Augsburger Allgemeine (Land West)
Experimente für den Städtebau
Architektur Studenten der Hochschule präsentieren Entwürfe, wie die Lebensqualität in Wohnquartieren erhöht werden kann. Professor Peter Wossnig fordert ein Umdenken und mehr Flexibilität von Bürgern und Stadt
Die Konkurrenz um Wohnungen in Augsburg wird immer größer und die Mieten steigen. Es stellt sich die Frage, wer künftig in der Stadt leben wird und wie. Geht es nach Architektur-Professor Peter Wossnig von der Hochschule Augsburg, muss ein Umdenken bei den Stadtplanern her. „Es wird immer noch viel zu viel Fläche versiegelt. Wir brauchen Modelle, die unserer Gesellschaft gerecht werden und die verschiedenen Gruppen zusammenbringen.“
Dabei müsse das Rad gar nicht neu erfunden werden, betont er. Es reiche, wenn die Menschen flexibler würden. Er verweist darauf, dass beispielsweise alleinstehende Rentner häufig noch in großen Wohnungen leben. Dabei reiche eine ZweiZimmer-Wohnung für ihre Bedürfnisse aus. Die werde zudem schneller frei als eine große Wohnung, wie sie Familien benötigen. Familien machen aber nur 30 Prozent der Bevölkerung aus. Wossnig plädiert deswegen für deutlich mehr Quartiersmanagement. Sinnvoll wären aus seiner Sicht auch mehr generationsübergreifende Wohngemeinschaften.
Sinnvoll ist aus seiner Sicht auch, dass die Menschen auf engerem Raum als bislang zusammenleben. „In Hongkong ist das selbstverständlich mit seinen Wolkenkratzern. Zudem ist es sinnvoll, damit sich auch Infrastruktur wie Läden ansiedeln, die eine gewisse Frequenz benötigen.“Um Gemeinschaftssinn unter den Bewohnern zu erzeugen, schlägt er vor, dass attraktive Spielplätze, Grünflächen und Cafés für Aufenthaltsqualität sorgen und eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr sichergestellt ist.
Der Professor sieht dabei auch die Kommunen in der Pflicht und verweist auf den sozialen Wohnungsbau, wie er in Wien seit 100 Jahren praktiziert wird. In Österreichs Hauptstadt leben über 60 Prozent der Bevölkerung in kommunalen Wohnungen. „Diese Förderung ist nötig, um eine Durchmischung von armen und reichen Bürgern sowie verschiedenen Kulturen zu ermöglichen.“
Wie Quartiere in Augsburg entsprechend umgestaltet werden könnten, zeigten Masterarbeiten von Studenten, unter anderem am Beispiel des Wohnquartiers, das sich nördlich vom Plärrer befindet. „Wir wollen den westlichen Bereich der Wertach mit dem Gebiet östlich der Langenmantelstraße verbinden und haben deswegen eine Brücke in OstWest-Richtung geplant, die eine attraktive Wegebeziehung für Fußgänger und Radfahrer schafft. Vom Grün an der Wertach zum Grün beim Senkelbach“, erklärt Kevin Schwarzenberger eine Maßnahme. Weil dort auch die Straßenbahn fährt, würde die Brücke wohl eine Höhe von vier Metern haben. Die Brücke soll auch die Wege in die Innenstadt verkürzen. In dem Entwurf von Schwarzenberger und seine Kommilitonen Alexandra Off und Daniel Gottschall kommt viel Grün zum Einsatz und es werden Baulücken geschlossen, beispielsweise an der Langenmantelstraße, um für die Bewohner des Wohnquartiers geschützte Räume zu schaffen.
Für ihren Professor ist derweil klar, dass sich in Augsburg noch viel tun muss. „Andere Städte sind deutlich experimentierfreudiger und deswegen weiter bei dem Thema.“