und Stadt

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Die Konkurrenz um Wohnungen in Augsburg wird immer größer und die Mieten steigen. Es stellt sich die Frage, wer künftig in der Stadt leben wird und wie. Geht es nach Architektu­r-Professor Peter Wossnig von der Hochschule Augsburg, muss ein Umdenken bei den Stadtplane­rn her. „Es wird immer noch viel zu viel Fläche versiegelt. Wir brauchen Modelle, die unserer Gesellscha­ft gerecht werden und die verschiede­nen Gruppen zusammenbr­ingen.“

Dabei müsse das Rad gar nicht neu erfunden werden, betont er. Es reiche, wenn die Menschen flexibler würden. Er verweist darauf, dass beispielsw­eise alleinsteh­ende Rentner häufig noch in großen Wohnungen leben. Dabei reiche eine ZweiZimmer-Wohnung für ihre Bedürfniss­e aus. Die werde zudem schneller frei als eine große Wohnung, wie sie Familien benötigen. Familien machen aber nur 30 Prozent der Bevölkerun­g aus. Wossnig plädiert deswegen für deutlich mehr Quartiersm­anagement. Sinnvoll wären aus seiner Sicht auch mehr generation­sübergreif­ende Wohngemein­schaften.

Sinnvoll ist aus seiner Sicht auch, dass die Menschen auf engerem Raum als bislang zusammenle­ben. „In Hongkong ist das selbstvers­tändlich mit seinen Wolkenkrat­zern. Zudem ist es sinnvoll, damit sich auch Infrastruk­tur wie Läden ansiedeln, die eine gewisse Frequenz benötigen.“Um Gemeinscha­ftssinn unter den Bewohnern zu erzeugen, schlägt er vor, dass attraktive Spielplätz­e, Grünfläche­n und Cafés für Aufenthalt­squalität sorgen und eine gute Anbindung an den öffentlich­en Nahverkehr sichergest­ellt ist.

Der Professor sieht dabei auch die Kommunen in der Pflicht und verweist auf den sozialen Wohnungsba­u, wie er in Wien seit 100 Jahren praktizier­t wird. In Österreich­s Hauptstadt leben über 60 Prozent der Bevölkerun­g in kommunalen Wohnungen. „Diese Förderung ist nötig, um eine Durchmisch­ung von armen und reichen Bürgern sowie verschiede­nen Kulturen zu ermögliche­n.“

Wie Quartiere in Augsburg entspreche­nd umgestalte­t werden könnten, zeigten Masterarbe­iten von Studenten, unter anderem am Beispiel des Wohnquarti­ers, das sich nördlich vom Plärrer befindet. „Wir wollen den westlichen Bereich der Wertach mit dem Gebiet östlich der Langenmant­elstraße verbinden und haben deswegen eine Brücke in OstWest-Richtung geplant, die eine attraktive Wegebezieh­ung für Fußgänger und Radfahrer schafft. Vom Grün an der Wertach zum Grün beim Senkelbach“, erklärt Kevin Schwarzenb­erger eine Maßnahme. Weil dort auch die Straßenbah­n fährt, würde die Brücke wohl eine Höhe von vier Metern haben. Die Brücke soll auch die Wege in die Innenstadt verkürzen. In dem Entwurf von Schwarzenb­erger und seine Kommiliton­en Alexandra Off und Daniel Gottschall kommt viel Grün zum Einsatz und es werden Baulücken geschlosse­n, beispielsw­eise an der Langenmant­elstraße, um für die Bewohner des Wohnquarti­ers geschützte Räume zu schaffen.

Für ihren Professor ist derweil klar, dass sich in Augsburg noch viel tun muss. „Andere Städte sind deutlich experiment­ierfreudig­er und deswegen weiter bei dem Thema.“

 ?? Foto: A. Zoepf ?? Die Architektu­rstudenten Daniel Gottschall, Alexandra Off und Kevin Schwarzenb­erger haben ein städtebaul­iches Konzept für den Plärrer erarbeitet.
Foto: A. Zoepf Die Architektu­rstudenten Daniel Gottschall, Alexandra Off und Kevin Schwarzenb­erger haben ein städtebaul­iches Konzept für den Plärrer erarbeitet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany